Dies machten Spitzenvertreter am Freitag in Neumünster deutlich. An dem ergebnisoffen angelegten Dialog beteiligen sich auch Vertreter von Handel, Zucht, Verbraucher- und Tierschutz, Kirche, Wissenschaft und Ausbildung. Welches Ergebnis herauskomme, sei offen, sagte
Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). Das könnten konkrete Handlungsschritte sein, die Einigung auf einen Zielrahmen oder auch die Erkenntnis «Gut, dass wir geredet haben».
Zur Auftaktveranstaltung kamen etwa 120 Teilnehmer. Sie diskutierten in kleinen und größeren Runden über die ganze Palette der Landwirtschaft - von
Tierproduktion und
Gewässerschutz über das
Tierwohl, den Umgang mit
Gülle und die Digitalisierung bis hin zum
Klimawandel und dem Verbraucherverhalten. In einem Pressegespräch mit Albrecht und Vertretern des Bauernverbandes sowie des Naturschutzverbandes
BUND fiel immer wieder die Vokabel gemeinsam. «Wir sitzen in einem Boot», sagte der Minister. Der Vizepräsident des konservativen Landesbauernverbandes, Klaus-Peter Lucht, lobte die Gesprächsbereitschaft aller Seiten: «Es finden keine Schuldzuweisungen statt». Es sei ein großer Vorteil, dass schon unter Albrechts Vorgänger Robert
Habeck (Grüne) eine pragmatische und lösungsorientierte Diskussionskultur Einzug gehalten habe. Die Landwirtschaft habe ihre Schwachstellen mittlerweile selbst definiert.
Es müsse aber auch klar anerkannt werden, dass die Landwirtschaft im Norden vielfältig ist, sagte Lucht. Entscheidend sei, die
Bauern nicht über das Ordnungsrecht zu gängeln und damit die Produkte zu verteuern, sondern mehr auf Anreize zu setzen, zum Beispiel beim Vertragsnaturschutz. Hiermit müssten die Landwirte ebenso viel Geld verdienen können wie mit Marktprodukten. «Da muss es auch zwischen Daumen und Zeigefinger prickeln.» Lucht forderte auch, die Stallhaltung von Tieren dürfe nicht pauschal als schlecht bewertet werden und nur
Weidehaltung als gut. Und er appellierte: «Wir müssen aufeinander zugehen und einander akzeptieren».
BUND-Vertreter Gerhard Degener gab dem Bauernfunktionär Recht: Leistungen der Landwirte für den
Naturschutz müssten attraktiv bezahlt werden. In der Praxis arbeiteten Naturschutz und Landwirte oft gut zusammen, sagte Degener. Frontstellungen gebe es eher auf Ebene der Verbände. «Die gilt es aufzuweichen.» Probleme wie Klimawandel und Verlust der
Artenvielfalt seien nur gemeinsam zu bewältigen. «Wir wollen eine gute Landwirtschaft in Schleswig-Holstein erhalten», sagte Albrecht. Er sei zuversichtlich, dass dies der gemeinsame Wille sei. Die
Betriebe müssten in der Lage sein, gute Produkte zu angemessenen Preisen an den Markt zu bringen. «Gerade die anhaltende Trockenheit im Sommer, nach der auffälligen Nässe im Jahr davor, hat viele Landwirtinnen und Landwirte im Land vor große Herausforderungen gestellt», sagte Albrecht. «Die Frage, wie sich Landwirtschaft auf den Klimawandel einstellen kann, ist auch auf Schleswig-Holsteins Höfen angekommen.» Deshalb müsse gemeinsam über mögliche Perspektiven nachgedacht werden, um gerade jungen Landwirten eine Zukunft zu bieten.