Davon gehen die Experten vom Monitoring Agricultural ResourceS (MARS) - angesiedelt in der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission (GFS) - in ihren aktuellen Ertragsschätzungen für die Sommerkulturen aus. Diese wurden im Vergleich zur August-Prognose nochmals nach unten korrigiert worden, da die heißen und trockenen Bedingungen in einigen Regionen bis weit in den aktuellen Berichtszeitraum hinein angehalten hätten, so die Fachleute am Montag (19.9.) in Brüssel.
Auf EU-Ebene liegen die Ertragserwartungen mit einer Ausnahme für alle in dem Bericht betrachteten Sommerkulturen nun unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Lediglich bei der
Sommergerste wurde der Durchschnittsertrag angehoben; er hat den langfristigen Durchschnitt demnach um 0,6 % übertroffen. Die Prognose für die Reiserträge - einer Kultur, die besonders anfällig für Wasserstress ist - bewegt sich auf EU-Ebene um 21 % unter dem Fünfjahresmittel.
Auch beim Körnermais rechnen die MARS-Experten mit einem Einbruch der Erträge; der erwartete Wert liegt um 19 % unter dem Langzeitdurchschnitt. Nach Darstellung der Brüsseler Beamten haben auch Soja, Sonnenblumen und Grünmais stark unter der Trockenheit gelitten; die im Bericht genannten Ertragswerte unterschreiten das Fünfjahresmittel um 17 % und 13 % sowie knapp 10 %.
Sorgenvoller Blick nach Spanien
Offenbar etwas besser weggekommen sind die Zuckerrüben und Kartoffeln. Hier liegen die Ertragserwartungen jeweils nur um 2,3 % unter der Fünfjahreslinie. Laut MARS-Bericht hielt die Trockenheit im Westen Deutschlands, in den Benelux-Ländern, sowie in Kroatien bis in die ersten Septembertage an, was sich negativ auf die Bestände an Körnermais, Grünmais, Zuckerrüben und Kartoffeln auswirkte.
In Rumänien und Ungarn drückten zwei aufeinanderfolgende Hitzewellen die Erträge der Sommerkulturen deutlich. Mit Sorge blicken die Autoren des Berichts auf die Situation in Spanien. Dort werden schon jetzt deutlich negative Auswirkungen für die nächste Saison befürchtet, da die Böden stark ausgetrocknet sind und die Wasserreservoire viel mehr Niederschläge als üblich benötigen, um wieder aufgefüllt zu werden.
Gut 7 Prozent weniger Getreide
Unterdessen schätzt der EU-Dachverband der
Getreidehändler (COCERAL) in seiner aktuellen Prognose für 2022 die diesjährige
Getreideernte in der EU-27 auf 264,6 Mio t; gegenüber der im Mai vorausgesagten Gesamtmenge von 285,7 Mio t ist das ein Minus von gut 7 %. Im vergangenen Jahr waren 287,8 Mio t Getreide von den Feldern geholt worden.
Die Weizenerzeugung ohne Hartweizen wird von COCERAL auf 125,6 Mio t veranschlagt und liegt damit knapp 2 Mio t unter der Mai-Prognose und spürbar unter den 129,4 Mio t des vorigen Jahres. Die EU-weite Schätzung habe sich insbesondere aufgrund der extremen Hitze und Trockenheit in Spanien und Ungarn verschlechtert, heißt es zur Begründung. Die Körnermaisernte 2022 schätzt COCERAL nur auf 51,9 Mio t.
Im Mai war der Handel dagegen von 66 Mio t ausgegangen. Im vergangenen Jahr waren EU-weit insgesamt sogar mehr als 70 Mio t Körnermais gedroschen worden. Hingegen ist die EU-Rapsernte deutlich besser ausgefallen als im Mai erwartet. Nach aktueller COCERAL-Schätzung wurden gut 19,5 Mio t der schwarzen Ölfrucht geerntet, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 2,1 Mio t oder gut 12 % bedeutete.