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28.02.2021 | 01:17 | Schweinemarkt 2020 

Mehr als 6 Millionen Tonnen Schweinefleisch exportiert

Brüssel - Die 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben im vergangenen Jahr so viel Schweinefleisch in Drittstaaten verkauft wie niemals zuvor.

Schweinefleischhandel 2020
Neuer Rekord bei den EU-Schweinefleischausfuhren 2020 - Mit 6,3 Millionen Tonnen und Exporterlösen von 14,9 Milliarden Euro wurde das Vorjahresergebnis um jeweils deutlich mehr als 10 Prozent übertroffen - Starkes Chinageschäft Hauptgrund für den Boom - Rindfleischexporte dagegen nur wenig verändert - Alternative Absatzmöglichkeiten der globalen Lieferanten und Corona lassen die EU-Rindfleischeinfuhren sinken. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Nach vorläufigen Daten der EU-Kommission wurden einschließlich Schlachtnebenerzeugnissen 6,31 Mio t exportiert; das waren 723.200 t oder 12,9 % mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019. Neben den stark gestiegenen Lieferungen nach China trug auch der Brexit und damit der neue Status als Drittland für das Vereinigte Königreich zu dem hohen Ausfuhrvolumen bei.

Ohne Berücksichtigung des Handels mit Großbritannien, für den auch nur Daten von Januar bis Oktober 2020 vorliegen, stiegen die EU-Schweinefleischexporte im Vorjahresvergleich um 18,8 % auf 5,43 Mio t; dies bedeutete ebenfalls einen neuen Rekord. Kräftig sprudelten im vergangenen Jahr auch die Ausfuhrerlöse bei den EU-Schweinefleischanbietern. Deren Exporteinnahmen stiegen gegenüber 2019 um 2,16 Mrd Euro oder 16,9 % auf 14,92 Mrd Euro. Ohne den unvollständig erfassten Handel mit Großbritannien waren es 12,22 Mrd Euro; das waren 23,3 % mehr als im Vorjahr.

Durch die im ersten Halbjahr 2020 noch recht hohen Preise nahm der durchschnittliche Ausfuhrwert einer Tonne Schweinefleisch um 3,7 % auf 2 251 Euro zu. Bei den Exporten nach China war ein Preisanstieg um 5,8 % auf 2 130 Euro/t zu verzeichnen.

Das Chinageschäft spülte den EU-Exporteuren insgesamt 7,13 Mrd Euro in die Kassen; das waren 53,6 % mehr als 2019. Die Ausfuhrmenge in die Volksrepublik schnellte um 1,04 Mio t oder 45,2 % auf fast 3,35 Mio t nach oben. Damit wurde mehr als jede zweite exportierte Tonne in die Volksrepublik geliefert.

Weniger Ware für andere Großkunden



Nach China war Großbritannien wichtigster Kunde der EU-Schweinefleischexporteure. Den noch nicht vollständig vorliegenden Daten zufolge gingen die Lieferungen auf die Insel jedoch um gut 13 % auf 881.000 t zurück. Auch bei anderen wichtigen Abnehmern waren Absatzrückgänge zu verzeichnen. So kauften die Japaner mit 360.000 t fast ein Fünftel weniger Ware in der Gemeinschaft; das Geschäft mit Südkorea wies ein Minus von 26,6 % auf 195.000 t aus. Die Ausfuhren auf die Philippinen brachen gar um 30,6 % auf 153.000 t ein.

Erheblich mehr Schweinefleisch und Nebenerzeugnisse konnten dagegen mit einem Plus von fast 40 % auf 283.600 t nach Hongkong verkauft werden. Zudem legten die Exporte in die Elfenbeinküste, Serbien und Kanada im zweistelligen Prozentbereich zu.

Spanien steigert Schweinefleischexport kräftig



Von der höheren Importnachfrage, vor allem Chinas, hat Spanien in der EU mit Abstand am meisten profitiert. Nach Kommissionsangaben stiegen die Schweinefleischexporte der Iberer in Drittländer gegenüber 2019 um 666.400 t oder 53,2 % auf das neue Rekordniveau von 1,92 Mio t.

Deutschland konnte trotz der ab September 2020 gültigen Ausfuhrsperre für viele Länder wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) mit 1,06 Mio t seinen zweiten Platz unter den EU-Exporteuren halten, musste jedoch einen Rückgang von fast 174.000 t oder 14,1 % verkraften.

Dicht dahinter rangierte mit einem Anstieg von 12,8 % auf 1,03 Mio t Dänemark. Zudem konnten die Niederlande ihren Absatz von Schweinefleisch jenseits der EU-Grenzen um 5,1 % auf 831.900 t ausweiten; Frankreichs Ausfuhren legten um 10,5 % auf 352.200 t zu. Knapp unter dem Vorjahresniveau blieben die Schweinefleischexporte Belgiens und Polens, die ebenfalls von ASP-Ausfuhrrestriktionen betroffen waren.

