Preis für Baumwolle auf Rekordniveau

Mit deutlich höheren Preisen für Baumwolltextilien wird in der Branche aber nicht gerechnet. «Der Preisdruck in der Textilwirtschaft ist so groß, dass es allenfalls zu marginalen Erhöhungen kommen könnte», sagte der Bremer Baumwollhändler Fritz Grobien am Donnerstag am Rande der 30. Internationalen Baumwolltagung in der Hansestadt. Der Geschäftsführer der Velener Textilwerk GmbH in Nordrhein-Westfalen, Ernst Grimmelt geht davon aus, dass es eher zulasten der Marge gehen wird, auch wenn er sagt: «Die Erhöhung des Rohstoffpreises ist so massiv, das müsste sich im Preis niederschlagen.»


Ernte 2009/10 fünf Prozent unter Volumen des Vorsaison

Nach Angaben der Bremer Baumwollbörse lag die Ernte in der Saison 2009/2010 mit rund 22 Millionen Tonnen fünf Prozent unter dem Volumen der Vorsaison (1. August bis 31. Juli). «Wir haben eine schlechte Ernte gehabt», sagte Grobien. Der Preis stieg von 52,60 US-Cent/lb (1 lb = 0,454 Kilogramm) im März 2009 auf 85,55 US-Cent/lb Ende Februar 2010. «Der Preis ist sehr fest und wird tendenziell auf der Höhe bleiben», sagte der Baumwollhändler. Neben dem steigenden Baumwollverbrauch hat der Rückgang der Lagerbestände den Preis nach oben getrieben. «Langstablige Baumwolle wird schon knapp», sagte Grimmelt, der in seiner Spinnerei und Weberei im Monat 300 Tonnen Baumwolle aus aller Welt verarbeitet. Diese Art Baumwolle wird in der Bekleidungsindustrie nicht eingesetzt, sondern wegen ihrer hohen Festigkeit für technische Artikel.


China größter Anbauer - USA reduzierte Anbaufläche

Größter Baumwollanbauer bleibt nach Angaben der Börse China mit einer Ernte von rund 6,8 Millionen Tonnen. Auf Platz zwei liegt Indien mit 5,1 Millionen gefolgt von den USA mit 2,7 Millionen Tonnen. In den drei Ländern zusammen wird etwa zwei Drittel der gesamten Baumwolle gepflanzt. Die USA hatten bereits in der Saison 2008/09 die Anbaufläche stark reduziert und statt wie in den Vorjahren zwischen 4 und 5 Millionen Tonnen Baumwolle nur noch 2,8 Millionen geerntet.


Hoher Baumwollpreis gut für die Farmer

Für die Farmer sei der Preisanstieg ein Segen, sagte Grobien. Durch die höheren Einnahmen könnten sie wieder investieren und neues Saatgut kaufen. Die beiden Baumwoll-Experten hoffen zudem, dass die Farmer wieder mehr Baumwolle anbauen. «Baumwolle ist für die bevölkerungsreichen Länder der Welt ein strategisches Gut und von hoher Bedeutung.» Für manche Länder bedeute der Textilexport 30 bis 50 Prozent der Deviseneinnahmen.


Trigema-Chef Grupp appelliert an Unternehmer   

Zum Auftakt der Baumwolltagung appellierte Trigema-Chef Wolfgang Grupp an die Unternehmer, Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten. Globalisierung habe nicht mit Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland zu tun, sondern sei eine Chance, gegenseitig die Stärken zu nutzen, sagte er vor rund 500 Wissenschaftlern, Produzenten und Händlern aus 41 Ländern. Bis Samstag stehen bei der Tagung unter anderem Nachhaltigkeit, Forschung und Konsumverhalten auf dem Programm. Baumwolle wird in mehr als 80 Ländern angebaut. Weltweit sind in der Branche gut 350 Millionen Menschen beschäftigt. Der Sport- und Freizeitbekleidungshersteller Trigema produziert ausschließlich in Deutschland und beschäftigt 1.200 Mitarbeiter.

Die Bremer Baumwollbörse wurde 1872 gegründet. Heute sorgt die Organisation weltweit im Verbund mit 14 weiteren Baumwollbörsen für die vertragsgemäße Abwicklung des Baumwollgeschäfts. Alle zwei Jahre gibt es die Internationale Baumwolltagung. Sie gilt seit langem als weltweit größte Spezialtagung der Baumwollhändler und -experten. (dpa)