„Die Nebenerwerbslandwirtschaft in Baden-Württemberg ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den ländlichen Raum“, erklärt Siegfried Nägele, Vorsitzender des Nebenerwerbsausschusses im
Landesbauernverband (LBV), anlässlich der LBV-Fachtagung am 7. Juni 2017 auf dem
Betrieb Michael Gehrung in Stuttgart-Plieningen. „Die Nebenerwerbsbetriebe sind zudem eine unentbehrliche Brücke, um die Leistungen und Besonderheiten der
Landwirtschaft der Gesellschaft zu vermitteln.“
Rund 24.000 Nebenerwerbsbetriebe gibt es in Baden-Württemberg. Die
Betriebsleiter gehen einem festen Arbeitsverhältnis nach und bewirtschaften ihren
Hof in Teilzeit, nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub. Meist hilft die ganze Familie mit. „Trotz Doppelbelastung im Arbeitsalltag, verfügen die Nebenerwerbslandwirte über ein beachtliches Produktionspotenzial“, zeigt Nägele auf. „Gerade in der Diversifizierung der Landwirtschaft liegt ein besonderer Schwerpunkt dieser Betriebe. Die
Bauernfamilien tragen dazu bei, dass die heimische Landwirtschaft ein vielfältiges, abwechslungsreiches und regionales Nahrungsangebot erzeugen kann. Nicht zu vergessen, die Pflege der Kulturlandschaft.“
„In der auch heute noch kleinstrukturierten Landwirtschaft Baden-Württembergs lässt sich eine flächendeckende Landbewirtschaftung vor allem auf schwierigen Standorten ohne den Nebenerwerbslandwirt nicht aufrechterhalten“, ist Nägele überzeugt. Nebenerwerbsbetriebe seien auch unverzichtbar, um die gesellschaftlichen Anforderungen im Natur- und
Umweltschutz erfüllen zu können. Dies setzt – so Nägele – voraus, dass „sowohl innerhalb der Landwirtschaft als auch im politischen Bereich die Möglichkeiten erhalten oder geschaffen werden, dass Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft an eine multifunktionale, wettbewerbsfähige und nachhaltige Landwirtschaft bewältigen können.“
Für die Darstellung der Leistungen und Probleme der Landwirtschaft sind die Nebenerwerbslandwirte mit ihren außerlandwirtschaftlichen Berufen wichtige Multiplikatoren, die in die Gesellschaft hineinwirken. Sie sind damit ein wesentliches Bindeglied zwischen Landwirtschaft und außerlandwirtschaftlicher Bevölkerung.
Strukturelle, betriebliche und finanzielle Gründe haben dazu geführt, dass potenzielle Betriebsnachfolger in der Vergangenheit den elterlichen Hof im Nebenerwerb weiterführten.
Hintergrund: Der
Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (
LBV) vertritt rund 36.000 Landwirte aus Baden-Württemberg. 24 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.
Landwirtschaft in Baden-Württemberg: 42.400 landwirtschaftliche
Betriebe wirtschaften im Land. Davon rund 14.000 im Haupt- und etwa 24.200 im Nebenerwerb. Dabei machen die Nebenerwerbsbetriebe 63 Prozent aus. Sie bewirtschaften 35 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Baden-Württemberg. Der prozentuale Anteil beider Betriebsformen hat sich seit 25 Jahren kaum verändert. Tierhaltende Nebenerwerbsbetriebe nehmen aufgrund der Arbeitsintensität ab.