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13.05.2010 | 14:19 | Artenvielfalt 

Landwirtschaft schafft Vielfalt an Arten in der Kulturlandschaft

Berlin - „Die deutsche Land- und Forstwirtschaft will ihren Beitrag dazu leisten, den Rückgang der biologischen Vielfalt bis zum neu festgesetzten Jahr 2020 zu stoppen“.

Landwirtschaft schafft Vielfalt an Arten in der Kulturlandschaft
Dies erklärte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, auf dem DBV-Perspektivforum zur Biodiversität in der Kulturlandschaft am Montag. Biodiversität dürfe man nicht nur verengt im Rahmen der allgemeinen Naturschutzdiskussion sehen, vielmehr gehe es auch um die Vielfalt an Lebewesen, die die Produktivität der Böden sicherstellten sowie um die Vielfalt an landwirtschaftlichen Kulturarten und Sorten, die die Ernährung der Menschen auch künftig sicherstellten, erklärte Sonnleitner. Ohne die Land- und Forstwirtschaft sei die Artenvielfalt nicht zu erhalten. Die land- und fortwirtschaftliche Nutzung habe die heute als schützenswert angesehene Kulturlandschaft sowie die Vielfalt an Arten und Biotopen in Deutschland und Europa erst ermöglicht. Andererseits könne niemand erwarten, dass auf einem modernen Getreideacker eine Artenvielfalt wie vor 150 Jahren herrsche. Auch die Einflüsse des Klimawandels auf die Biodiversität sei noch weitgehend ungeklärt, erklärte Sonnleitner.

An den anwesenden Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen gewandt, sprach Sonnleitner die Hoffnung aus, auf dem erfolgreichen Pfad der Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz zu bleiben und dies fortzusetzen. In den vergangenen zehn Jahren habe der Bauernverband bei verschiedenen Projekten deutlich gemacht, dass der Berufsstand sehr daran interessiert sei, Naturschutz zielführend, praktikabel und effizient mit der Landwirtschaft zu betreiben. „Mich schockieren deswegen Behauptungen, die Landwirte seien die Artenkiller Nr. 1“, empörte sich Sonnleitner. Solche unfairen Behauptungen frustrierten nur all diejenigen Landwirte, die sich sehr für den Artenschutz in ihrer Heimat engagieren würden. Er sei nicht länger bereit, die Berufskollegen weiterhin zum Engagement im Naturschutz aufzurufen, wenn dieses Engagement von einigen Naturschutzorganisationen mit Füßen getreten werde, als singuläre Maßnahme abqualifiziert werde oder die Landwirte gar als Artenkiller diffamiert würden. Dabei seien Heidelandschaften und ausgemergelte Magerrasen zwar Standorte hoher Artenvielfalt, aber weder nachhaltig in ihrer Bewirtschaftung, noch in der Lage, verlässlich die Nahrungsversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. „Es bedarf also heute intelligenterer Strategien und Instrumente, um den Schutz der Arten und Biotope sicherzustellen“, erklärte Sonnleitner.

Der Umweltbeauftragte des DBV und Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes, Friedhelm Decker, unterstrich die Bedeutung der Partnerschaft zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Diese gelte es weiter zu stärken und als Zukunftsstrategie zu fördern. Wenn die bisherigen Anstrengungen und Strategien nicht zu einem Stopp des Artenverlustes bis zum Jahr 2010 geführt hätten, der kooperative Naturschutzansatz aber erfolgreich gewesen sei, dann müsse nun „die Dekade des kooperativen Naturschutzes ausgerufen werden“, betonte Decker. Dieser sei zielführender als das Ordnungsrecht, da der Landwirt als Partner angesehen werde und als Unternehmer auch weiterhin Entscheidungsfreiheit behalte. Der kooperative Naturschutz sei ohne Alternative, wenn für den Naturschutz mehr erreicht werden soll. Zumindest für alle Arten, die von einer Bewirtschaftung bzw. Nutzung der Fläche abhängig seien.

Die Agrarumweltprogramme mit freiwilligen Umwelt- und Naturschutzleistungen der Landwirte seien anerkannt und etabliert und würden über die 2. Säule der Agrarpolitik gefördert. „Nach wie vor werde auf fast jedem dritten Hektar von den deutschen Landwirten freiwillig eine Leistung für Natur und Umwelt erbracht“, stellte Decker heraus. Hemmschuh für eine weitere Ausdehnung der Agrarumweltprogramme seien zumeist fehlende Kofinanzierungsmittel in den Bundesländern, zu starre Vorgaben von Brüssel oder aber die Angst der Verwaltung vor der Kontrollierbarkeit etwa bei teilflächenspezifischen Maßnahmen.

Decker zeigte eine Reihe von Projekten im Natur- und Artenschutz auf, die in Deutschland von den Landwirten vorangetrieben würden. Die Summe der einzelnen Beispiele und Aktivitäten sollte nicht unterschätzt werden. „Der Naturschutz schadet sich selbst, wenn das Engagement der einzelnen Landwirte und des Berufsstandes lediglich als Initiativen bezeichnet und als singuläre Maßnahmen abqualifiziert werden“, kritisierte Decker, der gleichzeitig neue Ansätze zur Weiterentwicklung aufzeigte. Als Beispiel nannte Decker den „Angebotsnaturschutz“. Gemeinden oder Landkreise könnten die Pflege von Flächen oder speziellen Naturschutzmaßnahmen ausschreiben. In Anbetracht knapper Finanzmittel und fehlender Finanzierungsalternativen könnte hiermit die Effizienz der eingesetzten Naturschutzmittel entschieden verbessert werden und die Landwirte würden klar definierte Leistungen erbringen. In diesem Sinne sollte auch der Ankauf von Flächen nur noch im Ausnahmefall praktiziert werden, denn der Ankauf einer Fläche habe mit Naturschutz noch nichts zu tun, binde aber erhebliche Finanzmittel. (DBV)
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