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13.05.2012 | 08:18 | Weltwirtschaftsforum 
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Landwirtschaft in Afrika soll Aufschwung bringen

Addis Abeba - Afrika ist ein Kontinent mit enormem Potenzial. In vielen der 54 Staaten sind Veränderungen und Umwälzungen im Gange, die vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wären.

Agrarwirtschaft
(c) proplanta
Dennoch gibt es in Afrika noch unermessliche Armut und schlimmes Elend. Wege zu finden, diese Lücke zu schließen, war eines der Hauptthemen auf der Agenda des 22. Weltwirtschaftsforums für Afrika in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, das am Freitag nach drei Tagen zu Ende ging.

Mit Stolz betonten viele der teilnehmenden Staats- und Regierungschefs immer wieder, dass sieben der zehn Länder mit dem stärksten Wirtschaftswachstum in Afrika liegen.

«Privatsektor und Exporte boomen, und der Kontinent beweist immer wieder unglaubliche Kreativität», betonte Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan am Freitag vor Journalisten. Aber mit realistischem Blick fügte er gleich hinzu: «Es gibt dennoch eine andere Seite Afrikas: Während einige immer weiter aufsteigen, bleiben andere zurück.»

Rund 200 Millionen Menschen leiden in Afrika weiterhin an Unterernährung, allein in der westafrikanischen Sahel-Zone sind derzeit sechs Millionen Menschen von einer schweren Hungerkrise bedroht.

«Lebensmittelunsicherheit führt notgedrungen zu Konflikten», sagte der Sänger Bob Geldof, der sich seit Jahrzehnten in Afrika engagiert.

Dass die Landwirtschaft einer der Schlüssel dazu ist, die Situation zu ändern, darin waren sich fast alle der 700 Konferenz-Teilnehmer einig.

Immerhin leben noch immer zwei von drei Afrikanern ausschließlich vom Agrarsektor.

Eines der Probleme ist, dass die meisten afrikanischen Länder zwar riesige Mengen an Landwirtschaftserzeugnissen produzieren, diese aber nicht weiterverarbeiten, lagern oder vermarkten können.

«Wir müssen die gesamte Wertschöpfungskette vervollständigen», forderte der tansanische Präsident Jakaya Kikwete. «Nehmen wir einmal das Beispiel Mangos: Wir produzieren so viele dieser Früchte, exportieren sie zur Weiterverarbeitung und importieren dann den Mangosaft. Warum können wir den Saft nicht selbst herstellen und dann weltweit exportieren?»

Vor allem die unzähligen Kleinbauern des Kontinents könnten den Experten zufolge zu einem nie dagewesenen Aufschwung der Branche beitragen - aber sie brauchen dazu nicht nur die Unterstützung des Privatsektors, sondern auch verbesserte Samen und Düngemittel sowie Training, um wegen der immer unvorhersehbaren klimatischen Bedingungen besser vorausplanen und ihre finanziellen Mittel besser einsetzen zu können.

«Kleinbauern sind der schlafende Riese Afrikas, und wir müssen ihn endlich aufwecken», brachte es Dyborn Charlie Chibonga auf den Punkt, der Vorsitzende der nationalen Kleinbauer- Vereinigung von Malawi (NASFAM).

Zwei der immer wieder auftauchenden Schlagworte, um die zahlreichen Probleme des Kontinents zu bewältigen, heißen «Good Governance» und «Leadership».

Diejenigen, die in Afrika das Sagen haben, müssen sich jetzt dringend um die Schaffung neuer Arbeitsplätze sowie mehr Transparenz, größere Gerechtigkeit und Gleichheit kümmern - oder kurz gesagt: Sie müssen vorwärts denken und der nächsten Generation Perspektiven eröffnen.

«Wachstum ohne die Berücksichtigung dieser Punkte ist ein sicherer Weg in die Katastrophe», sagte Kofi Annan.

Denn bis 2020 wird sich die Zahl junger Menschen in Afrika verdoppeln, Dutzende Millionen neuer Jobs müssen her, damit die Situation nicht außer Kontrolle gerät, bemerkte er.

Die Revolutionen in Ägypten, Tunesien und Libyen haben gezeigt, welche Auswirkungen die Unzufriedenheit der Menschen auf dem Kontinent haben kann. «Es kann kein Wachstum geben, ohne dass die Leute, die es betrifft, an diesem Wachstum teilnehmen können», erklärte Geldof.

Die Angst, dass das Aufbegehren in Nordafrika sich auf den Rest des Kontinents ausbreiten könnte, war in Addis Abeba deutlich spürbar.

Ansätze und Ideen gibt es viele - jetzt kommt es darauf an, diese schnell Realität werden zu lassen. Sonst riskiert der Kontinent, dass der «arabische Frühling» zu einem «afrikanischen Winter» wird, wie es ein Teilnehmer treffend formulierte. (dpa)
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Kommentare 
Volker Seitz schrieb am 13.05.2012 17:08 Uhrzustimmen(132) widersprechen(73)
Was nicht produziert wird kann nicht gegessen werden Afrikas Eliten müssen den Kampf gegen den Hunger wirklich ernst nehmen. Die Investitionen in die ländliche Entwicklung , mit Bildung, Landwirtschaft, Gesundheit und Familienplanung müssen deutlich steigen. Afrika hat weltweit die höchsten Geburtenraten. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Zahl der Menschen in Subsahara-Afrika verdoppeln und bis Ende des Jahrhunderts vervierfachen. Kaum ein Land stellt sich dem Problem. Nicht Wetter oder Spekulanten tragen die Hauptschuld an dem Hungerelend. In nur wenigen Ländern wird die Landwirtsschaft gefördert. Alle Warnsignale wie Hungerrevolten 2008 und 2012 in West und Zentralafrika ignorieren die Regierungen. Trotz steigender Ernährungsunsicherheit und sinkender landwirtschaftlicher Produktion gehen mit Ausnahme von Ruanda, Madagaskar, Malawi und Mali nur fünf Prozent des Staatsbudgets in die Landwirtschaft. In den vier genannten Ländern sind es 10 Prozent. Das ist so weil die Landwirtschaft im Gegensatz zu Öl, Diamanten oder Gold nicht durch eine kleine Elite zu beherrschen ist. Dort wo Menschen hungern, rufen die Regierungen nach Hilfe aus Europa oder Amerika anstatt selbst Verantwortung zu übernehmen. Diese kurzfristigen Hilfen zerstören aber gleichzeitig die lokalen Märkte. 80 Prozent der Bevölkerung lebt auf dem Lande Es fehlt an Wasser, an Speichern, Anbautechniken, einer Infrastruktur wie ganzjährig befahrbare Pisten und einer funktionierenden Distribution. Dreißig Prozent des Getreides, Obst und Gemüse verrotten auf dem Weg vom Acker zur Ladentheke. Ursache der Nachernteverluste sind unsachgemäße Lagerung, Feuchtigkeit und Schädlingsbefall. Durch verbesserte Anbaumethoden und Schutz vor Erosion und Versalzung könnten die Erträge leicht verdoppelt werden. Die Landbevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft und Viehzucht , wobei die Ernährung der eigenen Familie im Mittelpunkt steht. Der Bedarf des Kontinents an Nahrungsmitteln kann so nicht gedeckt werden. 300 000 Tonnen Lebensmittel müssen jedes Jahr eingeführt werden. Volker Seitz, Autor "Afrika wird armregiert
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