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05.03.2019 | 00:01 | Landwirtschaftstag 

Massive Finanzprobleme im Agrarsektor

Linstow - Drei schlechte Ernten in Folge haben bei den Landwirtschaftsunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern massive Spuren hinterlassen.

Landwirtschaftstag
In vielen Landwirtschaftsunternehmen Mecklenburg-Vorpommerns wird das Geld knapp. Auf dem Landwirtschaftstag in Listow ging es darum, wie der angespannten finanziellen Situation erfolgreich begegnet werden kann. (c) proplanta
In vielen Betrieben seien die Kassen nahezu leer, hieß es am Montag auf dem Landwirtschaftstag, den Volks- und Raiffeisenbanken gemeinsam mit dem Landesbauernverband in Linstow (Landkreis Rostock) abhielten. Nach Einschätzung von Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) steckt ein Drittel der Agrarbetriebe tief in den roten Zahlen, ein Drittel sei finanziell angeschlagen, könne aber fortbestehen, und lediglich ein Drittel sei wirtschaftlich gesund, meinte der Minister auf der Tagung.

«Nach den wiederholten Missernten der Vergangenheit trennt sich gegenwärtig die Spreu vom Weizen. Nur gut aufgestellte Unternehmen mit hoch qualifizierten Mitarbeitern haben längerfristig eine Überlebenschance», konstatierte VR-Bankvorstand Dieter Heidenreich.

Angesichts der nun beginnenden Frühjahrsbestellung fehle in vielen Betrieben selbst das Geld für Saatgut und Düngemittel. «Wir werden auf Antragstellung mit Betriebsmitteldarlehen unbürokratisch unterstützen», sicherte der Bankvorstand den Betroffenen Hilfe zu.

Bauernverbandspräsident Detlef Kurreck machte zudem darauf aufmerksam, dass die zuletzt enorm gestiegenen Bodenpreise dazu führen, dass die Erträge nicht ausreichten, um die Kosten für den Flächenkauf zu decken. Erschwerend kommt hinzu, dass neben den Ertragsmengen auch die Erlöse für Getreide und andere Kulturen deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien. «Anderswo in der Welt wurden Superernten eingefahren. Hohes Angebot, geringer Preis. Der Markt folgt seinen Gesetzen», erklärte Kurreck. Als Folge hätten einige Unternehmen die Produktion komplett aufgegeben.

Kurreck würdigte die Bemühungen der VR-Banken, zu helfen, wo es sich weiterhin lohne. «Wir haben traditionell ein gutes Verhältnis zum Kreditinstitut. Das zeigt sich umso mehr in schwierigen Zeiten», betonte der Bauernverbandschef.

Trotz der aktuellen Probleme etwa mit niedrigen Erzeugerpreisen finden sich nach den Worten von Bankvorstand Heidenreich bei Betriebsaufgaben umgehend Interessenten für die Nachfolge. Diese kämen aber überwiegend nicht aus der Landwirtschaft. So hätten zuletzt finanzkräftige Reeder große Flächen in Mecklenburg-Vorpommern gekauft. Die VR-Bank verfolge diese Entwicklung mit Sorge. «Wir wissen nicht, wie künftig dort gewirtschaftet wird. Um Ackerbau längerfristig erfolgreich zu betreiben, sind umfangreiche fachliche Kenntnisse notwendig. Deshalb versuchen wir, vor allem Interessenten aus dem Umfeld für eine Nachfolge zu gewinnen», erklärte Heidenreich, räumte aber ein, dass dies nicht immer gelinge.

Agrarminister Backhaus will nach eigenen Worten dem Landkauf durch Nicht-Landwirte mit einem Agrarstruktursicherungskonzept entgegenwirken. Doch gebe es dafür bislang keine politische Mehrheit, beklagte er. An die Bodenverwaltungs- und Verwertungsgesellschaft des Bundes appellierte Backhaus, keine Flächen mehr an Großinvestoren zu veräußern. Stattdessen sollten sie längerfristig an junge Landwirte oder Biobauern mit einem unmittelbaren Bezug zur Region verpachtet werden, forderte der Minister. Damit könne gleichzeitig erreicht werden, dass sich das Verhältnis zwischen Landwirten und allen anderen Einwohnern in den Dörfern wieder verbessert. Das sei nach seinem Eindruck vielerorts erheblich gestört.

Mit Blick auf die für 2020 geplante Reform der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik machte Backhaus deutlich, dass mit spürbaren Kürzungen der EU-Förderung zu rechnen sei. Die Aussichten könnten sich im Ergebnis der Europawahlen im Mai sogar weiter verschlechtern. «Sollten sich die aktuellen Prognosen bestätigen und die nationalen und reaktionären Kräfte mehrheitlich ins neue Europaparlament gewählt werden, besteht die Gefahr, dass die bislang vorliegenden Verordnungsentwürfe obsolet werden», erklärte Backhaus.

Auch der Ausgang der Brexit-Verhandlungen beim von Großbritannien angestrebten EU-Austritt werde die europäische Agrarpolitik nachhaltig beeinflussen, hieß es.
dpa/mv
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