Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
30.12.2016 | 07:34 | Nachhaltigkeit 
Diskutiere mit... 
   1   2

Landwirtschaft steht vor Systemänderung

Osnabrück - Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt sieht die Landwirtschaft vor einem tiefgreifenden Wandel.

Landwirtschaft Nachhaltigkeit
Bio oder konventionelle Landwirtschaft - viele Menschen sehen zwischen beiden Alternativen eine klare Trennung. Aber wenn die Landwirtschaft eine Zukunft haben soll, müssen sich beide Systeme aufeinander zubewegen, meint man bei der Bundesstiftung Umwelt. (c) proplanta
«Wir stehen an der Schwelle einer Systemänderung», sagte der Generalsekretär der Stiftung, Heinrich Bottermann, der Deutschen Presse-Agentur in Osnabrück. Die Branche müsse sich in den kommenden Jahren deutlich mehr auf Nachhaltigkeit und den sparsamen Umgang mit Ressourcen einstellen. Viele Probleme von der Tierhaltung bis zum Umgang mit Dünger und der Belastung von Böden und Luft würden sich lösen, wenn Nachhaltigkeitskriterien ernster genommen würden.

«Mein Eindruck ist schon, dass die Landwirte dazu bereit sind», sagte Bottermann. Allerdings müssten auch die Verbraucher bereit sein, für nachhaltiger hergestellte Produkte auch mehr auszugeben: «Wenn die Gesellschaft bestimmte Ansprüche an die Landwirtschaft hat, muss sie das auch bezahlen.»

Er rechne damit, dass sich in den nächsten Jahren die konventionelle und die Öko-Landwirtschaft immer mehr annähern werden. «Weder die ökologische noch die konventionelle Landwirtschaft sind alleine der richtige Weg», betonte Bottermann. Die konventionellen Betriebe müssten sich der Diskussion um ihre Tierhaltung stellen, aber auch Problemen wie der Stickstoffbelastung von Grundwasser, Flüssen, Seen und Luft.

Die Ökolandwirtschaft habe zwei große Probleme: Die bei der Pflanzenproduktion dem Boden entzogenen Nährstoffe würden kaum ersetzt und der Flächenbedarf sei sehr groß. Der Ertrag einer Fläche, die nach den Regeln des Ökolandbaus bewirtschaftet werde, sei etwas mehr als die Hälfte des konventionellen Landbaus. «Ich brauche viel mehr Fläche, und wenn ich die Fläche in Deutschland nicht habe, dann hole ich mir die Ökolebensmittel aus China, aus Südamerika und aus Südafrika», sagte Bottermann. Dann stelle sich mit Blick auf die Transportwege die Nachhaltigkeitsfrage. Ebenso werfe die Qualitätssicherung Fragen auf. Ökolandwirtschaft allein sei daher nicht die Lösung aller Probleme.

Der Ressourcenaufwand für ein Kilo Lebensmittel sei nicht geringer als bei der konventionellen Landwirtschaft. In den nächsten Jahren müssten daher die Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenverbrauch wichtiger werden, sagte Bottermann. «Auch die Gesellschaft muss sich diesen Themen gegenüber mehr öffnen.» Den Verbrauchern müsse man beim Einkauf mehr Informationen über den Energieverbrauch, Flächen- und Rohstoffverbrauch von Lebensmitteln geben.

Der Anteil der Bio-Höfe in Deutschland steigt nach Zahlen des Bundesagrarministeriums. Ende vergangenen Jahres setzten 8,7 Prozent der Betriebe auf ökologische Landwirtschaft. Im Vorjahr hatte der Anteil noch bei 8,3 Prozent gelegen. Die Zahl der Bio-Bauernhöfe stieg um 5,7 Prozent auf 24 736. Diese Höfe bewirtschaften auch einen zunehmenden Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche: 1.088838 Hektar waren es Ende 2015. Zwar waren das 3,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, jedoch nur 6,5 Prozent der Gesamtfläche, die in Deutschland für die Landwirtschaft genutzt wird.

Die Landwirtschaft mache sich derzeit auf den Weg und rüste sich für Veränderungen. «Ich glaube, dass die Gesellschaft mehr reflektiert, welche Leistung die Landwirtschaft für unsere Gesellschaft übernimmt», sagte Bottermann. So sei die Kulturlandschaft in Europa Ergebnis bäuerlichen Wirkens, was auch immer mehr Menschen zu schätzen wüssten. Letztlich werde sich daher auch das Image der Landwirtschaft zum Positiven wenden.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
cource schrieb am 30.12.2016 09:53 Uhrzustimmen(58) widersprechen(63)
die systemänderung kann man doch nicht allein in der landwirtschaft vollziehen, nachhaltigkeit ist in der gesamten gesellschaft erforderlich und die neoliberale marktwirtschaft ist diesbezüglich nachweislich nicht reformierbar, weil sie nur auf kurzfristigen gewinn ausgerichtet ist, nachhaltigkeit geht nur wenn alle menschen gleichrangig auf augenhöhe einbezogen werden
  Weitere Artikel zum Thema

 BUND fordert Umbau der Landwirtschaft in Sachsen

 Bla, bla, bla oder Quantensprung? 30 Jahre Klimarahmenkonvention

 Neuartige Atomreaktoren auf Jahrzehnte nicht marktreif nutzbar

 Kernkraft-Gipfel: Staaten planen schnelleren Ausbau von Atomenergie

 Landwirtschaftsbetriebe in Sachsen überdurchschnittlich groß

  Kommentierte Artikel

 Ukrainisches Getreide macht EU-Märkte nicht kaputt

 Jedes vierte Ei in Deutschland aus Rheinland-Pfalz

 Hundesteuer steigt - Rekordeinnahmen bei Kommunen

 Neuartige Atomreaktoren auf Jahrzehnte nicht marktreif nutzbar

 Milliardenschweres Wachstumspaket kommt, aber ohne Agrardiesel-Subventionen

 Wieder Bauernproteste in Berlin

 Cholera-Alarm: Impfstoffproduktion muss hochgefahren werden

 Deutsche Wasserspeicher noch immer unterhalb des Mittels

 Staaten kündigen beschleunigten Ausbau von Atomkraft an

 Bamberger Schlachthof vor dem Aus