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05.03.2023 | 01:21 | Milchmarkt 

Milcherzeugerpreise geraten ins Rutschen

Bonn - Nach den Preisen für Molkereiprodukte geht es mit Verzögerung nun auch mit den Erzeugerpreisen für Rohmilch nach unten. Erste moderate Abschläge hatte es bereits im Dezember gegeben.

Milchanlieferung
Teilweise kräftige Abschläge beim Milchgeld - Milcherzeugerpreise folgen den schwächeren Erlösmöglichkeiten für Milchprodukte - EMB fordert Programm zur Milchmengenbegrenzung - Lebensmitteleinzelhandel senkt erneut die Preise für Päckchenbutter - Blockbutternotierung zieht dagegen an - Kieler Rohstoffwert Milch sinkt unter die 40-Cent-Marke. (c) proplanta
Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gab der durchschnittliche Auszahlungspreis für konventionelle Standardmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof gegenüber November um 0,2 Cent auf 59,8 Cent/kg nach. Im Januar beschleunigte sich der Abwärtstrend spürbar; von einzelnen Molkereien wurde das Milchgeld um mehr als 10 Cent gekürzt. Nach vorläufigen Schätzungen sank der Milchpreis im Bundesmittel um fast 3 Cent auf 57,0 Cent/kg.

Auch bei der Biomilch ist die Trendwende eingeleitet. Nach Angaben des Verbandes Bioland wurde laut eigener Erhebung bei bundesweit 40 Ökomolkereien im Januar für ein Kilogramm Biomilch im Schnitt 62,6 Cent gezahlt; das waren 0,4 Cent weniger als im Dezember. Der Abstand zur konventionellen Milch hat sich damit wieder auf 5,6 Cent vergrößert; im vergangenen Jahr hatte er phasenweise nur bei gut 2 Cent gelegen.

arktexperten rechnen für die kommenden Monate sowohl bei der Normal- als auch bei der Biomilch mit spürbaren Kürzungen der Erzeugerpreise. So wurde dieser bei der DMK für konventionelle Milch im Februar um 7 Cent/kg gesenkt; bei FrieslandCampina und Arla belief sich das Minus je Kilogramm auf 4 Cent beziehungsweise 3 Cent.

In Bedrängnis?



„Die Milcherzeuger in Europa erleben aktuell wieder einen Preisverfall, der die Betriebe in Gefahr bringt“, warnte der Vorsitzende des European Milk Board (EMB), Kjartan Poulsen, am Dienstag (28.2.) bei der Messe „Salon de l’Agriculture“ in Paris. Es gebe Überschussmengen am Markt, die sinkende Erzeugerpreise und in der Folge zu geringe Erzeugereinkommen verursachten. Er forderte die EU-Kommission auf, die Marktschwäche von der Monitoringstelle prüfen zu lassen und angemessene Reduktionen der Milchproduktion einzuleiten.

Der französische Vertreter im EMB-Vorstand, Boris Gondouin, kritisierte, dass zunehmend Handelsmarken der Einzelhandelsketten mittels Preisdumping nationale und faire Marken der Milchbauern aus den Regalen drängten. „Die Politik muss hier einschreiten und dieses unfaire Verhalten beenden“, fordert Gondouin.

Laut EMB ist auch die Position der Milcherzeuger am Markt zu stärken. Am besten wären auch länderübergreifende Erzeugerorganisationen, damit große Marktgebiete abgedeckt werden könnten, erklärte Poulsen. Dies würde die Verhandlungsmacht der Milchbauern verbessern.

Preiskampf bei Butter



In den deutschen Supermärkten hat sich indes der Preisverfall für Butter Anfang März fortgesetzt. Aldi senkte seinen Verkaufspreis für das 250-g-Päckchen der Eigenmarke Milsani um 10 Cent auf 1,49 Euro. Auch bei Norma und Edeka gab es den Ziegel für diesen Preis. Andere Ketten dürften aufgrund des scharfen Wettbewerbs folgen.

Im Mai 2022 hatte der günstigste Butterpreis in den Läden noch auf dem Rekordniveau von 2,29 Euro gelegen; vor Weihnachten war er unter die Marke von 2,00 Euro gefallen. Laut Medienberichten wurde bei Aldi außerdem die Markenbutter von Kerry um 50 Cent auf 2,99 Euro verbilligt. Bei Edeka gab es die Meggle-Markenbutter in einer Werbeaktion für 1,49 Euro statt normalerweise 2,59 Euro.

Butterkontrakte neu verhandelt



An der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten blieb die amtliche Notierung für Päckchenbutter am Mittwoch (1.3.) in den Grenzen von 4,98 Euro/kg bis 5,24 Euro/kg noch unverändert. Diese wird stark von den ausgehandelten Kontrakten der Butterhersteller mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) beeinflusst.

Marktbeobachtern zufolge standen zum Monatswechsel Neuverhandlungen an. Laut dem Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) mussten von den Molkereien für den März „kleinere Zugeständnisse“ bei den Abgabepreisen gemacht werden.

Bei Blockbutter, die vorwiegend an die Lebensmittelindustrie geht, konnten jedoch höhere Preise erzielt werden. Die Notierung ín Kempten legte im Spannenmittel um 14 Cent auf 4,81 Euro/kg bis 4,92 Euro/kg zu. Die Butternachfrage wurde allgemein als gut eingestuft.

Kaufinteresse für Magermilchpulver



Stabil blieben in dieser Woche die maßgeblichen Notierungen für Schnitt- und Hartkäse. Wenn sich hier Änderungen ergeben, rechnen Analysten insbesondere bei den Schnittkäsesorten Gouda und Edamer mit festeren Notierungen, da die Nachfrage mit Blick auf Ostern anzieht.

Bei Magermilchpulver haben laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) europäische Anbieter zuletzt bei internationalen Exportausschreibungen für größere Mengen den Zuschlag erhalten. Insgesamt gebe es eine zunehmende Kaufbereitschaft.

Laut Kemptener Börse konnte lebensmitteltaugliche Ware in dieser Woche mit einem durchschnittlichen Aufschlag von 4 Cent verkauft werden und erlöste zwischen 2,55 Euro/kg und 2,75 Euro/kg. Zu unveränderten Preisen wurde hingegen die Futtermittelware und auch Vollmilchpulver gehandelt. Bei Molkenpulver war die Marktlage ebenfalls recht stabil. Die Futtermittelware legte im Verkauf um 1 Cent auf 0,68 Euro/kg bis 0,70 Euro zu.

Rohstoffwert Milch bricht ein



Der anhaltende Verfall der Notierungen für Butter und Magermilchpulver hat den vom Kieler Institut für Ernährungswirtschaft (ife) berechneten Rohstoffwert der Milch im Februar erstmals seit eineinhalb Jahren wieder unter die Marke von 40 Cent gedrückt. Bei diesem wird aus den Verwertungsmöglichkeiten beider Milcherzeugnisse ein abgeleiteter Rohmilchwert auf Erzeugerstufe errechnet.

Nach Angaben des ife lag dieser für eine Standardmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof im Februar bei 39,0 Cent/kg; das waren 5,8 Cent oder 12,9 % weniger als im Vormonat und 17,3 Cent beziehungsweise 30,7 % weniger als vor einem Jahr.

Verantwortlich für den Rückgang des Rohstoffwerts im Berichtsmonat gegenüber Januar war vor allem die kräftige Preiskorrektur bei Päckchenbutter. Aber auch die lose Butter und Magermilchpulver wurden im Vergleich zum Vormonat mit Preisabschlägen verkauft.
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Großhandelspreise für Milchproprodukte in Deutschland
AgE
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