Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
18.12.2016 | 01:55 | Agrareinkommen 2016 
Diskutiere mit... 
   2   2

Landwirte im Spagat zwischen Kostenbremse und Korea

Berlin - Die Krisenmonate 2016 stecken den deutschen Landwirten tief in den Knochen.

Agrarwirtschaft 2016
Wie viel die heimischen Bauern für Milch oder Weizen bekommen, hängt längst an schwankenden globalen Märkten. Nach düsteren Vorzeichen im Sommer hellen sich die Aussichten für manche Agrarsparten wieder auf. (c) proplanta
«Wir müssen in der wirtschaftlichen Situation vorsichtig sein», sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied denn auch am Dienstag bei seiner jährlichen Branchenbilanz. Ja, die abgestürzten Weltmarktpreise für Milch und einige andere Produkte beginnen sich nach monatelangem Tief zu erholen.

«Von einer echten Trendwende wollen wir aber nicht sprechen», warnt der oberste Landwirt. Vorerst heißt es für viele Höfen weiter, sich finanziell über Wasser zu halten. Dabei scheinen zumindest einige Lichtblicke für 2017 auf.

Dass die Gewinne nun das zweite Jahr in Folge gesunken sind, schlägt in vielen Betrieben hart ins Kontor. Um acht Prozent schmolzen die Unternehmensergebnisse nochmals zusammen. Das entspricht jetzt einem Monatseinkommen von ungefähr 2.300 Euro brutto je Landwirt, wie der Bauernverband erläutert.

Davon sind auch noch Investitionen zu finanzieren - zumindest die nötigsten. Denn die Preise, die die Bauern erzielen konnten, sind auf breiter Front eingebrochen, wie Rukwied auflistet: Bei Milch minus 17 Prozent im Vergleich zum Wirtschaftsjahr zuvor, bei Ferkeln und Brotweizen minus 9 Prozent.

Zum Gegensteuern haben sich viele Höfe Kostenbremsen verordnet, die aber nicht endlos angezogen bleiben können. Entlastung bringen schon günstigere Preise für Treibstoff und Futter, aber auch die Ausgaben für Dünger und Unkrautvernichter gingen in den vergangenen Monaten herunter. Auf der anderen Seiten stiegen Pachtzahlungen und Löhne.

Deutlich wird nun auch wieder, wie sehr die Branche mittlerweile an internationalen Entwicklungen hängt. Hauptgrund der niedrigen Preise an den Hoftoren waren gesunkene Weltmarktpreise, die sich wiederum nach der globalen Balance von Angebot und Nachfrage richten. Jetzt stützen anziehende Exporte den Markt, da zum Beispiel in China wieder mehr Schweinefleisch und Milchprodukte gekauft werden.

Der Bauernverband wirbt denn auch für die generell umstrittenen Exporte: Zwar würden nur fünf Prozent der Produkte jenseits der EU ausgeführt, dies sei für die Preise aber nicht zu unterschätzen. Auch Japan oder Südkorea böten noch ein größeres Potenzial, analysiert Rukwied.

Die Milchbauern, die im Sommer besonders im Fokus standen, spüren denn auch schon wieder erste Besserung. Die einst teils unter die Schwelle von 20 Cent gesunkenen Erzeugerpreise liegen nun im Schnitt wieder bei 32 Cent je Liter - um die Kosten zu decken, gelten meist mindestens 35 Cent als notwendig.

