Die wirtschaftliche Situation der 110.000 landwirtschaftlichen Familienbetriebe habe sich massiv eingetrübt, teilte der Bayerische
Bauernverband am Donnerstag bei der Vorstellung des Situationsberichts 2015 mit.
Anfang November sei der Leitindex für deutsche Erzeugnisse der
Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (
AMI) auf den tiefsten Stand seit August 2010 gefallen.
Hauptgründe seien die russische Einfuhrsperre für europäische Nahrungsmittel, die Macht des Lebensmitteleinzelhandels sowie die weltweit guten Ernten. «Die Landwirtschaft ist nicht verantwortlich für die politischen Spannungen zwischen Russland und Europa, aber dennoch zahlen wir Landwirte im Moment die Zeche», sagte Bayerns Bauernpräsident Walter Heidl. «Der Markt wurde komplett durcheinandergewirbelt und der Lebensmitteleinzelhandel nutzt die Situation, um Preise zu drücken.» Die Existenz vieler Höfe stehe auf dem Spiel.
Von Preisrückgängen bis zu 40 Prozent seien vor allem Ferkelerzeuger, Schweinehalter, Milch- und Ackerbauern betroffen. Für das bis Juni 2015 laufende Wirtschaftsjahr fürchten die Bauern demnach im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2013/14 starke Einkommenseinbußen.
«Der Lebensmitteleinzelhandel und die Verarbeitungsbetriebe setzen mit dieser Preispolitik die sichere Versorgung mit regionalen und hochwertigen Lebensmitteln aufs Spiel», warnte Heidl. Er fordert Politik und Kartellamt zum Handeln auf. «Nur so können alle Beteiligten zu fairen Praktiken bewegt werden.» Außerdem müssten Landwirte eine steuerbegünstigte Rücklage bilden können, um das Risikomanagement zu verbessern. (dpa/lby)