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22.05.2015 | 07:42 | Höfesterben 

Nur jeder zweite Bauer kann von seinem Hof leben

Berlin - Das Höfesterben in der deutschen Landwirtschaft hat sich in den vergangenen vier Jahren etwas verlangsamt - aber nur noch knapp jeder zweite Bauer kann in erster Linie von seinem Hof leben.

Höfesterben setzt sich fort
Bauern haben es nach wie vor schwer. Vielen reicht der Hof nicht zum Leben, an Nachwuchs mangelt es. Die Bundesregierung hält die Branche für zukunftsfähig - sieht sie aber auch auf schwere Zeiten zusteuern. (c) proplanta
Das sind die zentralen Ergebnisse des neuen agrarpolitischen Berichts der Bundesregierung, den Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) am Mittwoch in Berlin vorstellte.

Demnach gab es 2013 bundesweit rund 285.000 Agrar-Betriebe, etwa 14.100 weniger als bei der vorigen Zählung 2010. Das entspricht einer jährlichen Abnahme um 1,6 Prozent - zuvor hatte die Rate über viele Jahre im Mittel bei drei Prozent gelegen. Deutlich verringert hat sich den Daten zufolge aber die Zahl der kleineren Betriebe mit einer Fläche bis 100 Hektar. Dennoch bewirtschaften immer noch sieben von zehn Bauern weniger als 50 Hektar Land.

Auch die Zahl der Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, geht zurück. Im Haupt- und Nebenerwerb waren es 2013 noch 1,02 Millionen Menschen. Die Hälfte davon sind Familienangehörige, aber auch ihr Anteil wird kleiner. Die Zahl der Auszubildenden in Agrarberufen verringerte sich von 2012 auf 2013 um 3,3 Prozent auf 33.660.

Schmidt sieht die Branche dennoch zukunftsfähig. «Mittelfristig halte ich unsere Landwirtschaft - schon allein deswegen, weil wir 2050 neun Milliarden Menschen auf der Welt sein werden - für eine Wachstumsbranche», sagte er. Mit einer Wertschöpfung von 161 Milliarden Euro im vergangenen Jahr sei sie fünftgrößter Wirtschaftsfaktor. «Und wir wollen die Landwirtschaft ökonomisch produktiv in diesem Lande halten.» Zuvor hatte das Kabinett den Agrar-Bericht beschlossen. Er wird alle vier Jahre vorgelegt.

Bei den Gewinnen je Unternehmen gab es im Wirtschaftsjahr 2013/14 einen leichten Zuwachs von 1,4 Prozent. Zulegen konnten vor allem die Milchbetriebe (+31,6%) - allerdings nach schwierigen Vorjahren, wie Schmidt betonte. Sie profitierten von niedrigen Futtermittelkosten und einem zuletzt auf mehr als 40 Cent gestiegenen Milchpreis.

Im Ackerbau gingen die Gewinne dagegen deutlich zurück (-19,8%). Als Hauptgrund nennt der Bericht einen Einbruch der Preise, den selbst gute Getreide- und Zuckerrüben-Ernten 2013 nicht hätten ausgleichen können. Schmidt äußerte die Befürchtung, dass sich «die fetten Jahre» nicht wiederholen dürften: «Ich sehe eine holprige Wegstrecke.»

Der Deutsche Bauernverband wies darauf hin, dass sich die Ergebnisse im laufenden Wirtschaftsjahr deutlich nach unten bewegten. Die Frage, welche Rahmenbedingungen Landwirte für eine bessere Wertschöpfung in der Vermarktung ihrer Erzeugnisse benötigten, bleibe in dem Bericht leider ausgespart, kritisierte Verbandspräsident Joachim Rukwied.

Insgesamt wurden in Deutschland 2013 rund 16,7 Millionen Hektar landwirtschaftlich bewirtschaftet. Damit kommen auf jeden Betrieb im Durchschnitt 59 Hektar Land, nach 56 Hektar im Jahr 2010.

Import und Export entwickelten sich nach dem durch die Finanzkrise bedingten Rückgang 2009 positiv, so der Bericht weiter. Trotz der Ukraine-Krise und den von Russland verhängten Einfuhrbeschränkungen wuchsen die Agrarexporte 2014 um 1,2 Prozent auf 63,4 Milliarden Euro leicht an. Damit sei Deutschland nach den USA und den Niederlanden der weltweit drittgrößte Agrarexporteur. (dpa)
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