„Regionale Lebensmittel sind voll im Trend: Fleisch aus der Region, Milchprodukte von Höfen im Land, produziert mit höchsten Standards beim Tier- und Umweltschutz. Das alles können die baden-württembergischen Tierhalter liefern, wenn sie es denn bezahlt bekommen“, erläutert Rukwied.
Ruinöse Situation treibt immer mehr Betriebe zur AufgabeDie Preismisere am Milch- und Schweinemarkt ist allerdings desaströs. Eine seit Jahren anhaltende ruinöse Situation am Schweinemarkt raubt den Betrieben die Perspektiven. Immer mehr Tierhalter in Baden-Württemberg geben auf. In den vergangenen fünf Jahren haben rund 1.100 Schweinehalter die Stalltore geschlossen. Damit hat Baden-Württemberg seit 2010 rund 30 Prozent der Betriebe mit Schweinehaltung verloren.
Die Preismisere am Schweinemarkt begann bereits im Sommer 2014 mit einem Preisabsturz in nur wenigen Wochen von 1,80 auf 1,43 Euro/kg Schlachtgewicht (SG; ohne MwSt.). Seither konnten sich die Schweinepreise nicht nachhaltig erholen. Ihr üblicher Anstieg in den Sommermonaten ist dieses Jahr bisher ausgeblieben. Mit derzeit 1,36 Euro/kg SG sind die Erlöse für die Mäster völlig unbefriedigend.
Die Ferkelerzeuger kämpfen ebenfalls mit unzureichenden Ferkelpreisen. Mit unter 40 Euro je Ferkel sind sie aktuell von der Kostendeckung noch weit entfernt. Ebenso ist die Zahl der
Milchviehhalter im Land in den vergangenen fünf Jahren um 2.600 auf nunmehr rund 8.500 Betriebe zurückgegangen (minus 23 Prozent).
Im Laufe des Milchwirtschaftsjahres 2014/2015 begann sich die Situation der Milchviehhalter gegenüber 2013/2014 deutlich zu verschlechtern. Dieser Negativtrend hat sich 2015/2016 fortgesetzt. Gegenüber dem vorläufigen Höchststand im Dezember 2013 mit rund 41 Ct/kg sind die Milchpreise mittlerweile unter 30 Ct/kg gefallen, jeweils ohne MwSt.
Tierhalter im Land brauchen PerspektivenVöllig unzureichende
Erzeugerpreise auf der einen und höchste Ansprüche im Tier- und Umweltschutz auf der anderen Seite passen nicht zusammen. Qualität hat seinen Preis und findet auch an der Fleischtheke oder im Kühlregal seine Käufer, ist Rukwied überzeugt. „Die Seite der Abnehmer muss sich der Verantwortung für den Erhalt der regionalen Tierhaltung bewusst sein. Wer eine qualitativ hochwertige Rohstoffproduktion im Land erhalten möchte, muss eine entsprechende Wertschöpfung für die Betriebe ermöglichen.“
Um den Tierhaltern eine wirtschaftliche Perspektive zu geben, ist die nachhaltige Erholung der Erzeugerpreise anzustreben. Eine Weiterentwicklung der bäuerlichen Schweinehaltung und Milcherzeugung in Baden-Württemberg ist nur durch deutlich höhere Erlöse realisierbar. Um die Wertschöpfung zu erhöhen, müssen das Exportgeschäft intensiviert und der kaufkräftige Binnenmarkt genutzt werden.
Rukwied fordert Rückendeckung für BauernNeben der wirtschaftlichen Situation müssen die Rahmenbedingungen stimmen. „Wer Tierhaltung im Land will, darf ihr keine Hürden wie das Klagerecht für Tierschutzorganisationen oder überbordende Dokumentationsanforderungen in den Weg stellen, sondern muss ihnen Rückendeckung geben“, betont Rukwied. „Ein positives Investitionsklima schafft man nicht mit Kritik, Auflagen und Kontrollen, sondern mit guter Beratung, Bürokratieabbau und Unterstützung bei der Betriebsentwicklung.“
Die vom
Bauernverband schon lange geforderte Risikoausgleichsrücklage ist längst überfällig. „Mit günstigen Rahmenbedingungen im Steuerrecht muss den Betrieben mehr Liquidität verschafft werden“, fordert Rukwied.
Mehr Wertschöpfung für die Bauernfamilien notwendigDie Tierhalter im Land stehen vor großen Herausforderungen. Die gesellschaftlichen Anforderungen an die Nutztierhaltung steigen. Die wirtschaftliche Situation der Familienbetriebe ist durch den enormen Wettbewerb äußerst angespannt.
„Um die Tierhaltung in Baden-Württemberg zu erhalten und ihr Entwicklungsperspektiven zu geben, brauchen wir mehr Wertschöpfung für die Bauernfamilien“, unterstreicht der LBV-Präsident. „Das kann nur durch tragfähige Partnerschaften mit dem Handel und den Verarbeitungsunternehmen gelingen. Die Politik ist aufgefordert, die Branche dabei zu unterstützen“, erklärt Rukwied. (Pd)