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04.06.2011 | 08:04 | Landwirtschaftszählung 2010 

Landwirtschaftszählung 2010 Schleswig-Holstein: Weiterer Strukturwandel zu weniger, aber größeren Betrieben

Kiel - In Schleswig-Holstein haben im vergangenen Jahr.14.123 landwirtschaftliche Betriebe zusammen 995.637 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche (ha LF) bewirtschaftet.

Großbetrieb
Dies geht aus der 2010 bundesweit durchgeführten Landwirtschaftszählung hervor, deren Ergebnisse für Schleswig-Holstein jetzt vom Statistikamt Nord vorgelegt wurden. Befragt worden sind alle landwirtschaftlichen Betriebe mit mindestens fünf ha LF oder einem bestimmten Mindestumfang der tierischen oder pflanzlichen Produktion. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag bei 70 ha LF und somit deutlich oberhalb des Durchschnittswerts von 57 ha zur letzten Landwirtschaftszählung 1991. Verglichen mit dem aktuellen Bundesdurchschnitt von 56 ha sind schleswig-holsteinische Betriebe überdurchschnittlich groß.


Rechtsformen der landwirtschaftlichen Betriebe

Rund 92 Prozent der Betriebe waren der Rechtsform nach Einzelunternehmen und damit „klassische Familienbetriebe". Knapp zwei Drittel dieser Einzelunternehmen wurden im Haupterwerb bewirtschaftet. Die durchschnittliche LF dieser Betriebe belief sich auf 85 ha und lag somit ebenfalls deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 60 ha. Diejenigen Haupterwerbsbetriebe, die Vieh hielten, wiesen in Schleswig-Holstein eine durchschnittliche Bestandsgröße von gut 113 Großvieheinheiten (GVE) auf.

Die Nebenerwerbsbetriebe (ein Drittel der Einzelunternehmen) bewirtschafteten durchschnittlich 30 ha. Auch in diesem Bereich rangierten schleswig-holsteinische Betriebe über dem Bundesdurchschnitt von 21 ha. Der durchschnittliche Viehbestand belief sich bei Vieh haltenden Nebenerwerbsbetrieben auf rund 30 GVE.

Darüber hinaus waren in Schleswig-Holstein 972 Betriebe (dies entspricht knapp sieben Prozent) der Rechtsform nach Personengesellschaften (zum Beispiel Gesellschaften bürgerlichen Rechts, GbR) sowie 131 Betriebe (ein Prozent) der Rechtsform nach juristische Personen (wie beispielsweise eingetragene Genossenschaften, e. G.). Verglichen mit den Ergebnissen der letzten Landwirtschaftszählung 1999 ist insbesondere die Bedeutung von Personengesellschaften gestiegen, die Anzahl von seinerzeit rund 400 Betrieben hat sich inzwischen mehr als verdoppelt.


Betriebsgrößen

Ein knappes Drittel aller 14.123 landwirtschaftlichen Betriebe verfügte über weniger als 20 ha. Diese Betriebe bewirtschafteten zusammen jedoch nur vier Prozent der LF in Schleswig-Holstein. Nahezu die Hälfte der Betriebe (46 Prozent) gehörte der Größenklasse von 20 bis unter 100 ha an, die zusammen gut ein Drittel der LF insgesamt bewirtschafteten. Auf die Größenklasse von 100 bis unter 200 ha entfielen rund 18 Prozent der Betriebe und ebenfalls ein Drittel der LF. Fünf Prozent der Betriebe gehörten schließlich der Größenklasse 200 ha und mehr an. Diese Betriebe bewirtschafteten zusammen ein Viertel der gesamten LF. '

Seit 1999 nahm damit die Anzahl der Betriebe mit weniger als 100 ha ab: Nachdem sie 1999 noch 86 Prozent der Betriebe stellten, betrug ihr Anteil 2010 nur noch 77 Prozent. Die Anzahl der Betriebe in den Größenklassen von 100 ha und mehr nahm hingegen kontinuierlich zu. Der Anteil dieser Betriebe an allen landwirtschaftlichen Betrieben Schleswig-Holsteins stieg von 14 Prozent im Jahr 1999 auf 23 Prozent 2010.

Anzahl Landwirtschaftlicher Betriebe in Schleswig-HolsteinBild vergrößern
Anzahl Landwirtschaftlicher Betriebe (Quelle: Statistik-Nord)
Landwirtschaftlich genutzte Fläche in Schleswig-HolsteinBild vergrößern
Landwirtschaftlich genutzte Fläche (Quelle: Statistik-Nord)

Bodennutzung


Bei der Bodennutzung dominierte 2010 zu gut zwei Dritteln der LF das Ackerland mit 674.283 ha. 292.192 ha davon - und damit ca. 43 Prozent - wurden mit Getreide bestellt. Auf weiteren 175.669 ha - einem Viertel der Ackerfläche - wurde Silomais, der unter die Kategorie Pflanzen zur Grünernte fällt, angebaut. 7.758 ha der Ackerfläche entfielen auf den Gartenbau (Gemüse, Zierpflanzen). Die zweitwichtigste Bodennutzungsart war 2010 das Dauergrünland mit 313.892 ha. Weitere 6 .70 ha LF wurden mit Dauerkulturen bewirtschaftet. Außerhalb der LF bewirtschafteten die befragten Betriebe noch 49.639 ha Waldflächen.

