Nachdem man im Mai noch mit einem Aufkommen an 58 Millionen Tonnen gerechnet hatte, verringerte sich die erwartete
Weizenernte bis August auf 45 Millionen Tonnen. Schätzungen von Ende August halten sogar einen Rückgang auf 41 Millionen Tonnen für möglich. Im vorigen Wirtschaftsjahr lag die russische Weizenproduktion noch bei knapp 62 Millionen Tonnen. In Folge der Missernte und der stark steigenden Getreide- und Brotpreise am russischen Binnenmarkt verhängte die Regierung mit Wirkung vom 15. August bis zum Jahresende einen Exportstopp.
Anstelle der 17,5 Millionen Tonnen wie im Wirtschaftsjahr 2009/10 dürfte Russland in dieser Saison nach letzten Schätzungen nur noch drei bis vier Millionen Tonnen Weizen exportieren. Bedeutendste Abnehmer von russischem Weizen waren in den vergangenen Jahren Ägypten, die Türkei, Syrien, der Iran und Libyen. Von dem Ausfall Russlands als wichtiger Lieferant von Weizen dürften unter anderem die USA und auch die EU-Länder profitieren. Insbesondere für die USA wird mit einem deutlichen Anstieg der Weizenexporte gerechnet.
Der aktuelle Produktionseinbruch ist nach Angaben der
Agrarmarkt Informations-GmbH (
AMI) indessen kein Einzelfall. In der Vergangenheit verzeichnete Russland immer wieder extreme witterungsbedingte Produktionsschwankungen. Während der vergangenen sechs Jahre schwankte die Produktionsmenge zwischen 34 Millionen Tonnen und 64 Millionen Tonnen. Im Unterschied zu den vergangenen Produktionseinbrüchen verfügt Russland allerdings zu Beginn dieses Wirtschaftjahres mit 13 Millionen Tonnen über erhebliche Lagerbestände. Diese könnten unter anderem zur Deckung des deutlich gewachsenen Bedarfs an Futtergetreide genutzt werden.
Der russische Gesamtverbrauch von Weizen wurde im August auf 49,2 Millionen Tonnen geschätzt, woraus sich eine Versorgungslücke von gut vier Millionen Tonnen ergibt. Diese könnte ohne Probleme aus den vorhandenen Beständen gefüllt werden. Der starke Preisanstieg am Binnenmarkt kann jedoch noch zu einem deutlichen Rückgang des Inlandsverbrauchs (insbesondere an Futtergetreide) führen. Einige Schätzungen halten einen Verbrauchsrückgang auf 46 Millionen Tonnen für möglich. (AMI)