Krisenresistenter als alle anderen zeigten sich aber einmal mehr die Öko-Bauern, die ihre Gewinne - auch dank zusätzlicher EU-Förderprämien - um mehr als 20 Prozent steigern konnten. Allerdings gelang es ihnen auch, sich vom globalen Trend abzukoppeln - und am deutschen Markt stabile Preise durchzusetzen.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 2 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
kurri Altbauer 86 schrieb am 19.12.2016 16:45 Uhrzustimmen(40) widersprechen(17)
Werter Berufskollege, Sie haben ja vollkommen Recht mit Ihrer Kritik an unseren DBV Boss! Sie haben ihn schon mehrfach das Missfallen des Berufsstandes ausgesprochen. Leider finden Sie kein Gehör, man treibt es nur noch weiter auf die Spitze. So was kann auch nur bei den Bauern vorkommen, bei allen anderen Verbänden und Organisationen kennt man nur ein Ziel, immer weiter aufwärts! Wie soll man eigentlich sich dagegen wehren? Für uns gelten alle die Vergünstigungen, die anderen Berufen gewährt werden, nicht. Wir dürfen in Spitzenzeiten mindestens doppelt so lange arbeiten, als in anderen Sparten unserer Wirtschaft! Auch bin ein solches Opfer geworden. Beide Knie sind der Arthose zum Opfer gefallen, die anderen Gelenke sind auch nicht viel besser. Ich habe jahrein jahraus immer nur gearbeitet, lediglich eine vierwöchige Kur war die einzige Freizeit, dazu kommen noch einige Wochen, die ich nach Arbeitsunfällen im Krankenhaus war. Unser Nachwuchs verlässt das Erbe der Eltern, sie suchen ihr Heil in der gewerblichen Wirtschaft! Dort verdienen sie erheblich mehr in einer geregelten Arbeitszeit mit entsprechende Urlaub. Von unseren 3 Enkellöhnen haben 2 schon den Master bzw. Bachelor, der Jüngste geht noch zum Gymnasium, auch er wird später ein Studium beginnen! Ich habe Aufzeichnungen über die Entwicklung der Erzeugerpreise und der Kosten die für Handwerker gezahlt werden müssen. Das Basisjahr war 1950, der Getreidepreis liegt mit 33,5% unter dem von 1950! Der Stundenlohn, der für einen Elektriker zu zahlen ist, durfte 3708% nach oben steigen! Das normale Brötchen bringt es auf ein Plus von 1280%. Das nur zum Thema einer Ausbeutung der bäuerlichen Bevölkerung! Wir sind inzwischen auf einen unbedeutende Minderheit von 1,5% geschrumpft! Für unsere Politiker eine zu vernachlässigende Menge! Über 70% der Höfe haben schon das Handtuch geworfen, ein Ende ist nicht abzusehen! Es fehlt den meisten Mitbürgern an einem Verständnis für die wirkliche Lage der Landwirtschaft! Solange wir uns nur mit aller Macht ums Überleben kümmern, wird es auch so weitergehen. Was sind da für gigantische Geldmengen „verbrannt“ worden, immer mit der Zusage es werde sich bessern! Die Erträge der meisten Feldfrüchte sind durch Züchtung und durch den verbesserten Pflanzenschutz zum Teil sehr teuer von der chem. Industrie erkauft worden. Es gibt kaum eine Thema, für das man uns die schwersten Fehler anlastet. Für alles macht man uns verantwortlich, ich habe versucht das mit entsprechenden Fakten zu widerlegen. Aber ich meine zu wissen, die Interessen anderer werden anders gewichtet! Wir erzeugen praktisch zum Nulltarif den nötigen Sauerstoff, ohne diesen gäbe es kein Leben auf unserem „blauen Planeten“. Aber dafür mal Danke zu sagen, fällt unseren Mitbürgern wohl unheimlich schwer. Auch das ist ein Grund für meine Anmerkungen.
agricola pro agricolas schrieb am 18.12.2016 11:01 Uhrzustimmen(26) widersprechen(20)
Man lasse sich Vorstehendes auf der Zunge zergehen: Lediglich 5% der EU-Agrarprodukte fließen in den Export jenseits unseres Binnenmarktes ab, dennoch entscheiden selbige dem Vernehmen nach über Wohl und Wehe von uns deutschen/europäischen Bauern, wenn man den Gedankengängen unseres Bauernoberhäuptlings folgen möchte; insbesondere zahlende Verbandsmitglieder scheinen dies noch immer blindgläubig zu tun. Zu den 5% müssen wir ferner mehr als 30% unserer bäuerlichen Erzeugnisse hinzuaddieren, hochpreisig erzeugte, den allerhöchsten Qualitätsstandards entsprechende Produkte, die zu keinem Zeitpunkt jemals auf einem Teller sondern perverserweise direkt in der Tonne landen. Mithin wären annähernd 40% Überschussproduktion innerhalb des EU-Nahrungsmittelsektors durchweg verzichtbar, da diese