Weniger Rinderexporte aus der EU



Die EU-Rindfleischexporte einschließlich der nicht unbedeutenden Lebendtierausfuhren haben im vergangenen Jahr laut Kommission mit rund 704.000 t Schlachtgewicht (SG) in etwa auf dem Niveau von 2019 gelegen. Rechnet man die schwächeren Lieferungen in das neue Drittland Großbritannien hinzu, waren die Exporte um 1,2 % auf knapp 1,13 Mio t rückläufig.

Hinter dem Vereinigten Königreich war Israel mit einer um 14,8 % auf 56.970 t gestiegenen Abnahmemenge wichtigster Kunde der 27 Mitgliedstaaten. Das liegt vor allem daran, dass umgerechnet auf Schlachtgewicht rund 35.000 t Schlacht- und Nutzrinder dorthin verschifft wurden; das war fast ein Drittel mehr als im Vorjahr. Ansonsten hat der umstrittene Rinderexport in viele andere Staaten, darunter Algerien, die Türkei oder Libyen abgenommen, und zwar insgesamt um 5,0 % auf 213.630 t SG.

Die absolute Zahl der lebend ausgeführten Rinder nahm um 25.430 oder 2,4 % auf 1,04 Millionen Stück ab. Beim internationalen Verkauf von Rindfleisch und Nebenerzeugnissen gab es dagegen ohne Berücksichtigung Großbritanniens einen Anstieg um 3,3 % auf 490.900 t. Insbesondere wurde mehr EU-Rindfleisch in Hongkong, Ghana, den Philippinen, aber auch in der Schweiz, abgesetzt.

Vom großen Importbedarf Chinas profitierten die EU-Anbieter jedoch nicht. Vielmehr nahm die Liefermenge dorthin um gut 30 % auf 15.500 t ab, obwohl mehr Schlachtbetriebe in der Gemeinschaft die Exportzulassung für die Volksrepublik erhalten hatten.

Ausfuhranstieg für Deutschland gemeldet



Mit Abstand größter Drittlandsanbieter von Rindfleisch einschließlich Lebendtieren der EU war 2020 erneut Irland. Dessen Exportmenge änderte sich mit 419.460 t gegenüber 2019 kaum; enthalten sind darin auch die Lieferungen nach Großbritannien. Dahinter folgten die Niederlande mit 109.070 t, was allerdings einen Rückgang von fast 17 % bedeutete. Eine Rolle dürfte dabei gespielt haben, dass von niederländischen Häfen weniger Ware ins Vereinigte Königreich verschifft wurde.

Auf den dritten Rang der EU-Drittlandsbeschicker rückte Polen mit einer Steigerung seiner Ausfuhren um 7,3 % auf 96.430 t vor, wofür vor allem das deutliche Absatzplus von genießbaren Schlachtnebenerzeugnissen sorgte. Auf den vierten Platz zurück fiel Spanien mit einem Exportrückgang von 8,9 % auf 92.200 t, da es insbesondere beim Verkauf von frischem und gekühltem Rindfleisch klemmte.

Für Deutschland wurde von der EU-Kommission ein Zuwachs bei den Rindfleischexporten einschließlich Lebendtieren von 2,4 % auf 70.160 t gemeldet. Dieser resultierte aus einer größeren Verkaufsmenge von Frischware und genusstauglichen Schlachtnebenerzeugnissen, während das Aufkommen im Zuchtrinderexport um 23,4 % auf 12.020 t rückläufig war.

Weniger Drittlandsware am Binnenmarkt



Indes ist im vergangenen Jahr deutlich weniger Rindfleisch aus Drittstaaten auf den EU-Binnenmarkt gelangt. Den vorläufigen Daten der Brüssler Kommission zufolge ging die Einfuhr gegenüber 2019 um rund 75.500 t oder 17,4 % auf 363.200 t zurück. Wird der Handel mit Großbritannien außer Acht gelassen, gab es ein Minus von 38.800 t oder 13,9 % auf knapp 240.400 t.

Der Wegfall des Absatzkanals Gastronomie im Corona-Lockdown dürfte hierfür ein Grund gewesen sein. Zudem hatte Brasilien als bedeutendster Lieferant der EU auch sehr gute Absatzmöglichkeiten in China, weshalb der Export in die Gemeinschaft um rund 15.400 t beziehungsweise 15,5 % auf 84.170 t zurückging. Dies konnte Argentinien nicht ausgleichen, auch wenn dieses Land mit 72.800 t gut 3 % mehr Rindfleisch in die EU verschiffte als 2019.

Die große Mehrheit der anderen Anbieter lieferte ebenfalls weniger Ware auf den Binnenmarkt. So gingen die Einfuhren aus Uruguay um 14,5 % auf 34.600 t zurück, diejenigen aus Australien wegen des dort geringeren Angebots sogar um ein Drittel auf 11.000 t.

Die Einfuhrrechnung für die EU-Rindfleischimporteure fiel - ohne Berücksichtigung von Großbritannien - mit 1,35 Mrd Euro um 18,1 % geringer als 2019 aus. Dem standen Exporterlöse von 2,26 Mrd Euro gegenüber, die um 3,8 % unter dem Vorjahresniveau lagen.
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AgE
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