Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
12.07.2020 | 04:19 | Kokosindustrie 
Diskutiere mit... 
   3   2

Kokosskandal in Thailand: Affen sollen Nüsse für den Export pflücken

Bangkok/Berlin - Tierschützer attackieren die Kokosindustrie wegen angeblicher Ausbeutung von Affen bei der Nussernte. Supermärkte in mehreren Ländern und der Exporteur Thailand reagieren bereits auf die Vorwürfe.

Kokosnussernte Thailand
Affen sammeln Kokosnüsse für Kokosmilch, die rund um die Welt verkauft wird - und werden dabei ausgebeutet. Mit solchen Vorwürfen haben Tierschützer eine für Thailand wichtige Branche konfrontiert. Staat und Handel reagieren. Aber reichen die versprochenen Schritte?
In dem südostasiatischen Staat - einer der größten Produzenten von Kokosmilch - kritisierte die Tierrechtsorganisation Peta den Einsatz von Affen, die zumindest einige der Nüsse pflücken sollen. Sie würden missbraucht. Die Regierung in Bangkok kündigte an, dass Kokosprodukte künftig mit einem Code nachverfolgbar sein sollen, damit klar ist, ob die Nüsse aus einer affenfreien Farm stammen.

Vorausgegangen war eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung von Peta. Aktivisten hatten demnach unter anderem acht Kokosfarmen mit Affen in Thailand besucht, deren Mitarbeiter ihnen gesagt hätten, dass sie zwei große inländische Hersteller belieferten. Diese würden ihre Kokosprodukte unter den Namen Aroy-D und Chaokoh vertreiben. Es gibt sie in Läden auf der ganzen Welt zu kaufen, auch in deutschen. Peta-Angehörige besuchten zudem Affen-Trainingszentren, wo die Tiere missbraucht worden seien.

Mehrere Supermärkte in Großbritannien, den Niederlanden und den USA sollen bereits entsprechende Produkte aus den Regalen genommen haben, wie Medien und Peta berichteten. Auch Tegut in Deutschland habe mit den beiden Marken so verfahren, erklärte ein Firmensprecher. Vom Kochboxen-Anbieter HelloFresh hieß es, man werde ab Oktober nur noch mit Kokosprodukten aus Sri Lanka und Vietnam beliefert. Unter anderem wegen laufender Verträge und Restbeständen würden die Produkte zunächst noch weiter angeboten.

Bei Metro Deutschland hieß es, man habe die von Peta genannten Produzenten und Marken um eine Stellungnahme gebeten - diese hätten betont, keine Affen zu Erntezwecken einzusetzen. Bei Real sagte ein Sprecher, zu mit der Marke Aroy-D gelisteten Kokosnuss-Produkten sei vom Lieferanten die Information gekommen, dass diese nicht aus Thailand stammten. Bei der Marke Chaokoh befänden sie sich noch in der Klärung. Die beiden Firmen gaben an, sie hätten auch weitere Produkte mit Kokosnüssen aus Thailand in ihren Sortimenten untersucht. Ihre Lieferanten hätten auch dort versichert, dass keine Affen bei der Ernte zum Einsatz gekommen seien.

Auch im Rewe-Onlineshop finden sich die beiden kritisierten Marken - meist über Drittanbieter. Es gab jüngst aber auch Aroy-D-Kokosmilch mit Ursprungsland Thailand direkt bei Rewe. Eine Sprecherin sagte, dies sei ein technischer Fehler - das Produkt komme schon seit November 2019 aus Indonesien. In Großbritannien rief Carrie Symonds, Verlobte von Premier Boris Johnson, Supermärkte per Twitter auf, keine Erzeugnisse aus Affenarbeit mehr anzubieten.

Die thailändische Firma Theppaddungporn Coconut, die ihre Produkte unter der von Peta kritisierten Marke Chaokoh vertreibt, wies den Vorwurf von Tierschutzverstößen ebenfalls zurück. Das Unternehmen, das die Marke Aroy-D vertreibt, war zunächst nicht zu erreichen. Thailands Handelsminister Jurin Laksanawisit sagte, dass Affenarbeit in der Branche sehr selten sei. Er rief Diplomaten, Importeure und Tierschützer auf, sich die Kokosfarmen genauer anzuschauen.

Spricht man mit Affentrainern, zeigt sich zumindest teilweise ein anderes Bild. Der 64-jährige Trainer Somchai Duangmunta vom Affentrainingscenter Ban Loong Nan im Süden Thailands etwa sagte, dass Affen auch in der industriellen Kokosnuss-Produktion der Region verbreitet seien: «Wir hängen ziemlich von den Affen ab, weil die Kokosbäume hier sehr hoch sind. Es ist schwer, die Nüsse mit einer Sichel herunterzuholen.» Die Menschen lebten hier schon seit Generationen mit Affen zusammen.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 3 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
dulijä schrieb am 15.07.2020 20:59 Uhrzustimmen(14) widersprechen(15)
Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Affen süchtig gemacht werden müssen, wie die Drogenhunde hierzulande.
Frage: Was wiegt hier schwerer?

Was für eine Stellung nimmt dieser Affentrainer ein?
Kein Affentrainer, keine Affen, die auf Kokospalmen klettern (müssen).
Insight schrieb am 14.07.2020 18:46 Uhrzustimmen(24) widersprechen(9)
Warum wird die Erntehilfe durch Affen angeprangert?
Wenn ein Mensch beim Pflücken abstürzt ist er und seien Familie katastrophal geschädigt. Setzt der Pflücker Maschine ein, so entstehen Schäden und Kosten, die Symbiose zwischen Mensch und Tier ist doch toll.
in Deutschland wird Holz von Pferden gerückt, das wird sogar staatlich gefördert. Hunde arbeiten bei der Drogensuche, als Schlittenhunde ,, Blindenhunde, bei der Jagd,. und anderswo.

Statt die Arbeit von Menschen in anderen Ländern mit ihren natürlichen Methoden bei ihren Abnehmern mit unser westlichen Macht ins schlechte Licht zu setzen, sollten wir sie unterstützen ihre jahrhunderte alten Methoden zeitgemäss zu praktizieren. Ich sehe da eine positive Aufgabe für PETA.
Thomas Werner schrieb am 12.07.2020 15:56 Uhrzustimmen(11) widersprechen(12)
Im LEH war PETA damit schon Ende 2019 vorstellig. Warum erst jetzt der mediale Hype darum ? Und es stimmt, der Ursprung Thailand wird in D überhaupt nicht vertrieben.
  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau