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19.02.2019 | 13:00 | Bilanz 2018 

Raiffeisen-Genossenschaften: Trockenheit bestimmt den Markt

Berlin - Die Folgen des heißen und trockenen Sommers haben im vergangenen Wirtschaftsjahr bei einigen genossenschaftlich orientierten Unternehmen zu deutlichen Umsatzeinbußen geführt, konnten jedoch vielfach abgefedert werden.

DRV-Bilanz-Pressekonferenz 2019
Strukturwandel in der Landwirtschaft setzt sich mit zunehmender Geschwindigkeit fort. (c) proplanta
Zu diesem Schluss kommt der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) nach eigenen vorläufigen Schätzungen. Das Umsatzminus liegt bei 1,4 Prozent. Den Gesamtumsatz der 2.024 genossenschaftlich orientierten Unternehmen schätzt der Raiffeisenverband auf 62,1 Milliarden Euro (Vorjahr 63,0 Mrd. Euro).

„Die Dürre des vergangenen Sommers ist der entscheidende Faktor für diese Entwicklung", sagte DRV-Hauptgeschäftsführer Dr. Henning Ehlers während der DRV-Bilanz-Pressekonferenz. „Die Ernten etlicher Mitglieder unserer Genossenschaften sind derart katastrophal ausgefallen, dass sie teilweise dringend auf staatliche Hilfen angewiesen waren. Das wirkt sich natürlich auf alle Sparten und die gesamte Wertschöpfungskette aus."

Die wirtschaftlichen Aktivitäten der Genossenschaften werden auch durch die politischen Entwicklungen auf verschiedenen Ebenen bestimmt, die zum Teil für erhebliche Unsicherheiten in den Unternehmen sorgen. Auf europäischer Ebene sind dies vor allem die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020 und die möglichen Folgen des Brexit.

Aktuell ist es sehr fraglich, ob sich das Parlament noch vor der im Mai anstehenden Europawahl abschließend zur GAP positioniert. Beschlüsse der EU-Staats- und Regierungschefs zum künftigen mehrjährigen EU-Finanzrahmen dürften frühestens im Herbst dieses Jahres zustande kommen. Bei einem Beschluss über die künftige GAP erst im Jahr 2020 erscheint ein Inkrafttreten der neuen Regeln 2021, wie ursprünglich geplant, unrealistisch. Der DRV geht daher davon aus, dass – auch aufgrund des notwendigen zeitlichen Vorlaufs für die Landwirte und Verwaltung – die neue GAP erst 2023 in Kraft tritt.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem ungeordneten Brexit kommt, ist eher gestiegen. Dies betrachten wir mit großer Sorge", so Ehlers. In dem Fall würden Zölle, erheblich mehr Bürokratie durch Zollformalitäten sowie Mehrkosten durch unterschiedliche Standards in der EU und Großbritannien den Handel mit dem Vereinigten Königreich erheblich erschweren und wirtschaftlich unattraktiver machen.

Ehlers: „Insgesamt dürften Exporte aus Deutschland nach Großbritannien – immerhin dem viertwichtigsten Abnehmerland – zurückgehen und gleichzeitig mehr Ware aus anderen EU-Ländern, die ursprünglich für den britischen Markt bestimmt war, auf den deutschen Markt umgeleitet werden. Die Folge dieser Verschiebung der Warenströme wäre ein deutlich höherer Preisdruck auf vielen Agrarmärkten."

Warenwirtschaft: Trockenheit bestimmt den Markt

Vergleichsweise gut haben sich 2018 die Unternehmen der Warenwirtschaft auf dem herausfordernden deutschen Markt behauptet. Zwar bleibt diese Sparte mit einem Gesamtumsatz von 35,3 Milliarden Euro die umsatzstärkste Sparte im DRV, doch auch sie muss einen Umsatzrückgang in Höhe von etwa 0,5 Prozent hinnehmen (Vorjahr 35,5 Mrd. Euro).

