Umgerechnet auf Erzeugerpreise hat sich das Niveau für 2020 seit Januar von optimistischen 37 - 38 ct/kg auf rund 28 ct/kg für die nächsten Monate verringert.
Der Verkauf in andere EU-Länder, insbesondere nach Italien, aber auch in andere Staaten mit Quarantänemaßnahmen, ist aktuell nicht mehr möglich oder erschwert. Innerhalb sehr kurzer Zeit kommt es zu einer extremen Änderung der Warenströme.
Die Verunsicherung des globalen Milchmarktes durch die Coronakrise zeigt sich auch am Beispiel Neuseeland, wo der Global Dairy Tender inzwischen viermal in Folge um insgesamt 12 % nachgegeben hat. Hinzu kommen wieder deutlich steigende Erzeugungsmengen (global +1,3 % und EU-weit +1,6 % im Januar). In Deutschland lagen die Anlieferungen in KW 11 +2,0 % über Vorjahr.
Am deutschen
Milchmarkt waren in den letzten beiden Wochen gegensätzliche Entwicklungen zu beobachten. Einerseits lief der Absatz von Milchfrischprodukten, Butter und Käse über den
Lebensmittelhandel, gestützt durch zeitweilige Hamsterkäufe der Privathaushalte, auf Hochtouren. Allerdings lässt die Bevorratung allmählich nach und die Absatzmengen normalisieren sich.
Andererseits sind die Absatzmengen an den Großhandel, der wiederum Restaurants, Kantinen, Heime und andere Großküchen beliefert, fast zum Erliegen gekommen. Hinzu kommen Logistikprobleme, die den Export in Richtung Asien und auch nach Italien weiter nachhaltig beeinträchtigen.
Besonders betroffen sind hier die süddeutschen Käseexporte nach Italien. Italienische
Molkereien sollen aufgrund fehlender Mitarbeiter in der Produktion z.T. auch keine Versandmilch mehr aus Deutschland aufnehmen.
Wegen des aktuellen Überangebots, fehlenden Trocknungskapazitäten und Unsicherheiten bezüglich der weiteren Entwicklung des Magermilchpulverpreises lagen auch die deutschen Spotmarktpreise in KW 12 nur noch bei 29,5 ct/kg. Mit Blick auf Ostern ist ein weiterer Rückgang der Spotmilchpreise zu erwarten.
Auf den Produktmärkten hat der demonstrationsbedingte vorgezogene Trinkmilchabschluss von
Aldi mit +5 ct/kg (brutto) ab Mai Signalwirkung. Ob dieser Abschluss von den übrigen großen Unternehmen des
LEH unter den geänderten Vorzeichen übernommen wird, bleibt abzuwarten.
Bei abgepackter Butter wurden die Großhandelspreise seit November 2019 in mehreren Schritten um insgesamt 58 ct/kg auf 3,30 €/kg gesenkt. Hier steht ab 1. April eine Preisanhebung um voraussichtlich 30 ct/kg im Raum. Die
Käsepreise zeigten sich seit Jahresbeginn mit 3,25 €/kg Schnittkäse sehr stabil. Der Druck am Markt hat hier bei aktuellen Abschlüssen bereits zu deutlichen Preisrückgängen geführt.
Die Auszahlungspreise der Molkereien konnten sich in den letzten 10 Monaten nahezu unverändert auf einem Niveau von rund 34,7 ct/kg halten. Im Februar wurden in Baden-Württemberg 34,9 ct/kg (4,0 % Fett) bezahlt, gegenüber 34,7 ct/kg im Januar.
Die unterschiedliche Entwicklung an den Märkten führt in den nächsten Monaten zu deutlichen Verwertungsunterschieden zwischen den Molkereien. Erste Molkereien haben bereits die Märzauszahlungspreise zurückgenommen.
Der
Kieler Rohstoffwert, der im Januar noch bei 36,2 ct/kg lag, ist im März bereits auf 32,1 ct/kg eingebrochen.
Die weitere Entwicklung ist derzeit schwer abschätzbar. Niederländische Analysten gehen angesichts der zu erwartenden Rezession für 2020 vom Beginn eines Abwärtszyklus auch am Milchmarkt aus.
Bei
Biomilch entwickelt sich der Absatz mit dem Einstieg der
Discounter dynamisch. Die Mehrproduktion aus 2017 und 2018 ist am Markt untergebracht. Die Erzeugerpreise lagen nach Zahlen von
Bioland im Januar und Februar bei 47,5 ct/kg (incl. erwarteter Nachzahlungen).