Die nach dem Jahreswechsel vorhandenen Überhänge bauen sich zusehends ab, die Drittlandsexporte laufen, und in einigen Ländern können sich die
Mäster schon über anziehende Notierungen freuen. So weit ist es in Deutschland jedoch noch nicht.
Zwar wird auch hier der Schweinestau kürzer; die in mehreren Regionen immer noch drückenden Angebotsüberhänge verhindern jedoch einen Preisanstieg. Die Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch (VEZG) ließ deshalb am Mittwoch (27.1.) ihre Leitnotierung für Schlachtschweine erwartungsgemäß mit 1,19 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) unverändert.
Positiv ist aber zu vermerken, dass der Fleischabsatz Analysten zufolge stetig zu weitgehend unveränderten Preisen lief und laut der
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (
BLE) in der dritten Kalenderwoche erstmals in diesem Jahr mehr als 800.000 Schweine geschlachtet wurden.
Die
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) berichtete, dass sich der Schweinestau von Woche zu Woche schneller abbaue, zuletzt in der dritten Kalenderwoche um rund 90.000 auf 880.000 Schweine. Anfang des Jahres waren es noch mehr als 1 Million gewesen. Neben den etwas erhöhten Schlachtungen sieht die
ISN das insgesamt geringere Angebot als Hauptgrund für den Rückgang. Die Erzeuger hätten Anpassungsmaßnahmen ergriffen. Seit September 2020 würden weniger Ferkel importiert und nach der Abschlachtung von
Sauen auch hier weniger produziert.
„Wir sehen, dass die Schritte beim Abbau des Schweinestaus größer werden. Wichtig ist jetzt, dass sich der Schweinestau nicht zu einem Vermarktungsstau von
Schweinefleisch entwickelt“, betonte ISN-Marktexperte Klaus Kessing. ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack erneuerte deshalb seine Forderung, dass der Absatz für deutsches Schweinefleisch dringend verbessert werden müsse.
„Wir brauchen mehr Absatzventile in wichtige Drittlandsmärkte. Das wird man nur dann erreichen können, wenn sich auch die Regierungsspitze - also die Kanzlerin - mit Nachdruck in die Gespräche mit den Drittländern einschaltet“, betonte Staack.
Preisüberraschung in Belgien
In Österreich konnte der Verband landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten (VLV) die Nachricht verbreiten, dass aufgrund der hohen Schlachtaktivitäten die Überhänge am Lebendmarkt Ende Januar vollständig abgebaut seien. Wichtiger Grund hierfür sei auch, dass die
Fleischbranche wisse, dass der preisliche Tiefpunkt erreicht sei und es bei Veränderung nur nach oben gehen könne. Aufgrund der ausgeglichenen Angebots- und Nachfrageverhältnisse blieb die VLV-Notierung mit 1,32 Euro/kg SG zunächst unverändert.
Die achte Woche in Folge blieben die
Schlachtschweinepreise am französischen Marché du Porc Breton mit 1,20 Euro/kg SG ebenfalls stabil. In Dänemark zahlt
Danish Crown (DC) ebenfalls unverändertes Geld für die angelieferten Schlachtschweine. Dem Unternehmen zufolge läuft der Absatz von Fleisch am
EU-Binnenmarkt stabil aber ohne zusätzliche Impulse. Einige Kunden hätten begonnen, ihre
Lagerbestände zu erhöhen.
Positiv hob DC hervor, dass die Nachfrage aus China weiter stark sei und auch nach dem Brexit der Absatz von Speck und Bacon in das Vereinigte Königreich mit „vernünftigen Umsätzen“ weitergehe. Für eine positive Überraschung sorgte Belgien, wo die Notierungen für Schlachtschweine diese Woche bei der Danis-Gruppe um 2 Cent/kg Lebendgewicht (LG) und bei Westvlees um 3 Cent/kg LG stiegen. Sie kamen allerdings von einem sehr niedrigen Niveau.
Spanische Notierung angehoben
Erstmals seit sechs Monaten wurde auch die spanische Notierung wieder angehoben, allerdings nur moderat um 0,4 Cent auf 1,10 Euro/kg LG. Wie der Mercolleida berichtete, waren diesem Plus nach langer Zeit sehr kontroverse Diskussionen zwischen Schlachtbetrieben und Erzeugern vorausgegangen. Doch nun sei „die Tür zum saisonalen Preisanstieg“ geöffnet.
Den Ausschlag für die moderate Preisanpassung habe letztlich gegeben, dass sich die Gewichte der Schweine nach unten entwickelt hätten; die angebotene Stückzahl der Tiere sei für den Bedarf der meisten
Schlachter bereits seit einiger Zeit eher zu klein. Das betreffe besonders die exportorientierten Unternehmen, die volle Auftragsbücher für die Lieferungen nach China hätten und nach dem dortigen Neujahrsfest startklar sein wollten.
Auch in Spanien sei den Fleischherstellern klar, so der Mercolleida, dass der Rohstoff Schwein in Zukunft nur teurer werden könne. Allerdings setze das niedrige deutsche
Preisniveau auch Grenzen für die Aufwärtsentwicklung in anderen EU-Ländern. In Italien scheint das den Markt aber weniger zu kümmern. Die dortige Leitnotierung zog diese Woche um 3,5 Cent/kg LG an, seit Jahresbeginn damit um 9 Cent/kg. Corona-Probleme bei den
Schlachtereien und Verarbeitern soll es laut dortigen Analysten nicht geben; die Margen der Fleischhersteller seien trotz des Preisanstiegs am Lebendmarkt noch leicht positiv.
Vorjahresniveau deutlich unterschritten
In der Woche zum 24. Januar hatten sich die Schlachtschweinepreise in den 27 Mitgliedstaaten im Mittel nicht verändert. Nach Angaben der
EU-Kommission wurden für Tiere der Handelsklasse E im
Schnitt 128,04 Euro/100 kg SG gezahlt; das entsprach dem Vorwochenniveau. Im Vorjahresvergleich erhielten die Erzeuger jedoch 56,42 Euro/100 kg oder 30,6 % weniger Geld für ihre Tiere. In der Berichtwoche konnten sich die Mäster in Ungarn über einen Aufschlag von 1,1 % freuen; in Luxemburg und Kroatien waren es 0,9 % beziehungsweise 0,6 %.
Ansonsten dominierten unveränderte Auszahlungspreise der Schlachtereien, so in Deutschland, Frankreich, Spanien, Belgien und den Niederlanden. Für die baltischen Staaten Lettland und Litauen wurden Preisabschläge von jeweils rund 1 % gemeldet. Deutlich schlechter bezahlt wurden schlachtreife Schweine dagegen in Rumänien mit einem Abzug von 5,2 %.