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18.06.2015 | 13:46 | Wirtschaftskrimi 

Mögliche Straftat nach Eklat bei PNE-Hauptversammlung noch unklar

Cuxhaven - Nach dem Eklat auf der Hauptversammlung des Windpark-Projektierers PNE spricht die Staatsanwaltschaft von einer verworrenen Lage. «Wir müssen erstmal sehen, ob überhaupt eine Straftat vorliegt», sagte Oberstaatsanwalt Burkhard Vonnahme am Donnerstag in Stade.

Straftat
Stundenlang zieht sich die Hauptversammlung. Am Ende stellt die Polizei Daten und Abstimmungsergebnisse sicher. Das Aktionärstreffen bei PNE in Cuxhaven gerät zum Wirtschaftskrimi - die Aufarbeitung dürfte länger dauern. Die Ermittler sehen eine heikle Lagerbildung. (c) liveostockimages - fotolia.com
Die Polizei hatte bei dem Anteilseignertreffen in Cuxhaven in der Nacht zu Mittwoch Daten und Abstimmungsergebnisse sichergestellt. Nach Medienberichten war es bei der Versammlung zu tumultartigen Szenen gekommen. Der Vorstand brach die Sitzung kurz nach Mitternacht ab, ohne eine Abstimmungsergebnis zu verkünden.

Anwesende riefen laut Staatsanwaltschaft die Polizei. Diese ermittelt jetzt wegen des Verdachts der Urkundenunterdrückung und wird dafür vor allem Zeugen zum Ablauf der Hauptversammlung befragen. Die Ermittler müssten sehr vorsichtig vorgehen, sagte Oberstaatsanwalt Vonnahme. «Es gibt unterschiedliche Lager in der Firma. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht instrumentalisiert werden.» Ein Ergebnis werde möglicherweise Ende kommender Woche vorliegen.

Das Unternehmen wies den Vorwurf zurück, die Hauptversammlung künstlich in die Länge gezogen zu haben, um ein unliebsames Abstimmungsergebnis nicht veröffentlichen zu müssen. Sprecher Scott McCollister betonte: «Es gibt keine Ermittlungen gegen PNE Wind oder gegen Mitarbeiter.» Der Windpark-Projektierer liegt zu knapp 16 Prozent in der Hand von Vorstand und Aufsichtsrat. Der Rest der Aktien befindet sich in Streubesitz. Die PNE-Aktie büßte am Donnerstag zeitweise gut zehn Prozent ein und notierte auf ihrem niedrigsten Wert seit rund zweieinhalb Jahren.

2014 hatte PNE mit rund 13 Millionen Euro Verlust beendet. Für das Jahr sollte daher, so der Plan, keine Dividende ausgeschüttet werden. Die Hauptversammlung beschließt die Höhe dieser Zahlung - wozu es wegen der Vertagung in der Nacht zu Mittwoch aber nicht mehr kam. Hintergrund der Querelen ist offensichtlich ein interner Machtkampf. Ende 2014 hatte PNE mitgeteilt, dass die Gruppe ihren Aufsichtsrat Volker Friedrichsen abberufen wollte und ihm eine Mandatsniederlegung nahelegte. Der Vorwurf: Er könne sein Amt nicht mehr objektiv führen.

Friedrichsen hatte 1990 den Grundstein für die Unternehmensgruppe WKN aus Husum gelegt, die 2013 mehrheitlich an die PNE überging, wobei der Windkraftmanager Friedrichsen zum Teil mit PNE-Aktien bezahlt wurde. Der Deal machte ihn damit zum PNE-Großaktionär. Der gelernte Banker war zehn Jahre lang Deutschlandchef des Branchenriesen Vestas.

Die Vertrauensprobleme mit dem PNE-Kontrollgremium gipfelten Anfang Mai in einer Mitteilung, wonach der Aufsichtsrat einen Vorschlag für die Hauptversammlung beschloss, neben Friedrichsen auch die Kontrolleure Astrid Zielke und Peter Baron von le Fort abzuberufen.

Zu Begründung hieß es, dass Friedrichsen wegen noch ungeklärter Schadensersatzansprüche im Zusammenhang mit dem WKN-Kauf befangen sei. Es bestehe daher ein «dauerhafter Interessenkonflikt». Die zwei anderen Aufsichtsräte seien Friedrichsens Stimmen zuzurechnen.

Nach Informationen des «Handelsblattes» (Donnerstag) tobt bei dem Windparkbauer ein Streit um die Macht im Unternehmen. Großaktionär Friedrichsen sei überzeugt, dass Vorstandschef Martin Billhardt und Aufsichtsratschef Dieter Kuprian zulasten von PNE Wind gemeinsame Sache machten. Bei den Polizeiermittlungen gehe es daher jetzt auch um die Frage, ob das amtierende Management des Windparkbauers die Hauptversammlung künstlich in die Länge gezogen habe, um ein unliebsames Abstimmungsergebnis nicht veröffentlichen zu müssen. Für den im Raum stehenden Straftatbestand der Urkundenunterdrückung drohen Geldstrafe oder sogar bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe.

Im vergangenen Jahr war PNE in die roten Zahlen gerutscht. Während der Umsatz im Vorjahresvergleich um rund die Hälfte auf 211 Millionen Euro stieg, brach der Überschuss massiv ein. Unter dem Strich stehen 13 Millionen Euro Verlust, nachdem 2013 noch 41 Millionen Euro Gewinn zusammengekommen waren. PNE erklärte, dass in 2013 einerseits der Verkauf von Hochsee-Windkraftprojekten für einen rund 45 Millionen Euro hohen Einmaleffekt gesorgt und zudem unerwartete Abschreibungen auf eine Tochter «im größeren einstelligen Millionenbereich» zu Buche geschlagen hätten - und zwar auf eben jene 2013 gekaufte Firma WKN.(dpa)
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