Während die Getreidevermarktung und der Handel mit Pflanzenschutz- und Düngemitteln unter der Trockenheit litten, profitierte das Geschäft mit Mineralölprodukten von deutlich gestiegenen Preisen. In diesem Segment verbuchten die Warengenossenschaften ein Umsatzplus von etwa 8 Prozent. Saatgut konnte leicht zulegen, Futtermittel hielten etwa das Vorjahresniveau.

Neben den Folgen der Dürre wird die Warenwirtschaft in den kommenden Monaten weiterhin von volatilen internationalen Rohstoffmärkten sowie von politischen und gesellschaftlichen Faktoren bestimmt werden. Insbesondere die zunehmenden weltweiten handelspolitischen Konflikte und die daraus folgenden Änderungen von Warenströmen verunsichern die Märkte und stellen die Warengenossenschaften vor zusätzliche Herausforderungen. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass Deutschland zum ersten Mal seit mehreren Jahrzehnten Nettoimporteuer bei Getreide ist.

Getreideernte fällt enttäuschend aus

Die deutsche Getreideernte fiel mit knapp 38 Millionen Tonnen mehr als enttäuschend aus und erreichte das niedrigste Niveau seit 1994. Das langjährige Mittel liegt bei gut 48 Millionen Tonnen.

Allerdings waren die Ernteergebnisse regional sehr unterschiedlich: Im Westen und Süden fiel zunächst ausreichend Niederschlag. Erst in der zweiten Sommerhälfte setzte auch dort eine große Trockenheit ein, die insbesondere die Körnermaisernte negativ beeinflusste. Trotz der niedrigen Erntemenge fielen die Qualitäten insgesamt gut aus. Die Rapsernte konnte ebenfalls witterungsbedingt erneut nicht überzeugen. Sie lag mit gut 3,6 Millionen Tonnen deutlich unter dem ebenfalls enttäuschenden Vorjahreswert.

Während europaweit – ebenfalls witterungsbedingt – mit rund 288 Millionen Tonnen eine unterdurchschnittliche Ernte eingefahren wurde, gab es weltweit zum sechsten Mal in Folge ein Resultat von über 2 Milliarden Tonnen Getreide. Allerdings liegt dieses Ergebnis zum zweiten Mal in Folge unter dem weiter angestiegenen Verbrauch, sodass Lagerbestände weltweit schrumpfen werden.

Die Raiffeisen-Genossenschaften stehen ihren Landwirten als ver-lässliche Handelspartner weiterhin mit einer Vielzahl von Vermarktungsmodellen zur Seite. „Und auch der DRV setzt sich für die Öffnung neuer Märkte ein. So unterstützt der Raiffeisenverband weiterhin mit anderen Getreidehandelsverbänden die Bundesregierung beim Abschluss von Marktzugangsverfahren für Getreide nach China, Mexiko und Indonesien", erklärte Ehlers.

Betriebsmittel verkaufen sich schlechter

Umsatzeinbußen mussten auch die Händler landwirtschaftlicher Betriebsmittel verbuchen. „Bei trockener Witterung müssen weniger Fungizide eingesetzt werden und notreife Pflanzen brauchen keinen Dünger. Das ist eine einfache Rechnung", bilanzierte Ehlers. Entsprechend ist die Absatzmenge an Mineraldüngern (außer Kalk) um 7 Prozent zurückgegangen.

Aufgrund rückläufiger Preise sind die Umsatzeinbußen sogar noch etwas höher. Auch die Aussaat erfolgte unter erschwerten Bedingungen, was sich insbesondere auf die Nachfrage nach Sommerungen im Frühjahr 2019 auswirken wird.

Digitalisierung setzt sich fort

Die Digitalisierung gewinnt im Agrarhandel rasant an Bedeutung. Vernetzt werden nicht nur Maschinen auf dem landwirtschaftlichen Betrieb, sondern zunehmend Prozessketten von der Bestellung über die Logistik bis zur Rechnungsbegleichung. Entsprechend schaffen digitale Features zur Optimierung des Pflanzenbaus neue Kaufanreize.

Ehlers: „Wir freuen uns darüber, dass die Aktivitäten der Raiffeisen-Service GmbH zur Gründung eines neuen Unternehmens geführt haben, das eine digitale Handelsplattform für Warengenossenschaften aufbauen wird."

Energiewende muss technologieoffen gestaltet werden In den Diversifikationssparten hatte der insgesamt milde Winter Einfluss auf den Geschäftsverlauf. Der Energiebereich verzeichnet mit einem Rückgang um gut 2 Prozent eine leicht negative Entwicklung. Bei den Mineralölprodukten verzeichnet der DRV ein preisbedingtes Umsatzplus von 8 Prozent, obwohl gleichzeitig die abgesetzte Menge um 6,5 Prozent zurückgegangen ist. Dies erklärt sich durch einen Preisanstieg gegenüber dem Vorjahr von knapp 15 Prozent.

Der Absatz von Otto- und Dieselkraftstoff ist in den ersten zehn Monaten des Jahres 2018 im Vergleich zu 2017 um 1,3 beziehungsweise 3 Prozent gesunken. Beim Heizölgeschäft ist der Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich um knapp 18 Prozent ein-gebrochen. Angestiegene Preise im Vergleich zum Vorjahr haben die Umsatzeinbußen allerdings deutlich verringert.

„Für Irritationen auf dem Markt für fossile Kraft- und Brennstoffe sowie für erhebliche Unruhe in der Branche sorgen die aktuellen politischen Diskussionen über ein Verbot von Heizkesseln und Verbrennungsmotoren ab 2030", führte Ehlers aus. Der DRV fordert daher, die Energiewende technologieoffen zu gestalten und hocheffiziente Brennkessel und Verbrennungsmotoren als Brückentechnologie zu akzeptieren. Auch sollten neue Antriebstechniken wie der Hybridmotor und klimaneutrale Brennstoffe wie E-Fuels sowie die Sanierung von Gebäuden von staatlicher Seite stärker gefördert werden.

Futterwirtschaft: Knappes Angebot treibt Preise in die Höhe

Vor allem die Erholung des Milchmarktes in der ersten Hälfte des Jahres 2018 führte dazu, dass die Rindermischfutterproduktion im 2017/2018 um 2,4 Prozent auf 7 Millionen Tonnen anstieg. Bezogen auf die Mischfutterproduktion für alle Nutztierarten lässt sich seit drei Jahren allerdings erstmals wieder eine Abnahme um 0,1 Prozent auf 23,9 Millionen Tonnen feststellen, für den die Rückgänge der Produktionsvolumina bei Schweinen und Geflügel verantwortlich sind.

In der zweiten Jahreshälfte 2018 wurden die ersten Auswirkungen der Dürre auf die Futterwirtschaft sichtbar: Weil Grundfutter fehlte, mussten insbesondere viele Rinderhalter gewerblich produziertes Mischfutter zukaufen. Zudem hat das geringere Angebot der Rohstoffe im Mischfutter die Preise für Futtergetreide deutlich steigen lassen. Die Notierungen für Konsum- und Futtergetreide liegen nahezu gleichauf.

Gleichwohl werden die gestiegenen Preise in vielen Fällen nicht dazu führen, die mengenmäßigen Einbußen bei Landwirten und Genossenschaften zu kompensieren. Auch bei Heu, Stroh, Gras- und Maissilage wurden regional zum Teil hohe Notierungen verzeichnet, die bis ins Frühjahr 2019 anhalten könnten.

Ungebrochen ist die Nachfrage des Lebensmitteleinzelhandels nach Milchprodukten, die ohne den Einsatz genetisch veränderter Futterpflanzen erzeugt wurden. Die Futtermittelproduktion „Ohne Gentechnik" ist mittlerweile zu einem wichtigen Qualitätsstandard und Marktfaktor geworden. Deshalb erwartet der Raiffeisenverband einen weiter steigenden Bedarf an nicht gentechnisch veränderten Futtermitteln. Der Anbau des hierfür benötigten Rapses ist in Deutschland allerdings rückläufig. Landwirte werden auf Soja nicht verzichten können und sich am Markt zunehmend aus nicht-gentechnisch veränderter Produktion bedienen müssen.

