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02.06.2016 | 00:03 | Milchpreisverfall 
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Milchbauern in Hessen auf Protestmarsch

Bad Hersfeld - Nach dem «Milchgipfel» auf Bundesebene wird die Kritik der Landwirte immer lauter. Beim Hessischen Bauerntag am Mittwoch in Bad Hersfeld sagte Landesverbandspräsident Karsten Schmal, die in Aussicht gestellten Finanzhilfen von mindestens 100 Millionen Euro seien ein Schritt in die richtige Richtung.

Milchkrise 2016
Der Unmut der Milchbauern über die geringen Erlöse wächst. Beim Hessischen Bauerntag fordern sie Politik, Molkereien, Lebensmittelwirtschaft und Verbraucher zum Handeln auf. (c) proplanta
«Sie reichen aber bei weitem nicht aus und müssen um den Faktor zehn erhöht werden.» Entscheidend sei auch, dass die Beschlüsse nun schnell umgesetzt werden. «Von Ankündigungen können unsere Milchbauern nicht leben.»

Beim Bauerntag in Bad Hersfeld machten die Landwirte auf ihre prekäre Situation mit einer Demonstration aufmerksam. Rund 400 Teilnehmer beteiligten sich an dem Protestmarsch vom Veranstaltungsort, der Schildehalle, durch die Innenstadt bis zum Rathaus. Dort sorgten Mitglieder der Hessischen Landjugend mit einer besonderen Aktion für Aufsehen.

Am Ende der Kundgebung sprangen sie angezogen in den Lullusbrunnen. «Wegen der zu niedrigen Erzeugerpreise geht die Landwirtschaft baden. Der Handel macht uns nass», verdeutlichte der Vorsitzende der Landjugend, Lars Döppner.

Die Preise in der aktuellen Milchmarkt-Krise sind für die Bauern teils unter 20 Cent je Liter gefallen. Um die Kosten decken zu können, gelten mindestens 35 Cent als nötig. Ursache des seit Monaten andauernden Preistiefs sind große Milchmengen auf den Märkten. Die Preise seien «unterirdisch und völlig inakzeptabel», sagte Schmal. «Sie treiben unsere Milchviehbetriebe in den Ruin.»

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hatte am Montag Vertreter von Bauern, Molkereien und Handel zu einer Krisensitzung nach Berlin eingeladen und danach ein Nothilfe-Paket skizziert. Neben den mehr als 100 Millionen Euro sind etwa auch Steuerentlastungen und Zuschüsse zur Unfallversicherung vorgesehen.

Hessens Agrarministerin Priska Hinz (Grüne) kritisierte Schmidt: «Der Milchgipfel war schon eine sehr gewöhnungsbedürftige Veranstaltung.» Die Länderminister und einige Verbände seien nicht eingeladen gewesen. Und: Die 100 Millionen Euro seien «in den Wind geschossen», weil es an viel wichtigeren Strukturveränderungen fehle. Sie empfahl unter anderem: «Man muss mit den Molkereien härter verhandeln.»

Hinz appellierte aber auch an die Verbraucher, ihrer Verantwortung beim Einkaufen gerecht zu werden. Sie müssten reelle Preise zahlen, um Milch von heimischen Betrieb bekommen zu können. Sie sollten im Laden nicht gleich zur billigsten Milch greifen.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, verdeutliche mit einigen Zahlen die dramatische Situation für die Betriebe. «Die Landwirte haben in zwei Jahren mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen verloren.» Er erklärte, dass nicht allein die deutschen Bauern mit ihrer Produktion für das Überangebot auf dem Markt verantwortlich seien. Auch die Milcherzeugung in anderen EU-Staaten habe Einfluss auf die Preise. Das Russland-Embargo habe ebenfalls die deutschen Bauern hart getroffen. Dadurch hätten sie eine Milliarde an Einnahmen verloren.

«Die Politik ist in der Pflicht, jetzt zu handeln. Es ist höchste Zeit. Die Bauern sind in Not», betonte Rukwied. Er forderte unter anderem Soforthilfen und Steuervorteile für die Milchbauern. Aber auch die Molkereien und die Lebensmittelwirtschaft müssten ihrer Verantwortung gerecht werden. «Es muss mit den Molkereien neu verhandelt werden über die Preise.»

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Peter Bleser, machte den Bauern Hoffnung auf zusätzliche Hilfen: «Wir sind dabei, weitere Mittel loszueisen.» Die Marktlage sei dramatisch und Besserung nicht in Sicht.
dpa/lhe
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Kommentare 
johann96 schrieb am 03.06.2016 12:28 Uhrzustimmen(58) widersprechen(40)
Der Milchpreis ist zu niedrig. Aber warum ? Zu viel Milch, zu wenig Absatz. Und Molkereien, die nicht begreifen, dass sie ihren Kampf um Marktanteile auf den Rücken derer austragen, die ihnen erst die Daseinsberechtigung geben, den Milchbauern. Die haben aber nicht begriffen, dass es an ihnen liegt, wenn zu viel da ist. Da hilft kein Geschrei auf die Politik. Wann will denn der BV begreifen, dass zu viel Kühe da sind. Erst wenn Kühe geschlachtet werden,wird weniger Milch produziert, und das sollte man mit Anreizen fördern . Wenn es dann noch dazu kommt, dass die Molkereien ihre Produzenten suchen müssen, dann kommen wieder Preise. Die Zuckerfabriken erleben das gerade.
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