Nachdem an der europäischen Leitbörse Matif der Frontmonat zur Abrechnung im November gleich zum Start in die zurückliegende Handelswoche die Marke von 600 Euro/t übersprungen hatte, verteuerte er sich er bis zum Freitag (24.9.) kurz vor Börsenschluss bei allerdings etwas nachlassender Umsatzdynamik auf das neue Allzeithoch von 620,25 Euro/t.
Ein Preistreiber sind die anhaltend festen Pflanzenölpreise, die zuletzt fast schon wieder an die Rekordwerte vom Mai heranreichten. Speziell beim Raps fußt die „bullische“
Preistendenz nach Einschätzung der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (
UFOP) auf der ungewöhnlich engen Versorgungslage, ausgelöst durch die Frühsommertemperaturrekorde in der kanadischen Prärie, einem wichtigen Anbaugebiet für Canola beziehungsweise Rapssaat. In Kanada rechneten die Statistiker zuletzt mit einer
Rapsernte von lediglich 12,78 Mio. t; das wäre die kleinste Menge seit 2012. Das USDA hat für Kanada in seinem September-Bericht noch eine Rapsmenge von 14 Mio. t ausgewiesen.
Rapsbestände auf RekordtiefWegen des Produktionseinbruchs im nördlichen Nachbarland geht das amerikanische
Landwirtschaftsministerium (USDA) global betrachtet für 2021/22 von einer Rapserzeugung von nur 68,2 Mio. t aus, was gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 4 Mio. t bedeutet. Dem soll in der laufenden Kampagne allerdings ein weltweiter Rapsverbrauch von mehr als 70 Mio. t gegenüberstehen.
Durch den Nachfrageüberhang dürften die Rapsbestände laut den Mitte September aktualisierten USDA-Statistiken bis zum Saisonende auf 3,65 Mio. t und damit den niedrigsten Stand seit Beginn der Datenerfassung sinken. Aufgrund mangelnder Verfügbarkeit sind die Canola-Verladungen in kanadischen Häfen inzwischen nahezu zum Stillstand gekommen. In „Normaljahren“ exportiert das nordamerikanische Land rund die Hälfte seiner Rapserzeugung. Im Vermarktungsjahr 2020/21 verkaufte Kanada laut USDA bei einer Ernte von 19,5 Mio. t gut 10,5 Mio. t Raps ins Ausland.
Frische Zahlen aus WashingtonFrische Zahlen gab es in der vergangenen Woche auch am Getreidemarkt: Am Donnerstag (23.9.) veröffentlichte der Internationale Getreiderat (
IGC) seinen neuen Marktbericht. Die Londoner Experten korrigierten ihre Schätzung für die globale
Weizenernte 2021/22 leicht nach unten.
Sie gehen jetzt von einer Gesamtmenge von 781,0 Mio. t Weizen aus; Ende August war noch mit 1 Mio. t mehr gerechnet worden. Den globalen
Weizenverbrauch für 2021/22 taxiert der Getreiderat im Monatsvergleich unverändert auf 783,0 Mio. t. Durch das Angebotsdefizit leitet sich für die weltweiten Weizenreserven in der laufenden Kampagne ein Abbau um 2 Mio. t auf 277 Mio. t ab.
Pendel schlägt Richtung Raps ausAn den internationalen Terminbörsen verstärkte der neue IGC-Bericht in der abgelaufenen Handelswoche die zuletzt „bullischen“ Preistendenzen. Für den vorderen Dezemberweizen waren an der europäischen Leitbörse Matif am späten Freitagnachmittag kurz vor Handelsschluss 253 Euro/t anzulegen, gut 50 Euro/t mehr als noch Anfang Juli.
Gleichwohl ist die Preisentwicklung nicht so explosiv wie beim Raps. Die Preisrelation zwischen Raps und Weizen liegt im langjährigen Mittel bei 2,1 zu eins. Bei einem Verhältnis von aktuell fast 2,5 zu eins schlägt das Pendel eindeutig in Richtung Ölfrucht aus. Vor diesem Hintergrund rechnen Experten mit einer Ausweitung des Rapsanbaus.