Niedrige
Erzeugerpreise, der gesetzliche Mindestlohn und die Diskussion über die Tierhaltung drückten auf die Stimmung, sagte der Präsident des Deutschen Bauerverbandes, Joachim Rukwied, am Mittwoch in Berlin. Eine Befragung der Betriebe ergab, dass sich die Situation im Vergleich zum vergangenen Dezember leicht verbessert hat. Der Agrar-Konjunkturindex liege aber noch immer deutlich unterhalb des Durchschnittswertes der vergangenen fünf Jahre.
Die Sorgen um das künftige Geschäft zeigt sich auch in der nachlassenden Investitionsbereitschaft. Die Landwirte wollen der
Umfrage zufolge im kommenden halben Jahr 5,1 Milliarden Euro investieren, vor einem Jahr waren es 6,1 Milliarden. Erheblich weniger investiert werden soll vor allem in die Hof- und Stalltechnik sowie die Wirtschaftsgebäude. Die Bauern seien verunsichert durch die politische Diskussion um bessere Formen der Haltung von Nutztieren, sagte der Bauernpräsident.
Rukwied sagte, die Bauern hätten in den vergangenen Jahrzehnten die Haltungsbedingungen schon deutlich verbessert. Als Beispiele nannte er Ruhezonen für Rinder in den Ställen, mehr Bewegungsmöglichkeiten für die Tiere und ein bessere Belüftung der Ställe. Er verwies auf eine Brancheninitiative für mehr Tierwohl, die demnächst höhere Standards in der Tierhaltung mit einer höheren Vergütung belohnen soll. Dazu soll der Handel bis zu 200 Millionen Euro in einen Fonds einzahlen.
Rukwied erwartet in den nächsten Jahren als Folge des gesetzlichen Mindestlohns steigende Preise für heimisches Obst und Gemüse. So stiegen beispielsweise beim Freiland-Gurkenanbau die Produktionskosten durch die höhere Löhne um 20 bis 25 Prozent, rechnet der Bauernpräsident vor. Die Landwirte müssten das zumindest zum Teil weitergeben: «Die Betriebe brauchen höhere Verkaufserlöse.»
Für
Erntehelfer sind bis Ende 2016 noch tariflich vereinbarte Löhne unter der Mindestlohn-Untergrenze von 8,50 Euro möglich. In den Jahren ab 2016 werde es deshalb spannend, sagte Rukwied. Die Frage sei dann, inwieweit die großen Lebensmittel-Discounter bereit seien, höhere Einkaufspreise zu zahlen. Letztlich entschieden die Verbraucher darüber, ob sie regionalen Produkten treu blieben oder günstigere Ware aus dem Ausland kauften. (dpa)