Bodennutzung in Schleswig-HolsteinBild vergrößern
Bodennutzung ind Schleswig-Holstein (Quelle: Statistik-Nord)


Flächeneigentum und Pachtflächen


498.095 ha (etwa die Hälfte der LF) befanden sich im Eigenbesitz der Landwirte, bei der anderen Hälfte handelte es sich um Pachtflächen. Damit blieb die Pachtquote im letzten Jahrzehnt nahezu konstant. Rund 60 Prozent der gepachteten Flächen waren Ackerland, ein Drittel der Flächen war gepachtetes Dauergrünland und fünf Prozent entfielen auf sonstige Pachtflächen, zum Beispiel solche unter Glas oder für den Obstanbau. Das durchschnittliche Pachtentgelt betrug im letzten Jahr für Ackerland 339 Euro je Hektar, Grünland kostete mit rund 208 Euro je Hektar deutlich weniger. Für sonstige Pachtflächen waren im Durchschnitt 316 Euro je Hektar zu entrichten. Seit der letzten Landwirtschaftszählung sind die Pachtpreise deutlich gestiegen. So betrug der durchschnittliche Pachtpreis vor elf Jahren für Ackerland noch umgerechnet 286 Euro je Hektar, sonstige Pachtflächen kosteten 256 Euro je Hektar. Beim Grünland hingegen lag der Durch-schnittspreis je Hektar schon damals bei rund 210 Euro.


Viehhaltung

Mit 82 Prozent betrieb 2010 die überwiegende Mehrheit aller 14.123 Betriebe Viehhaltung. Zahlenmäßig stärkste Gruppe waren die Rinderbetriebe (7 943). Davon waren knapp zwei Drittel auf Milchviehhaltung spezialisiert mit durchschnittlich 72 Milchkühen.

1.742 Betriebe hielten Schweine, durchschnittlich 930 Tiere. Die Schafhaltung spielte in Schleswig-Holstein mit seinen zahlreichen Deichflächen im Bundesvergleich eine bedeutende Rolle: 1.925 Betriebe hielten insgesamt 281.728 Schafe. Damit weist das nördlichste Bundesland nach Bayern den zweitgrößten Schafbestand Deutschlands auf.

Der durchschnittliche Ziegenbestand bei den 537 schleswig-holsteinischen Ziegenhaltern lag hingegen bei zehn Tieren, so dass es sich hier oft um Hobbyhaltungen handeln dürfte.

Darüber hinaus wurden auf 4.405 landwirtschaftlichen Betrieben insgesamt 43.584 Pferde und andere Einhufer (zum Beispiel Esel) gehalten.

Die durchschnittliche Anzahl der Hühner je Hühner haltendem Betrieb lag bei 1.752, bei einer Gesamtanzahl von rund 3,1 Mio. Hühnern und anderem Geflügel.


Betriebswirtschaftliche Ausrichtung

Die in Schleswig-Holstein sehr verbreitete Viehhaltung spiegelte sich auch in der betriebswirtschaftlichen Ausrichtung4 wider. Knapp zwei Drittel der 14.123 Betriebe wirtschafteten als Futterbau- (überwiegend Rinder-, Schaf- oder Pferdehaltung) oder Veredlungsbetriebe (überwiegend Schweine- oder Geflügelhaltung). Bei rund einem Viertel handelte es sich um spezialisierte Ackerbau-, Gartenbau- und Dauerkulturbetriebe, und die restlichen elf Prozent entfielen auf Verbund- bzw. Gemischtbetriebe, die keiner eindeutigen Spezialisierungsrichtung zuzuordnen waren.

Betriebswirtschaftliche Ausrichtung schleswig-holsteinischer BetriebeBild vergrößern
Betriebswirtschaftliche Ausrichtung schleswig-holsteinischer Betriebe (Quelle: Statistik-Nord)


Ökologischer Landbau

442 beziehungsweise gut drei Prozent der befragten schleswig-holsteinischen Betriebe wirtschafteten nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus (nach EG-Ökoverordnung Nr. 834/2007). Verglichen mit 1999 hat sich die Anzahl der Ökobetriebe damit nahezu verdoppelt. Dabei waren 33.044 ha oder knapp 3,3 Prozent der schleswig-holsteinischen LF insgesamt in die ökologische Wirtschaftsweise einbezogen. 8.997 ha hiervon entfielen auf den Getreideanbau, auf 1.050 ha wurden Gartenbauerzeugnisse produziert. Dauergrünland waren 14.128 ha und damit knapp die Hälfte der Ökoflächen.

Zu den Viehbeständen, die in die ökologische Wirtschaftsweise einbezogen wurden, zählen 22.357 Rinder, 10.332 Schweine, 11.387 Schafe, 964 Pferde und andere Einhufer sowie 58.451 Hühner und anderes Geflügel. Während diese Viehbestände jeweils einen Anteil von weniger als fünf Prozent am Gesamtviehbestand Schleswig-Holsteins ausmachten, stellten die 2.820 ökologisch gehaltenen Ziegen rund die Hälfte aller schleswig-holsteinischen Ziegen dar.

