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06.02.2015 | 12:15 | Obstwirtschaft 

Russland-Sanktionen und Mindestlohn setzen Obstbauern unter Druck

Potsdam/Teltow - Die brandenburgischen Obstbauern leiden nach eigenem Bekunden unter dem Mindestlohn und den Folgen der Russland-Sanktionen.

Mischobst
Der Mindestlohn und fallende Preise bereiten Brandenburgs Obstbauern erhebliche Probleme. Sie setzen nun noch stärker auf regionale Vermarktung. (c) proplanta
«Wir liegen bei den Preisen für Äpfel zum Teil weit unter der Hälfte des Vorjahres», sagte der Geschäftsführer des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg, Andreas Jende, auf Anfrage. «Beim Verarbeitungsobst für Saft oder Mus sind wir inzwischen bei einem Abnahmepreis von 2 bis 3 Cent angelangt.» Hinzu komme die Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro, der in diesem Jahr den Erntehelfern gezahlt werden müsse. «Das bringt einige Betriebe an den Rand der Wirtschaftlichkeit.»

Nach Angaben des Potsdamer Agrarministeriums liegen die Abnahmepreise für Äpfel aktuell bei 12 bis 15 Cent pro Kilo; für einen wirtschaftlichen Betrieb müssten aus Sicht der Obstbauern mindestens 30 bis 40 Cent erzielt werden. «Wir hatten im vergangenen Jahr eine sehr große Ernte und zusätzlich kamen aus Polen 800.000 Tonnen Äpfel auf den Markt, die vor dem Embargo nach Russland geliefert wurden», erläuterte Jende. Maßnahmen der EU hätten den dramatischen Preisverfall nicht stoppen können.

So können die Bauern seit dem Herbst Obst und Gemüse kostenlos an soziale Einrichtungen abgeben und etwa für Äpfel eine Entschädigung von 17 Cent erhalten. Dafür sei in Brandenburg allerdings noch kein einziger Antrag gestellt worden, berichtete Jens-Uwe Schade, Sprecher des Agrarministeriums. «Das lohnt sich für die Betriebe auch nicht, zumal der bürokratische Aufwand sehr hoch ist», bemerkte Jende dazu.

Im größten Anbaugebiet rund um Werder (Potsdam-Mittelmark) kämen die Erzeuger dank der traditionellen Direktvermarktung über die Runden, sagte der Vorsitzende des Werderschen Obst- und Gartenbauvereins, Walter Kassin. «Die Betriebe haben zum Glück sehr viele Stammkunden auch aus Berlin, die Wert auf das Obst aus Werder legen und auch bereit sind, etwas mehr zu zahlen.» Bei Angaben zu den erzielten Preisen hielten sich die Erzeuger aber zurück.

In der regionalen Vermarktung sieht auch Jende die größte Chance für die Obstbauern. «Die Verbraucher und der Lebensmittel-Einzelhandel müssen erkennen, dass regionale Produkte ihren Wert und ihren Preis haben.» Inzwischen gebe es nur noch rund 50 Obstbaubetriebe im Land und eine Anbaufläche von 700 bis 800 Hektar. «Zur Wende waren es mehr als 10.000 Hektar.» Um wirtschaftlich besser zu arbeiten, müssten die Betriebe modernisieren. «Aber dazu fehlt vielen in der derzeitigen Lage das Geld.» (dpa/bb)
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