Milchwirtschaft: Erzeugerpreis bei 34 Cent je Kilogramm

Für die Milcherzeuger und Molkereien war 2018 ein zufriedenstellen-des Wirtschaftsjahr. Ihre Umsätze liegen nach vorläufigen DRV-Schätzungen stabil bei 13,7 Milliarden Euro. Für das gesamte Jahr dürfte die Anlieferung deutscher Erzeuger an die Molkereien bei etwa 31,7 Millionen Tonnen liegen, was einem Plus von 1,5 Prozent entspricht. Doch auch dieser Sektor wurde von den Auswirkungen der Dürre getroffen: Lag die Menge der angelieferten Rohmilch in den ersten Monaten noch über dem Schnitt des Vorjahres, ging das Milchaufkommen in der zweiten Jahreshälfte unter die Vorjahreslinie zurück.

Deutlich ist mit einem Zuwachs von etwa 20 Prozent die Ausweitung der Erzeugung von Biomilch. Dennoch ist ihr Anteil an der Gesamtanlieferung mit 3,5 Prozent noch gering. In der EU zeigte sich ein ähnlicher Anlieferungsverlauf. Hier wird für 2018 eine moderate Steigerung der Milchanlieferung um 0,8 Prozent auf rund 157 Millionen Tonnen erwartet.

Ein im Verhältnis zur Nachfrage gut ausreichendes Angebot führte zu im Vorjahresvergleich schwächeren Notierungen. Dabei lagen auch 2018 die Verwertungen von Fett und Eiweiß extrem auseinander. Zwar konnten die Butterpreise nicht an die Rekordpreise des Jahres 2017 anknüpfen, dennoch war die Fettseite der stabilisierende Faktor für den Milchpreis.

Der Milcherzeugerpreis wird im Jahresdurchschnitt voraussichtlich bei gut 34 Cent je Kilogramm liegen, was einem Rückgang um etwa 2 Cent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Vieh- und Fleischwirtschaft: Geringe Erlöse, sinkende Erzeugung.

Anders als im deutschen Trend ist die Anzahl der Schlachtungen von Rindern und Schweinen in genossenschaftlichen Schlachtbetrieben stabil geblieben. Doch erzielten die Unternehmen der genossenschaftlichen Vieh- und Fleischwirtschaft entsprechend dem deutschen Marktverlauf für ihre Produkte niedrigere Durchschnittspreise. Deshalb erwartet der DRV Umsatzeinbußen von gut 8 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro.

Die Schweineschlachtungen sanken um 1,8 Prozent auf 58,3 Millionen Tiere. Die Produktionsmenge ging auf 5,5 Millionen Tonnen (-1,5 %) zurück.

Das Preisniveau für Schlachtschweine der Klasse E lag mit 1,43 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht (SG) im gesamten Jahresverlauf 2018 deutlich unter dem des Vorjahres. Im Durchschnitt macht dies eine Differenz von 20 Cent pro Kilogramm SG aus. Der durchschnittliche Ferkelpreis 2018 lag bei 44 Euro je Tier, dies entspricht einem Minus von knapp 16 Euro pro Tier im Vergleich zum Vorjahr.

Der Export lebender Schweine und Ferkel ist mit rund 2,3 Millionen Tieren stabil. Mit rund 67 Prozent ging der größte Anteil weiterhin in die Länder der EU-28 (1,4 Mio. t). Immer beliebter wird deutsches Schweinefleisch in China: Nach Rückgängen kam es 2018 wieder zu einer Belebung des Handels.

Beim Import ist dagegen ein Rückgang zu verzeichnen. So wurden im vergangenen Jahr 11,7 Millionen Ferkel (-2,5 %) und 3,2 Millionen Schlachtschweine (-15,7 %) nach Deutschland gebracht.

Rückläufig (-1,2 %) war auch die Anzahl der geschlachteten Rinder. Insgesamt wurden in Deutschland 2,5 Millionen Rinder geschlachtet. Das entspricht einer Produktionsmenge von 1,12 Millionen Tonnen Rindfleisch (-1,2 %). Die Schlachtzahlen bei Kühen und Jungbullen entwickelten sich gegenläufig. So wurden, ebenfalls als Folge der Trockenheit, mehr Kühe geschlachtet, sodass ihr Anteil auf 897.393 Tiere (+2,9 %) stieg. Der durchschnittliche Preis für Kuhfleisch entspricht mit 3,21 Euro pro Kilogramm SG für die Klasse R 3 dem Niveau des Vorjahres.