Bodennutzung der Ökobetriebe in Schleswig-HolsteinBild vergrößern
Bodennutzung der Ökobetriebe (Quelle: Statistik-Nord)


Einkommensquellen

4.326 und damit ein knappes Drittel aller schleswig-holsteinischen Betriebe erzielte Umsätze aus Einkommenskombinationen. Dies sind Tätigkeiten außerhalb der klassischen pflanzlichen und tierischen Produktion, die im landwirtschaftlichen Betrieb mit zugehörigen Betriebsmitteln (wie zum Beispiel Maschinen oder Gebäuden) ausgeübt werden. Bei Betrieben der Größenklasse von 200 ha und mehr waren sogar 46 Prozent der Betriebe in diesem Bereich aktiv.

Die häufigsten alternativen Einkommensquellen stellten dabei „Erzeugung erneuerbarer Energien", „Arbeiten für andere landwirtschaftliche Betriebe" sowie „Pensions- und Reitsportpferdehaltung" dar, die jeweils von mehr als 1.000 Betrieben angegeben wurden. Im Bereich „Fremdenverkehr, Beherbergung, Freizeitaktivitäten" sowie „Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse" waren 860 bzw. 660 Betriebe aktiv. Bei rund der Hälfte der im Bereich der Einkommenskombinationen aktiven Betriebe betrug der hierdurch erwirtschaftete Anteil am Gesamtumsatz des Betriebes jedoch maximal zehn Prozent.

Häufigste Einkommenskombinationen Landwirtschaftlicher Betriebe in Schleswig-HolsteinBild vergrößern
Häufigste Einkommenskombinationen Landwirtschaftlicher Betriebe (Quelle: Statistik-Nord)


Beschäftigungsverhältnisse und Hofnachfolge

Landwirtschaftliche Betriebe in Schleswig-Holstein boten 2010 insgesamt 45.384 Personen einen Arbeitsplatz. Die größte Gruppe stellten weiterhin die Familienarbeitskräfte mit 24.450 Personen (54 Prozent der Arbeitskräfte insgesamt), darunter 8.410 Frauen (dies entspricht einem Drittel der Familienarbeitskräfte). Dennoch ist seit 1999 ein kontinuierlicher Rückgang der Familienarbeitskräfte, parallel zur sinkenden Anzahl landwirtschaftlicher Einzelunternehmen zu verzeichnen. Mit 13.481 Personen war der größere Anteil der Familienarbeitskräfte auf den landwirtschaftlichen Betrieben teilbeschäftigt, 10.969 Familienarbeitskräfte waren vollbeschäftigt. Vollständig oder teilweise in Einkommenskombinationen arbeiteten 4.728 oder rund ein Fünftel der Familienarbeitskräfte.

Weiterhin gab es 9.450 ständige, familienfremde Arbeitskräfte (rund 20 Prozent der Arbeitskräfte insgesamt), darunter 2.534 Frauen. Der Anteil der ständig Beschäftigten nahm im Gegensatz zu den Familienarbeitskräften seit 1999 zu. Vollbeschäftigt waren 4.882 der ständigen Arbeitskräfte, 4.568 Personen hingegen teilbeschäftigt. Rund 1.461 der ständigen Arbeitskräfte arbeiteten vollständig oder teilweise in den Einkommenskombinationen.

Darüber hinaus waren 2010 insgesamt 11.484 Saisonarbeitskräfte (ein Viertel der Arbeitskräfte insgesamt), darunter 4.926 Frauen, in der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft tätig. Mit Schwankungen blieb die Anzahl dieser nicht ständig Beschäftigten in den letzten Jahren insgesamt aber relativ konstant.

In Leitungsfunktionen dominierten in der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft nach wie vor Männer: 12.899 Betriebe wurden von einem männlichen Betriebsleiter geführt. 1.224 Betriebe und somit lediglich neun Prozent wurden von Frauen geleitet.

Bei der Hofnachfolge zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Nur bei 17 Prozent der 2.842 Betriebe der Rechtsform Einzelunternehmen, deren Hofnachfolge 2010 als gesichert angegeben wurde, war eine weibliche Hofnachfolgerin vorgesehen. 83 Prozent dieser Betriebe werden hingegen voraussichtlich von einem männlichen Nachfolger übernommen werden. Allerdings hatte zum Zeitpunkt der Erhebung nur knapp jeder dritte der befragten Einzelunternehmer ab 45 Jahre überhaupt einen Nachfolger, bei zwei Dritteln war die Nachfolge noch ungewiss beziehungsweise es stand kein Nachfolger zur Verfügung. (statistik-nord)

Arbeitskräfte auf landwirtschaftlichen Betrieben in Schleswig-HolsteinBild vergrößern
Arbeitskräfte auf landwirtschaftlichen Betrieben (Quelle: Statistik-Nord)
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