Die im Frühsommer stark gestiegenen Junghennenpreise infolge des Verbots der Tötung männlicher Küken und der gestiegenen
Futterpreise haben viele Eiererzeuger dazu veranlasst, nicht oder nicht voll aufzustallen, ihre Hühner länger legen oder die Tiere mausern zu lassen.
Offenbar funktionieren die beiden letzteren Lösungsansätze nur unzureichend, sodass sich nun für die nachfragestarke Zeit um Weihnachten Engpässe bei Eiern abzeichnen. Die Haushaltskäufe in Deutschland haben bereits im September und Oktober mit +7,7 % und +9,7 % gg. dem Vorjahresmonat deutlich angezogen, wobei sich das Nachfrageplus ausschließlich auf konventionelle Eier bezog (+11,6 % im Okt), während
Bio-Eier stagnieren (-0,1 % im Okt).
Verschärft wir die Situation insbesondere im Norden Deutschlands durch die Aviäre Influenza (Vogelgrippe). Auch aus anderen EU-Ländern und den USA werden Ausbrüche gemeldet, sodass auch Eiprodukte knapp sind.
Die
EU-Kommission erwartet für 2022 -2,5 % weniger Konsumeier. Frankreich als größter Erzeuger sticht daneben mit -8,9 % heraus, ebenso Polen mit -7,4 % und Tschechien mit -7,9 %. Für Deutschland werden -1,5 % erwartet. Entsprechend haben auch die Drittlandimporte in den ersten 8 Monaten mit +42 % kräftig angezogen, wobei das Gros aus der Ukraine kommt. Gleichzeitig sind die Exporte überwiegend nach Japan, in die Schweiz und nach Südostasien um 14 % zurückgegangen.
Diese Situation wirkt sich weltweit preistreibend aus. In den USA haben sich die Eierpreise von rund 1 €/kg auf inzwischen fast 5 €/kg vervielfacht. Im EU-Mittel haben Bodenhaltungseier seit Anfang 2021 von 1,30 €/kg auf inzwischen 2,50 €/kg angezogen,
Freilandeier kosteten in KW 43 rund 3,00 €/kg, Bioeier rund 4,20 €/kg.
An der Süddeutschen Warenbörse wurde in KW 47 für Bodenhaltungseier 26,75 ct/Ei und für Freilandeier 31,25 ct/Ei notiert (Abgabepreise an den Einzelhandel, Größe M, Abnahme 360 Stück, ohne MwSt. und ohne KVP). Verbraucher mussten in Deutschland im Oktober für Eier Kl. M aus
Bodenhaltung im
Schnitt 2,01 €/10 Stück (Vj. 1,65) und für Eier aus
Freilandhaltung 2,53 €/10 Stück (Vj. 2,25) bezahlen. Der Absatz höherpreisiger Eier zeigt sich weiter schwierig.
Für die Eierproduzenten haben sich die Kosten enorm erhöht. Legehennenfutter kostet im November in BadenWürttemberg 53,0 €/dt (Vj. 40,50 €/dt). Auch die Steigerung der Energie- und Lohnkosten sowie die Kostensteigerung bei Verpackungsmaterial verteuern die Produktion. Entsprechend denken Produzenten darüber nach, aus Bio auszusteigen, auf im Ausland erbrütete
Junghennen mit Kükentöten und auf die
Lieferung an die Industrie umzustellen.
Die Situation am Bio-Eiermarkt bleib für die Erzeuger weiter angespannt. Die gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegenen
Verbraucherpreise für Bio-Eier führen auch weiterhin zu einer Kaufzurückhaltung der Verbraucher bei Bio-Eiern.
Während die Bio-Eierproduktion im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr noch stieg, liegt sie mittlerweile unter dem Vorjahresniveau. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Erzeuger aufgrund der unbefriedigenden
Marktsituation ihre Ställe leer lassen oder nur noch reduziert neue Tiere einstallen.
Die Erzeugerpreise für Bio-Eier sind auch im dritten Quartal weiter gestiegen und lagen nach Erhebungen der
AMI und
MEG für die Gewichtsklasse L im Durschnitt bei 31,29 ct/Ei, für die Gewichtsklasse M bei 30,68 ct/Ei. Damit lagen die Preise um 2,59 ct/Ei bzw. 2,29 ct/Ei höher als im dritten Quartal 2021.