Der Preis für Jungbullen der Kategorie R 3 lag im Jahresschnitt bei 3,82 Euro pro Kilogramm SG und damit 7 Cent über dem Vorjahreszeitraum. Die Exporte von Rindfleisch und Rindfleischerzeugnissen konnten aufgrund fehlender Veterinärzertifikate nicht ausgebaut werden. Der Verkauf von deutschem Rindfleisch konzentriert sich weiterhin auf den EU-Binnenmarkt.

Die Niederlande, Frankreich und Dänemark sind nach wie vor die Hauptabnehmer deutschen Rindfleisches. Im Zeitraum Januar bis Juli 2018 betrugen die deutschen Exporte 0,20 Millionen Tonnen und lagen damit um etwa 8 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Während die Rindfleischimporte nach Deutschland im Jahr 2017 noch leicht zunahmen, gingen die Einfuhren im Zeitraum von Januar bis August 2018 um 4,8 Prozent auf 0,26 Millionen Tonnen zurück. Etwa 86 Prozent der Importe stammen aus EU-Mitgliedstaaten, insbesondere aus den Niederlanden.

Obst-, Gemüse- und Gartenbau: Witterungsextreme dominieren

Heterogene Ergebnisse erzielten die einzelnen Sparten des Gartenbaus. Dennoch wird das Gesamtergebnis der Unternehmen der genossenschaftlichen Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft in einer etwa unveränderten Größenordnung bei 3,4 Milliarden Euro erwartet.

Trotz der Witterungsbedingungen mit extremer Trockenheit im Jahr 2018 konnten im Obst- und Gemüsebau je nach Kultur dennoch in großen Teilen durchschnittliche Ernten erzielt werden. Nach einer schwachen Obsternte 2017/18 verhinderte die Dürre im Sommer 2018 eine Rekordproduktion, die Ernte 2018/19 in Deutschland ist mit knapp 1,5 Millionen Tonnen aber immer noch überdurchschnittlich. Der entsprechende Preisverfall führte hier zu Umsatzrückgängen auf Erzeugerebene.

Insgesamt wird der Umsatz der in der Marktstatistik erfassten Erzeugermärkte in Deutschland bei Frischobst um knapp 10 Prozent sinken. Die Frischobstimporte dürften nach den bislang verfügbaren Zahlen 2018 deutlich gestiegen sein. Dafür verantwortlich sind unter anderem Wassermelonen, Strauchbeeren und Äpfel. Bei Äpfeln sind die Einfuhren von der Südhalbkugel kräftig (rund + 70 %) gestiegen.

Der Februar und März 2018 waren in Deutschland überdurchschnittlich kalt und nass, danach setzte ein langer Sommer mit hohen Temperaturen und einem kräftigen Niederschlagsdefizit ein. Während die satzweise gesäten/gepflanzten Kulturen zunächst noch reichlich waren, setzte Anfang Juli eine knappe Marktversorgung ein, die einen Preisanstieg verursachte. Frischgemüse kann zwar meist beregnet werden, die Beregnungskapazität der Betriebe reicht aber selten für eine vollständige Wasserversorgung der Kulturen aus.

Bei den Winter- und Lagerkulturen mit langer Entwicklungszeit sind die Erträge dagegen durchweg niedrig. Dies wird durch höhere Preise jedoch meist überkompensiert. Die Gemüseernte 2018/19 wird insgesamt auf gut 3,6 Millionen Tonnen geschätzt, das wären 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Nach vorläufigen Einfuhrzahlen wird die Import-menge 2018 um einige Prozente sinken.

Winzergenossenschaften: Gute Qualitäten trotz Trockenheit

Positive Entwicklungen verbuchen die Winzergenossenschaften: Die Weinernte ist mit geschätzt 10,7 Millionen Hektoliter überraschend groß ausgefallen. Diese Menge liegt damit rund 43 Prozent über der letztjährigen Ernte und rund 23 Prozent über dem langjährigen Mittel. Der DRV erwartet für diese Sparte einen im Vergleich zum vorangegangenen Jahr gleichbleibenden Umsatz in Höhe von 0,8 Milliarden Euro.

