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15.06.2019 | 17:27 | Niedriger Wasserstand 

Schifffahrt in Mecklenburg-Vorpommern hat mit Trockenheit zu kämpfen

Schwerin - In den Flüssen und Seen in Mecklenburg-Vorpommern fehlt Wasser: Der lange Sommer 2018, der trockene Winter und der sonnenreiche Mai haben für sehr niedrige Pegelstände gesorgt.

Niedrigwasser
Sonne satt in Mecklenburg-Vorpommern und dazu kaum Regen - der trockene Mai hat die niedrigen Wasserpegel von Flüssen und Seen im Nordosten noch weiter absinken lassen. Bauern, Angler und Wasseramt versuchen, den Auswirkungen zu begegnen. (c) proplanta
«An der Müritz haben wir ein historisches Tief. Die lang anhaltende Trockenheit ist wirklich ungewöhnlich», sagt Sebastian Dosch von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Eberswalde, die für die Wasserstraße südlich der Müritz zuständig ist.

Der Regen reiche derzeit nicht aus, um die Gewässer entlang der Havel wieder aufzufüllen. In Waren liegt der Pegel nach mehreren starken Gewittern etwa 21 Zentimeter unter dem jährlichen Mittelwert. Bei der Störwasserstraße fehlen 6, in der Warnow 16, im Koblentzer See in Vorpommern 14 und am Schweriner See 16 Zentimeter.

In Ludwigslust lässt der niedrige Pegelstand der Stör die Wasserspiele allmählich trocken laufen, das Wasser- und  Schifffahrtsamt will den Pegelstand möglichst konstant halten und kein Wasser abgeben. Bauern, Angler und Sportbootkapitäne stellen sich auf einen weiteren trockenen Sommer ein. Die Gewitter in den vergangenen Tagen brachten aber leichte Entlastung.

Schon jetzt hat der geringe Wasserpegel Auswirkungen:

Sammel-Schleusungen auf Seenplatte: Kapitäne von Sportbooten müssen auf der Mecklenburgischen Seenplatte mehr Zeit einplanen. Das Schifffahrtsamt Eberswalde hat an 10 der 40 Schleusen stündliche Sammel-Schleusungen eingeführt. Um Wasser zu sparen, werden die wartenden Boote gemeinsam einmal pro Stunde in die Kanäle geschleust.

«Das betrifft nur Nebenstrecken. Die Verbindung zwischen Müritz und Brandenburg hat für uns Priorität», sagt Dosch vom Wasserverkehrsamt. Allerdings ist die Verbindung nach Berlin bei Zaaren (Uckermark) noch ganz gesperrt, was etliche Freizeitskipper abschrecken dürfte. Die Schleuse soll erst im August wieder nutzbar sein.

Einige Sportboote mit viel Tiefgang könnten nicht mehr alle Liegeplätze an der Müritz benutzen. «Davon sind aber maximal 10 bis 20 Prozent der Sportboote betroffen», sagt Dosch. Der niedrige Pegelstand werde voraussichtlich keine Auswirkungen auf Urlauberzahlen haben, sagt Bert Balke vom Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte.

Etwa 14 Prozent der Gäste in der Region verbringen ihren Urlaub auf dem Wasser und die würden ihre Hausboote lange im Voraus buchen. «Im Urlaub bringt man die Zeit mit. Die Wassertouristen kennen die Schleusenzeiten«, sagt Balke.

Wasserstand für Fische noch nicht bedrohlich: Niedrige Wasserpegel an heißen Sommertagen sind nichts Ungewöhnliches. Doch die mittlerweile über Monate andauernde Trockenheit bereitet Naturschützern und Anglern Sorgen. In einigen Gegenden kamen bei den letzten Regengüssen zwar bis zu 20 Liter und mehr pro Quadratmeter runter, doch andere Gebiete warteten vergebens auf Niederschlag.

Noch seien die Wasserstände in den Gewässern für die meisten Fische ausreichend, sagt Helmut Winkler vom Naturschutzbund Nabu. Die Fischtreppen an der Müritz führten noch immer genügend Wasser. «Aber die Reserven werden knapp. Steigen die Pegelstände nicht bald, drohen uns richtig massive Probleme», sagt Axel Pipping vom Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern.

Besonders gefährdet seien Fische in kleineren Teichen; sie bekämen bei anhaltender Hitze und Trockenheit zu wenig Sauerstoff. In Parchim habe der Verband bereits die ersten Karpfen in größere Gewässer umgesiedelt. Größere Einschränkungen für Angler gebe es aber bislang nicht.

Sollte der Regen ausbleiben, werde der Landesanglerverband auf die diesjährige Bestandskontrolle der Fische verzichten, um die Tiere nicht weiter unter Stress zu setzen. Bei der Kontrolle werden die Bestände gezählt. Dazu betäuben die Angler die Fische und entlassen sie nach dem Zählen zurück in die Gewässer.

Bauern fehlt das Wasser aus Gräben und Flüssen: Der niedrige Wasserstand macht auch den Landwirten zu schaffen. Viele Bauern nutzen angrenzende Flüsse, Seen und Gräben, um ihre Felder zu bewässern. In diesem Jahr sei bei vielen der sogenannte erste Futterschnitt entfallen, sagt Sarah Selig vom Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern.

«Das letzte Jahr war bereits sehr hart, es gibt keine Futterreserven aus 2018», sagt Selig. Besonders in der Müritz-Region, in der es wenig geregnet hat, müssten die Bauern sehr sparsam mit ihren Vorräten und auch dem Wasser umgehen.

Umweltminister Till Backhaus (SPD) hatte im März eine Schließung von Wasserwehren gefordert. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es ein weit verzweigtes Grabensystem. An deren Enden seien Schotten, um das Wasser in der Fläche halten zu können. Diese Gräben würden in der Regel von den Wasser- und Bodenverbänden betreut, in denen auch die Landwirte sitzen.

«Ich habe den Landwirten empfohlen, alle Wehre zuzumachen und kein Wasser mehr herauszulassen.» Das gelte auch für große Wehranlagen wie etwa bei Heiligendamm oder am Wallensteingraben. «Wir denken auch über ein Notwasser-Versorgungssystem nach.»
dpa/mv
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