Neben Qualität, Angebot und Nachfrage beeinflussen unter anderem auch Zinspolitik und Währungsschwankungen oder das Wetter den Preis für Agrarprodukte. Zukünftig werden sich Landwirte noch mehr dem Risikomanagement widmen müssen, wobei sie neben dem Marktgeschehen gleichzeitig auch die
Agrarpolitik im Auge behalten. Das wurde kürzlich auf dem 16. Braunschweiger Getreidetag in Peine deutlich, berichtet der Landvolk-Pressedienst. Gerade das Jahr 2010 sei von nicht vorhersehbaren Wetterbedingungen geprägt worden, sagte Werner Bosse, Getreidereferent beim
Landvolk Niedersachsen. Dies hätte sich bei der schwankenden Preisentwicklung von Getreide gespiegelt. Langfristig biete jedoch der
Getreidemarkt mehr Chancen als Risiken, die Marktorientierung bleibe erhalten. Die Preise seien nach unten relativ gut abgesichert, während durchaus Spielraum nach oben bestehe, meinte Bosse. Unter diesen Voraussetzungen sollten Landwirte im eigenen Risikomanagement sowohl den Kassamarkt, als auch den Terminmarkt und die Terminbörse im Blick behalten.
Nach wie vor sei die Erzeugung hochwertiger Nahrungsmittel Hauptziel der Landwirtschaft, sagte Dr. Robert Kloos, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium. Maßgeblich für die zukünftige Entwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sei der EU-Finanzrahmen ab 2014, für den die Regierung im Frühjahr neue Vorschläge erwarte. Dieser müsse festgesteckt sein, bevor man an die Ausgestaltung der
GAP gehe. Schließlich sei Deutschland bei der Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik bis 2013 im EU-Vergleich weit vorn. So seien die Prämien bereits komplett entkoppelt, und die Landwirtschaft, unter anderem durch die Cross Compliance-Auflagen, eng mit dem Umweltschutz verknüpft. Dies werde Deutschland auch in Brüssel vertreten, wenn es dort ums „greening“ gehe. Ebenso lehnte Kloos eine Umverteilung der Mittel zwischen den zwei Säulen ab. Allerdings sei Deutschland auch zu Kompromissen bereit, beispielsweise hinsichtlich der geplanten Neuverteilung der Mittel zugunsten der neuen Mitgliedstaaten. Eine einheitliche „Prämien-Flatrate“ sei aufgrund der unterschiedlichen Produktionsbedingungen jedoch nicht gerecht.
„Rund 95 Prozent der Aussagen können wir Landwirte mit tragen“, fasste Jürgen Hirschfeld, Vorsitzender des ausrichtenden Landvolk-Bezirksverbandes Braunschweig, zusammen. Bei zwei wichtigen Forderungen bat er den Staatssekretär um weitere Unterstützung. So verlangte er einen Durchbruch im Bürokratieabbau und nannte als Beispiele die Auflagen durch Cross-Compliance und die Nachhaltigkeits-Verordnung, die vielen Landwirten zu schaffen mache. Zudem seien die Landwirte bereit zum Risikomanagement, sie bräuchten jedoch unbedingt eine steuerliche Risikoausgleichsrücklage, damit sie in „guten Jahren“ auch vorsorgen könnten. (LPD)