Zuletzt war das Rohstoffaufkommen Mitte April laut Erhebung der Zentralen
Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) um 2,5 % geringer als zwölf Monate zuvor.
Analysten der
Agrarmarkt Informations-GmbH (
AMI) gehen davon aus, dass die
Milchproduktion trotz gestiegener Erzeugerpreise 2022 begrenzt bleiben wird. Dafür dürften die stark gestiegenen Milcherzeugungskosten, rückläufige Milchkuhbestände sowie die Umwelt- und Klimaschutzauflagen sorgen. Zudem könnte ein verringerter Einsatz der teuren Düngemittel mit Blick auf den Herbst und Winter zu einer Verknappung von wirtschaftseigenen Futtermitteln führen, was europaweit ein verhaltenes Milchaufkommen bewirken dürfte.
Am Markt für Milchprodukte machte Ende April der Notierungsanstieg der vorherigen Wochen und Monate eine Pause; bei einigen Milchpulversorten kam es sogar zu leichten Korrekturen nach unten.
Notierung für Hartkäse stabil
An der Süddeutschen Butter- und Käse-Börse in Kempten wurde die Nachfrage für Päckchenbutter als normal beschrieben; die Notierung blieb am Mittwoch (27.4.) aufgrund der Kontraktbindung unverändert. Bei der Blockbutter wurde hingegen der obere Notierungswert um 8 Cent auf 7,28 Euro/kg angehoben. Der Verband der
Milcherzeuger Bayern (VMB) machte dafür ein hohes Kaufinteresse für Butterschmalz, bedingt durch ein knappes Angebot an Pflanzenölen, verantwortlich.
Generell sei mit dem nun saisonal zunehmenden Angebot an Spargel und Erdbeeren auch mit einer höheren Nachfrage nach Butter und Sahne zu rechnen, so der VMB. Bei Hartkäse in Kempten wie auch bei Schnittkäse in Hannover blieben die amtlichen Notierungen stabil. Fortgesetzt wurde von geringen Beständen und einer guten Nachfrage berichtet. Der im Vergleich zu anderen Milchprodukten eher verhaltene Preisanstieg für Schnittkäse bewirkt laut Kemptener Börse eine schlechtere Verwertung als bei Butter und Pulver und „macht ihn zum Verlierer beim Kampf um den Rohstoff Milch“.
Schwache Drittlandsnachfrage
Bei
Magermilchpulver sind die Geschäfte laut ZMB nach Ostern noch nicht wieder voll in Gang gekommen. Vor allem das Kaufinteresse von Kunden in Drittländern blieb eher verhalten. Für die Importeure sei es offenbar herausfordernd, die starken Preiserhöhungen auf die nachgelagerten Stufen weiterzugeben. Zudem seien die Lieferketten wieder stärker gestört, seitdem in China wieder größere Lockdowns wegen der Corona-Pandemie verhängt worden seien.
Am
EU-Binnenmarkt bestehe seitens der Lebensmitteindustrie jedoch noch Bedarf für die kommenden Quartale, so dass die verfügbare Ware knapp bleibe. Laut Kemptener Börse blieben die Verkaufspreise für lebensmitteltaugliches Magermilchpulver diese Woche mit 4,20 Euro/kg bis 4,40 Euro/kg stabil. Die Futtermittelware wurde hingegen mit einem durchschnittlichen Abschlag von 5 Cent gehandelt und kostete zwischen 4,00 Euro/kg bis 4,05 Euro/kg. Laut ZMB war dafür die höhere Verfügbarkeit von preisgünstigerem Konzentrat verantwortlich.
Der Markt für Vollmilchpulver lief nach den Osterfeiertagen weiter in vergleichsweise ruhigen Bahnen. Bei einem nur begrenzt verfügbaren Angebot blieben die Preise auf hohem Niveau stabil. Auch beim Verkauf von Molkenpulver in Lebensmittelqualität ließen sich dieselben Preise wie in der Vorwoche erzielen. Bei der Futtermittelware mussten die Hersteller jedoch im oberen Preissegment Abstriche machen und die Ware mit einem Abschlag von 2 Cent auf 1,43 Euro/kg etwas günstiger abgeben.
Rohstoffwert Milch auf Rekordniveau
Die im April gegenüber dem Vormonat deutlich gestiegenen Notierungen für Butter und Magermilchpulver in Kempten haben den vom Kieler Institut für
Ernährungswirtschaft (ife) berechneten
Rohstoffwert der Milch auf eine neue historische Höhe getrieben. Bei diesem wird aus den Verwertungsmöglichkeiten beider
Milcherzeugnisse ein abgeleiteter Rohmilchwert für Fett und Eiweiß auf Erzeugerstufe errechnet.
Nach Angaben des ife lag dieser für eine Standardmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof im April bei 67,5 Cent/kg; das waren 6,6 Cent oder 10,8 % mehr als im Vormonat und 31,3 Cent beziehungsweise 86,5 % mehr als im April 2021. Noch nie hat dieser Frühindikator für die Erzeugerpreisentwicklung auf einem höheren Niveau gelegen.
Zum jüngsten Aufwärtstrend des Rohstoffwertes trug vor allem der Notierungsanstieg für Butter bei; gegenüber März war hier ein sattes Plus von 87,80 Euro oder 14,0 % auf 713,30 Euro/100 kg zu verzeichnen. Zudem stiegen die Magermilchpulverpreise um 24,40 Euro beziehungsweise 6,2 % auf 420,10 Euro/100 kg.
Mit der deutlichen Überschreitung der 60-Cent-Marke spiegelt der
Kieler Rohstoffwert nach Auffassung des
VMB die derzeitige Marktstimmung wider. Diese sei zwar geprägt von vielen Unsicherheiten, doch stehe dem eine rückläufige
Milchanlieferung in Deutschland und Europa bei einer ordentlichen Nachfrage gegenüber.
Blickt man jedoch auf die zukunftsweisenden Terminmarktkurse für Butter und Magermilchpulver an der European Energy Exchange (EEX), könnte der
Kieler Rohstoffwert Milch bald seinen Höhepunkt erreicht haben. Ab Mai werden dort nämlich die Futures für Magermilchpulver mit niedrigeren Kursen als jetzt gehandelt, bei Butter ab Juni.