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21.09.2016 | 11:19 | Einkommen um 17% gesunken 

Österreichs Landwirtschaft erholt sich nicht

Wien - Die Situation in der österreichischen Land- und Forstwirtschaft bleibt unverändert angespannt.

Einkommenseinbußen in Österreichs Landwirtschaft
Grüner Bericht 2016: Einkommen sanken um 17%, Steigerung bei Agrarexporten (c) proplanta
Wie aus dem nunmehr dem Parlament vorliegenden Grünen Bericht 2016 (III-307 d.B.) und dem daran angeschlossenen Bericht über die Maßnahmen für die Land- und Forstwirtschaft (III-308 d.B.) hervorgeht, wiesen die Einkommen im Jahr 2015 bereits zum vierten Mal in Folge einen Rückgang auf, der diesmal mit 17% besonders hoch war.

Positive Nachrichten gab es hingegen von den Agrarexporten, die einen überdurchschnittlich hohen Anstieg verzeichnen konnten. Österreichs Bäuerinnen und Bauern müssen unter erschwerten Bedingungen arbeiten, umschreibt Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter im Vorwort die Herausforderungen, sieht den heimischen Agrarsektor aber auf dem richtigen Weg. Die außergewöhnliche Qualität der heimischen Produkte und damit verbunden die Erfolge im Export zeigen aber, dass Österreichs Landwirtschaft sehr wohl auf internationalem Parkett wettbewerbsfähig ist, heißt es.

Schwierige Marktbedingungen bei Milch und Schweinen, geringere Erntemengen bei Sommergetreide



Konkret betrug das Durchschnittseinkommen aller land- und forstwirtschaftlichen Betriebe 2015 19.478 €. Um 16% auf 15.847 € gesunken ist das Einkommen je Arbeitskraft, das nach wie vor erheblich unter dem Einkommensdurchschnitt aller ArbeitnehmerInnen in Österreich lag.

Die im Vergleich zum Vorjahr geringeren Einkünfte werden vor allem mit den stark gestiegenen Erzeugerpreisen für Milch, den niedrigeren Erträgen aus der Schweinehaltung als Folge des Preisverfalls bei Mastschweinen und Ferkeln und geringeren Erntemengen bei Sommergetreide aufgrund des trockenen Sommers begründet. Ins Gewicht fiel zudem auch ein deutlicher Rückgang der öffentlichen Gelder, insbesondere der ÖPUL-Zahlungen, sowie höherer Aufwand für Düngemittel, Pachten, Mieten und Abschreibungen.

Einkommenseinbußen bei Bergbauernbetrieben überdurchschnittlich hoch



Die Einkommenseinbußen betrafen alle Betriebsformen mit Ausnahme der Dauerkulturbetriebe, wobei bei letzteren vor allem die deutlich höheren Erntemengen im Weinbau zu einem Plus von 57% geführt haben.

Am stärksten fiel der Einkommensrückgang bei den Veredelungsbetrieben mit 29% aus, dies in erster Linie wegen der schlechten Preise auf dem Schweinemarkt. Die niedrigen Milchpreise wiederum lösten bei den Futterbaubetrieben sinkende Einkünfte aus. Das Minus der Marktfruchtbetriebe schließlich wird auf geringere Erntemengen bei Zuckerrüben, Erdäpfeln und Ölraps zurückgeführt. Einkommensrückgänge verzeichneten aber auch landwirtschaftliche Gemischtbetriebe und Forstbetriebe.

Deutlich gegenüber dem Vorjahr sanken die Einkünfte der Bergbauernbetriebe, deren Minus mit 23% überdurchschnittlich hoch ausfiel. Damit hat sich auch der Einkommensabstand der Bergbauernbetriebe zu den übrigen Betrieben im Vergleich zu 2014 wieder vergrößert. Einen Rückgang von 4% bei den Einkünften wiesen die Biobetriebe aus, die beim Einkommensniveau allerdings um 17% über dem Durchschnitt aller Betriebe lagen. Die öffentlichen Gelder für diesen Bereich lagen um 24% über dem Durchschnitt aller Betriebe, was der Bericht mit der gezielten Ausrichtung der Agrarpolitik auf den Biolandbau erklärt.

Kräftiger Zuwachs bei Agrarexporten



Steigerungen verzeichnete hingegen der Agraraußenhandel, dessen Zuwachs 2015 über jenem des Gesamtaußenhandels lag. Die Exporte erhöhten sich um 3,2% auf 10,06 Mrd. €, die Importe um 3,7% auf 11,12 Mrd. €. Das daraus resultierende agrarische Handelsbilanzdefizit überstieg damit den 2014 erzielten Wert um 78 Mio. €, sodass sich die Deckungsquote um 0,3 Prozentpunkte auf 90,5% verringerte. Der Anteil der Agrarexporte an den Gesamtexporten blieb mit 7,6% unverändert.

Trend zu größeren Betrieben



Was die Agrarstruktur betrifft, weist Österreich nach der letzten Erhebung von 2013 166.317 land- und forstwirtschaftliche Betriebe aus. Damit sank die Zahl der Betriebe gegenüber 2010 um 4%. Der Betriebsrückgang setzt sich zwar weiter fort, hat sich aber seit dem EU-Beitritt etwas verlangsamt, heißt es dazu im Bericht. Die heimische Landwirtschaft ist nach wie vor eher klein strukturiert, dennoch hält der Trend zu größeren Betrieben an. Wurde 1951 von einem Betrieb im Durchschnitt eine Gesamtfläche von 18,8 ha bewirtschaftet, so waren es 2013 43,7 ha.

6,2% weniger Mittel für die Land- und Forstwirtschaft als 2014



Den Betrag, der 2015 an EU-, Bundes- und Landesmitteln für die Land- und Forstwirtschaft ausgegeben wurde, beziffert der Grüne Bericht mit 1,934 Mrd. €, was wiederum einen Rückgang von 6,2% gegenüber 2014 bedeutet. Bei der 1. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) – der Marktordnung – betrug das Minus rund 30 Mio. €, in der 2. Säule – den Förderungen für den ländlichen Raum – standen um 57 Mio. € weniger zur Verfügung. Bei den nunmehr national finanzierten Maßnahmen im Agrarbudget gingen die Zahlungen gegenüber 2014 ebenfalls zurück, und zwar um 12,4% bzw. 39 Mio. €.

Für die Marktordnung im Rahmen der 1. Säule der GAP wurden 694 Mio. € bzw. 36% des Agrarbudgets für rund 113.000 landwirtschaftliche Betriebe und Agrargemeinschaften sowie 85 sonstige FörderwerberInnen aufgewendet. Aus dem Programm für die ländliche Entwicklung (2. Säule der GAP) gingen 961 Mio. € an 108.850 Betriebe und 1.975 sonstige FörderwerberInnen. Bergbauernbetriebe erhielten im Durchschnitt 664 € und Biobetriebe 702 € je Hektar.

LandwirtInnen beziehen im Durchschnitt 818 € Pension



Für die soziale Sicherheit wiederum wurden 2015 Leistungen in der Höhe von 3.101 Mio. € erbracht, 73% davon für die Pensionsversicherung, 17% für die Krankenversicherung sowie 10% für das Pflegegeld. Die durchschnittliche Alterspension für die 141.828 Versicherten machte 818 € aus.
PK
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