Dass die Weinmosternte 2018 größer als erwartet ausgefallen ist, hat nach Hitze und Trockenheit überrascht. Nach den Spätfrosterfahrungen noch im vergangenen Frühjahr verlief der Start in die 2018-er Vegetationsperiode völlig unproblematisch. Eine lange Schönwetterperiode mit hochsommerlichen Temperaturen förderte die Rebenentwicklung, sorgte für eine zügige Rebblüte und eine Reben- und Traubenentwicklung ohne phytosanitäre Probleme.

Letztlich konnte dadurch außergewöhnlich gesundes Traubenmaterial eingebracht werden. Sorgen bereitete allerdings die anhaltende Trockenheit. Lange war unklar, wie sie sich auf die Reben auswirken würde. Als Dauerkultur ist sie jedoch in der Lage, Wasser aus tieferem Boden zu nutzen.

Allerdings in Junganlagen und auf flachgründigen Standorten war Wassermangel auch für Reben ein Thema. Aufgrund der guten Ernte konnten die Bestände der zurückliegenden Ernte ausgeglichen werden, so dass ein gleichmäßiges Bedienen des Marktes möglich ist.

Durch das erfolgreiche Zusammenwirken der absoluten Spezialisten in den Bereichen Traubenproduktion, Vinifikation und Verkauf sind die dem DRV angeschlossenen Winzer- und Weingärtnergenossenschaften ein verlässlicher und geschätzter Partner der abnehmenden Hand über alle Distributionskanäle. Hervorragende Ausgangsqualitäten und moderne, qualitätsorientierte Verarbeitung lassen derzeit einen Jahrgang mit großem Potential in den Kellern der Genossenschaften heranreifen. Durch den eingebrachten Jahrgang 2018 ist eine flächendeckende Versorgung und durchgängige Belieferung des Handels gewährleistet.

Agrargenossenschaften: Dürre sorgt für Erlösrückgänge

Die Dürre des vergangenen Sommers führte bei den 704 dem DRV angeschlossenen Agrargenossenschaften zu erhebliche Einbußen. Hinzu kommen höhere Preise für Betriebsmittel und Engpässe bei Futtermitteln. Der DRV geht daher in dieser Gruppe von Erlösrückgängen in Höhe von etwa 10 Prozent aus. Der Umsatz dürfte bei 1,7 Milliarden Euro liegen.

„Das stellt einen erneuten wirtschaftlichen Rückschlag für die Agrargenossenschaften dar. Die sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Probleme kommen auch durch eine hohe Anzahl von Anträgen auf Dürrehilfe zum Ausdruck. Angesichts der schwierigen Lage mussten viele Agrargenossenschaften die sehr aufwändige und bürokratische Antragstellung auf sich nehmen", bilanzierte Ehlers.

Ausblick und Tendenz: Herausforderungen auf allen Ebenen

Die Diskussionen über die moderne Landwirtschaft in Politik und Gesellschaft, verschärfte Auflagen, wachsende Einflussnahme des Lebensmitteleinzelhandels auf die Wertschöpfungskette, Unsicherheiten im internationalen Handel sowie die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest brechen nicht ab: Die genossenschaftlich orientierten Unternehmen gehen mit Herausforderungen auf vielen Ebenen um.

Als Folge geht der Deutsche Raiffeisenverband davon aus, dass Tierbestände sinken werden und sich der Strukturwandel in der Landwirtschaft mit zunehmender Geschwindigkeit fortsetzen wird.

„Die Perspektiven für das Jahr 2019 sind von Unsicherheiten geprägt", schaute Ehlers voraus. „Das beginnt bei den Auswirkungen des Brexit, die sich immer noch nicht überblicken lassen und setzt sich unter anderem mit dem Umgang mit der betäubungslosen Ferkelkastration fort. Solche Unsicherheiten machen wirtschaftliche Planbarkeit zunichte und gefährden Arbeitsplätze."

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