Übermengen keiner braucht, niemand tatsächlich haben will. Die derzeitigen Preiszugeständnisse an die Bauern für deren mannigfaltige Roherzeugnisse bringen es mehr als eindeutig zum Ausdruck! Warum also nicht alternatives Wertschöpfungspotential im NON-FOOD-BEREICH erschließen!? Aus ökonomischer Sicht lässt sich eine stoische Verweigerungshaltung unserer „EINEN BAUERN-STIMME“ weiterhin kaum mehr glaubhaft begründen!!! Wenn von den noch zur Verfügung stehenden 16 Mio. Hektar LN innerhalb der BRD annähernd 7 Mio. Hektar vollkommen sinnbefreit beackert werden -das Argument, wir Bauern ernähren schließlich den Hunger leidenden Rest Welt, wird mehr als hinfällig- so muss man die Vertrauensfrage stellen, womit man ein „WEITER SO“ im Okzident überhaupt zu rechtfertigen vermag. Wie viele real Hungernde gibt es in Korea und Japan, lt. DBV unseren neu zu erschließenden Zukunftsmärkten!? // Nur wenige deutsche/europäische Bauern erblicken derzeit das erhellende Lichtlein am Ende des Tunnels. Für wie viele Milchviehhalter kommt dieser schwach flackernde Hoffnungsstrahl erheblich zu spät!? „Verabreichen Sie diesen Betrieben nicht eine schallende Ohrfeige mit Ihrer vorstehenden verbandsseitigen Positionierung!?“, hochverehrter Herr Rukwied. Bei einem derzeitigen Monatseinkommen von, aufgemerkt, 2.300,00 € brutto pro Landwirt steht nun im übrigen zunächst einmal bereits eine Beitragserhöhung zur Alterskasse in sicherer Erwartung, und und und ….! // Das Gesabbere im übrigen, lediglich die Ökobetriebe hätten herausragende Einkommenszuwächse, will doch hinterleuchtet sein. Warum so unehrlich!? Werter Herr Rukwied, sprechen Sie es doch aus, dass gerade die hohen, allerdings zeitlich befristeten zusätzlichen Umstellungsprämien Subventionen in Hülle und Fülle auf die dortigen Höfe schwemmten. Sind es dann nun wirklich die TOP-Erträge, die in dieser ÖKO-Sparte das bäuerliche Einkommen sichern, oder in welchem prozentualen Verhältnis ist gerade selbiges von der Willkür anderer absolut fremdbestimmt!? Verschweigen Sie ferner nicht, dass gerade die ÖKOS in Zeiten des Klimawandels jederzeit Totalausfälle mit einkalkulieren müssen. Schaffen Sie zusätzlich diese horizonterhellenden Fakten, damit nicht die Ökobetriebe einerseits engelsgleich medial hofiert, die kommerziellen, durchaus ökologisch wirtschaftenden, mittel- bis langfristig unverzichtbaren Betriebe durchgängig verteufelt werden. Herr Rukwied, Sie versperren wenig souverän den Blick auf das Wesentliche und das könnte extrem fatale Konsequenzen in sich bergen. Die kommerzielle LW ist nach wie vor ein wesentlicherTeil des Ganzen. Eine sachlich nüchterne Feststellung und kein Neidgebaren unter Kollegen, möchte ich hier eindeutig hervorheben!!! // Wie lange im eigentlichen können wir Bauern uns noch einen solchen Verband leisten, der uns vollkommen ignorant kontinuierlich in die sichere Armut treibt!? Jeder ERFOLGREICHE UNTERNEHMER denkt über zwingend erforderliche Veränderungen nach, sobald die Kasse nicht mehr klingelt und schreit nicht sofort in blanker Verzweiflung nach Politik und Staat, in der Hoffnung, Lösungskonzepte von Außenstehenden auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Ein klägliches „WEITER SO“ mag temporär die zielgerichteten Existenzkrisen auf unseren Höhen vielleicht entschleunigen, aber nicht generell verhindern können. An unser landwirtschaftliches Grundübel will diese archaisch narzisstische, „hochgeistige Elitetruppe“ nicht ran, daher schreckt man in „postfaktischen Zeiten“ nicht davor zurück, die Kritiker, die solche Missstände durchaus erkennen und benennen können, einfach als bloße Populisten zu brandmarken. - „Das Problem zu erkennen, ist wichtiger, als die Lösung zu erkennen, denn die genaue Darstellung des Problems führt zur Lösung.“ (EINSTEIN) // Einen schönen 4. Advent noch.
  Weitere Artikel zum Thema

 Agrarexporte nach China: Öffnung für Rindfleisch und Äpfel

 Rohmilchpreise in Deutschland zu niedrig

 Deutschland und China unterzeichnen Aktionsplan zu Kreislaufwirtschaft

 Wieder deutsche Exporte von Rindfleisch und Äpfeln nach China

 Europäische Union: Rekordüberschuss beim Agrarhandel mit Drittstaaten

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken