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19.07.2008 | 06:07 | Milchpolitik 

Milchwirtschaft im Schwarzwald muss Zukunft haben

St. Georgen - Momentan erleben wir eine intensive Diskussion über die Zukunft der Milchwirtschaft.

Milchkanne
(c) proplanta
Globale Ereignisse, die wir nicht gestalten können, beeinflussen die Arbeit unserer Landwirte. Für mich steht außer Frage, dass wir auch zukünftig eine leistungsfähige und wettbewerbsstarke Milchwirtschaft im Land und gerade im Schwarzwald brauchen", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Mittwoch in St. Georgen (Schwarzwald-Baar-Kreis), bei der Vorstellung des Beratungsprojektes "Perspektiven und Alternativen in der Milcherzeugung im Schwarzwald".

Um die Existenz der Landwirte zu sichern, Wertschöpfung für den ländlichen Raum zu erzielen, die Kulturlandschaft zu erhalten und auch weiterhin Produkte mit einzigartiger Qualität zu produzieren, müsse der gesamte Maßnahmenrahmen ausgeschöpft werden, der dem Land zur Verfügung stehe. "Das neue Beratungsprojekt Perspektiven und Alternativen für die Milcherzeugung im Südschwarzwald ist ein wichtiger Baustein in einem umfassenden Ansatz, der angesichts der großen Herausforderungen in der Milchwirtschaft umgesetzt werden muss", erklärte der Minister.

Initiiert wurde das Projekt von der Breisgaumilch und dem Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum (MLR) zusammen mit dem Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) und dem Regierungspräsidium Freiburg in Zusammenarbeit mit den Landratsämtern (ULB) im Projektgebiet. Gemeinsames Ziel ist es, eine nachhaltige, zukunftsorientierte Milchwirtschaft in der Region als sichere Rohstoffbasis für die Molkereien und als sichere Einkommensbasis für die Familien der Milchviehhalter zu sichern.


Die Ansatzpunkte bei den Betrieben:

Regional angepasste betriebliche Strategien für Milchviehbetriebe zur strukturellen Weiterentwicklung und zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sollen umgesetzt werden. Diese setzen bei der individuellen einzelbetrieblichen Situation der Familien auf der gegebenen Struktur und den natürlichen Voraussetzungen an.


Die Ansatzpunkte bei der Vermarktung:

Enge Zusammenarbeit von der Milcherzeugung bis zur Vermarktung, damit die Marktpotentiale am Qualitätsmarkt optimal genutzt werden können. Angebot von qualitativ hochwertigen Produkten aus der Region für die Verbraucher, bei denen die 'Milch ein Gesicht' hat.


Maßnahmen für die Milchviehbetriebe:

In den Jahren ab 2010 bis 2013 werden die von der Produktion entkoppelten Zahlungen zu wertgleichen Zahlungsansprüchen für Ackerland und Grünland angeglichen. Dadurch werden erhebliche Mittel von intensiv genutzten Regionen Baden-Württembergs in extensive Regionen wie beispielsweise den Schwarzwald umgeschichtet (Zahlungsanspruch für Grünland bisher bei 72 Euro pro Hektar, im Jahr 2013 bei rund 300 Euro).

In der Agrarinvestitionsförderung hat die Landesregierung einen Schwerpunkt bei Milchviehbetrieben gesetzt. Investitionen in Stallneu- und -umbauten in Milchvieh haltenden Betrieben werden vorrangig gefördert. Derzeit werden die Voraussetzungen für eine verbesserte Förderung der Umstellung von Anbindehaltung auf eine Laufstallhaltung angestrebt. Für diese Investitionen soll ein Zuschusssatz in Höhe von bis zu 35 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben gewährt werden. Diversifizierungsmöglichkeiten werden als zusätzliche Einkommensmöglichkeit gefördert.


Maßnahmen für Molkereien und zur Unterstützung der Vermarktung von Milchprodukten aus Baden-Württemberg

"Wenn wir im Wettbewerb bestehen wollen, müssen wir nicht nur an der Produktions- sondern auch an der Vermarktungsseite ansetzen", forderte Hauk. Eine leistungsfähige innovative Molkereistruktur sei das Rückgrat des Milchstandortes Baden-Württemberg. Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Molkereien habe die Landesregierung seit 2007 die Möglichkeit der Marktstrukturförderung im Warenbereich Milch eröffnet. Auch leiste das Land einen wichtigen Beitrag, um den Molkereien den Zugang zu neuen Technologien und innovativen Produkten zu ermöglichen, in dem es Forschungsprojekte der Universität Hohenheim und der Staatlichen Milchwirtschaftlichen Lehr- und Forschungsanstalt in Wangen unterstützt.

Gemeinsame Verkaufsförderungsaktionen beim Lebensmittelhandel werden im regionalen Verbund und durch das Qualitätszeichen Baden-Württemberg gefördert.


Maßnahmen für den Milchsektor in Baden-Württemberg

"Die Rinder- bzw. Milchviehhaltung ist mehr als nur Milchproduktion, sie steht für die Erhaltung einer flächendeckenden Grünlandnutzung im Schwarzwald und dessen Bedeutung für den Tourismus, für die Artenvielfalt, für das Landschaftsbild und die regionale Wirtschaft. Es besteht also ein großes gesellschaftliches Interesse, dass auch morgen noch Kühe auf den Schwarzwälder Wiesen weiden", betonte Minister Hauk. Zukünftig werde gerade die Wettbewerbsfähigkeit des Milchsektors eine zentrale Rolle spielen. Die Maßnahmen des Landes wurden bereits im Rahmen des Maßnahmen- und Entwicklungsplanes Ländlicher Raum 2007 – 2013 Baden-Württemberg (MEPL II) entsprechend ausgerichtet. Die eingeführten Instrumente sollen daher genutzt und weiter entwickelt werden, um den Milchstandort Baden-Württemberg auch zukünftig zu stärken.

"In der Region Südschwarzwald ist es unter den strukturellen und natürlichen Rahmenbedingungen nicht einfach, wirtschaftlich tragfähige 'Perspektiven und Alternativen in der Milcherzeugung' zu entwickeln und voranzubringen. Ich stehe jedoch klar zu der Aussage, dass wir uns mit dem Auslaufen der Milchquote stärker am Markt orientieren und positionieren müssen", sagte der Landwirtschaftsminister.

Hauk forderte auch die Verbraucher auf, sich bewusst für regionale Produkte zu entscheiden. "Dabei erhalten sie nicht nur höchste Qualität, sondern leisten auch einen Betrag zum Erhalt unserer wertvollen Kulturlandwirtschaft. Regional und saisonal einkaufen heißt nachhaltiges Wirtschaften unterstützen. Die Entscheidung für das regionale Produkt spart Energie und schafft Wertschöpfung im Land", so der Minister.

Das Land habe seine agrarpolitischen Instrumente so ausgerichtet, dass sie eine gute Basis für die betriebliche Weiterentwicklung in der Region bieten. Es liege jedoch in der Gesamtverantwortung von Milcherzeugern, Molkereien, Lebensmitteleinzelhandel, Verbrauchern und der Landesagrarpolitik der Milchwirtschaft im Land eine sichere Zukunft zu geben.


Zusatzinfos zum Beratungsprojekt:

Die Sicherung der Milchwirtschaft im Schwarzwald ist seit langem ein gemeinsames Anliegen des Ministeriums für Ernährung und ländlichen Raum wie auch des Berufsstandes und insbesondere der Arbeitsgemeinschaft für Höhenlandwirtschaft (AfH). In dieser Region sind es nicht nur ungünstige Standortbedingungen, sondern auch schwierige strukturelle Verhältnisse, die Betrieben bei der Entwicklung z.B. durch Wachstum Probleme bereiten bzw. diesem Grenzen setzen.

Unabhängig von allen Fördermaßnahmen des Landes und der EU benötigen die Unternehmen unter diesen Rahmenbedingungen insbesondere qualifizierte Beratung. Die Projektdauer ist vorläufig von 2008 bis 2010 angesetzt. Projektpartner sind die Breisgaumilch und der BLHV. Die Projektleitung und -koordination liegen beim Regierungspräsidium Freiburg, das von den betroffenen Landratsämtern im Projektgebiet unterstützt wird.

Bei der Umsetzung wird mit weiteren Beratungsanbietern der Region und dem Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf sowie der Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der Ländlichen Räume, Schwäbisch Gmünd zusammengearbeitet. Die Personal- und Sachkosten des Projektes werden vom MLR unterstützt. Außerdem beteiligt sich die Molkerei Breisgaumilch an den Kosten. Für das Projekt werden zusätzliche Beratungskräfte eingestellt, hiervon ist eine auf Biomilcherzeugung spezialisiert. (PD)
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