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23.12.2016 | 10:42 | Agrareinkommen 2016 

Landwirtschaftliches Einkommen verharrt auf niedrigem Niveau

Freiburg -  Zur traditionellen Weihnachtspressefahrt des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes sprach Verbandspräsident Werner Räpple über die wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft.

Agrareinkommen 2016
(c) proplanta
„Im vergangenen Jahr mussten wir drastische Einkommensverluste hinnehmen und nach der Talfahrt der Erzeugerpreise im Jahr 2016 mussten wir mit dem Schlimmsten rechnen", erklärte der Bauernpräsident.

Im bundesweiten Schnitt seien die Unternehmensergebnisse der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe um acht Prozent auf 39.700 Euro je Betrieb gesunken, Baden-Württemberg liege mit 35.135 € je Betrieb weit unter dem Durchschnitt, berichtete der BLHV-Präsident. Das Ergebnis berge Licht und Schatten, in der Summe seien die Unternehmensergebnisse der badischen Landwirte um weniger als ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Auf Schweinehaltung oder Ackerbau spezialisierte Betriebe hatten jedoch massive Verluste zu verzeichnen, so Räpple weiter.

Die Veredlungsbetriebe erwirtschafteten nur einen Gewinn von je 27.021 Euro, das entspricht einem Verlust von 20 Prozent gegenüber dem Wirtschaftsjahr 2014/2015. Auch für die Ackerbaubetriebe in Baden-Württemberg endete das Wirtschaftsjahr 2015/2016 mit einem deutlichen Minus: ihr Unternehmensgewinn verringerte sich um 10 Prozent auf nur noch 33.571 Euro pro Betrieb.

Die milcherzeugenden Betriebe konnten ihr Unternehmensergebnis um 2,3 Prozentpunkte auf 37.374 Euro je Betrieb leicht verbessern. Die Milch- und Ackerbauern sowie die Schweinehalter hatten aber schon im Wirtschaftsjahr 2014/2015 Verluste von rund 30 Prozent zu verbuchen.

Explizite Betriebsergebnisse für die Bereiche Obst und Weinbau liefert die Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der Ländlichen Räume, Schwäbisch Gmünd LEL. Obstbaubetriebe konnten sich von dem Katastrophenjahr 2015 erholen, so legten die Betriebsergebnisse im Obstbau deutlich zu und verbesserten sich um rund 42 Prozent auf 40.477 Euro je Haupterwerbsbetrieb. Auch Weinbaubetriebe konnten ihre Gewinne verbessern, ihre Betriebsergebnisse schlossen mit einem Zuwachs von 14 Prozent bei 49.333 Euro das Wirtschaftsjahr 2015/2016 ab.

In Baden-Württemberg gibt es 41.600 Betriebe. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt ca. 34 Hektar. Im Land wirtschaften ungefähr 36 Prozent der Betriebe im Haupterwerb und 64 Prozent im Nebenerwerb. Im Bundesdurchschnitt haben sich die Unternehmensergebnisse der Nebenerwerbsbetriebe deutlich verschlechtert. Die Veränderung zum Vorjahr beträgt minus 15 Prozent auf 11.900 Euro je Betrieb. Rückläufige Aufwands- und Ertragspositionen deuten darauf hin, dass sich die Betriebsleiter stärker auf ihre außerlandwirtschaftliche Erwerbstätigkeit konzentrieren.

„Die finanziellen Reserven der bäuerlichen Familienbetriebe sind aufgebraucht", betonte Räpple. Die Unternehmensgewinne seien zu niedrig um daraus ein erträgliches Familieneinkommen zu generieren, dementsprechend könne auch kaum Eigenkapital gebildet werden. Es fehle derzeit sogar das Geld um wichtige Betriebsmittel, wie Düngemittel für das Frühjahr, zu kaufen, teilte Räpple besorgt mit.

Betriebe, welche vor dem Jahreswechsel keine EU-Fördermittel ausgezahlt bekämen, müssten ihre Liquidität über neue Kredite sichern. Räpple betonte daher, dass die EU-Fördermittel keine Gefälligkeiten seien, sondern berechtigte Ausgleichszahlungen für die Öffnung des europäischen Agrarmarktes vor 25 Jahren. Seitdem orientierten sich die Erzeugerpreise am Weltmarkt, diese deckten aber nicht die Produktionskosten der heimischen Landwirtschaft. Nur wenn die Subventionen verlässlich und im vollen Umfang ausgezahlt würden, könne die Landwirtschaft in Deutschland existieren.

Die krisengebeutelten Milch- und Fleischmärkte werden sich allem Anschein nach im kommenden Jahr erholen. Der Aufwärtstrend des Milchmarktes könnte schon durch kleinste Überschussmengen ausgebremst werden. BLHV-Präsident Räpple rät deshalb zu starken Regionalmarken, wie sie zum Beispiel von der Schwarzwaldmilch etabliert wurden.

Laut Räpple sei die Entwicklung sogenannter „Mehrwertprodukte" ein wichtiges Instrument zur Stabilisierung aller landwirtschaftlichen Einkommen in Krisenzeiten. Zudem sei das Verteilen des einzelbetrieblichen Einkommens auf verschiedene Betriebszweige ein sehr gutes Risikomanagement, so Räpple weiter. Er fordere daher, insbesondere von der Landespolitik, dass die betriebswirtschaftliche Vielfalt der bäuerlichen Familienbetriebe gefördert und unterstütz werde.
bbd
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