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01.04.2013 | 20:15 | Fleischwirtschaft 

Schlachthofranking 2012

Damme - Mit großer Spannung erwartet, geht das ISN-Schlachthofranking nun schon in das 9. Jahr. Auf den ersten Blick hat sich nicht viel getan, die Marktanteile der zehn größten deutschen Schweineschlachtunternehmen sind mit zusammen etwa 75 % konstant geblieben.

Schlachthofranking 2012
(c) proplanta
Schaut man jedoch hinter die Kulissen, wird deutlich, dass einiges in Bewegung ist: Während einzelne Unternehmen die Schlachtungen im zweistelligen Prozentbereich steigern konnten, stecken andere mitten in der Konsolidierung.

Top 4: Gegenläufige Entwicklungen

Insbesondere bei den vier größten Unternehmen gab es viel Licht und Schatten. Der Branchenprimus Tönnies, aber auch das Unternehmen Westfleisch setzen ihren Wachstumskurs der vergangenen Jahre in Bezug auf die Stückzahlen fort. Vion und Danish Crown hingegen mussten deutlich Federn lassen.

Seit der ersten Erhebung des ISN-Schlachthofrankings im Jahr 2004 hat das Unternehmen Tönnies die Schlachtungen um über 9 Mio. Schweine auf heute 16,1 Mio. gesteigert. Auch das zweite große westfälische Schlachtunternehmen Westfleisch konnte weiter wachsen. Die Schlachtzahlen legten um gut 3 % im Vergleich zum Vorjahr zu.

Wie bereits im Vorjahr, so ist auch in diesem Jahr die Vion das einzige Unternehmen der Top 10, das nicht bereit war, seine Zahlen zu nennen. Wahrscheinlich aus gutem Grund. Gleich zu Beginn des Jahres 2012 sind an zahlreichen Standorten von den Lieferanten die Stückzahlen deutlich reduziert worden, da man die Viehhandelsunternehmen mit verlängerten Zahlungszielen stark verärgerte.

Mehrere kurzfristige Maskenwechsel und der erste Platz im Ranking der Hauspreiswochen haben außerdem dazu beigetragen, dass die Schlachtungen in 2012 mindestens im zweistelligen Prozentbereich eingebrochen sein dürften und nach Schätzung der ISN wohl deutlich unter 9 Mio. liegen.

Bei Danish Crown war man mit der Übernahme von D&S zu Beginn des Jahres 2011 mit sehr großen Erwartungen in den deutschen Markt gestartet. Diese Erwartungen dürften sich nicht erfüllt haben, schließlich sind die Schlachtungen im Vergleich zum Vorjahr um fast 15 % eingebrochen. Die Gründe sind vielfältig. Nicht eingehaltene Mengenabsprachen, Abzugsmasken oder Hauspreise führen regelmäßig zu Ärger mit den Anlieferern. Zum anderen führen technische Probleme am Standort in Essen immer wieder zu Verzögerungen im Betriebsablauf.

Platz 5-10: Wachsen oder Weichen?
Der Mittelstand hat von den Stückzahlen her im vergangenen Jahr fast ausnahmslos zugelegt. Das Unternehmen Vogler schlachtete erstmals in der Firmengeschichte über 2 Mio. Schweine.

Auf eine positive Entwicklung in 2012 kann auch die Müller Gruppe blicken. Obwohl die Schweinehaltung in Süddeutschland deutlich rückläufig ist, konnte das Familienunternehmen die Schlachtzahlen wiederum im zweistelligen Prozentbereich steigern.

Einige Plätze gut machen konnte man auch bei BMR in Garrel. Hier kamen mit 1,58 Mio. Schweinen etwa 10 % mehr Tiere zur Schlachtung als noch 2011. Dabei dürfte der Anteil auch aufgrund von Lohnschlachtungen, u.a. für Tönnies und Böseler Goldschmaus, gestiegen sein. Bei den Letztgenannten war die Ausdehnung der Lohnschlachtungen beim Nachbarschlachtbetrieb BMR in jedem Fall Grund für ein leichtes Wachstum auf den gesamten Fleischumsatz bezogen. Die Schlachtmengen am eigenen Standort blieben im vergangenen Jahr mit etwa 1,51 Mio. konstant.

Auch bei Tummel in Schöppingen wurden erstmals über 1,5 Mio. Schweine geschlachtet. Für Aufsehen sorgten jüngst die Expansionspläne in Schöppingen: Mitte des vergangenen Jahres ging ein Antrag beim Landkreis Borken ein, die Schlachtungen auf 48.000 Einheiten je Woche deutlich auszudehnen. Sollte Tönnies das Unternehmen doch noch übernehmen dürfen – das Kartellverfahren läuft noch - würde sein Marktanteil weiter sprunghaft steigen.

Ein Kopf-an-Kopf Rennen um den zehnten Platz im Ranking der größten deutschen Schlachtunternehmen lieferten sich in diesem Jahr das rheinland-pfälzische Unternehmen Simon Fleisch aus Wittlich und das Düringer Fleischkontor im niedersächsischen Loxstedt. Beide Unternehmen schlachteten nach eigenen Angaben je 0,95 Mio. Schweine im Jahr 2012. Dabei konnte insbesondere Simon die Kapazitäten im Vergleich zum Vorjahr um beachtliche 9,2 % ausdehnen.

Die Ruhe vor dem Sturm?
Die Zahlen zeigen, dass der Verdrängungswettbewerb massiv an Schärfe gewonnen hat, erläutert ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack die Folgen des vergangenen Jahres. Einige Unternehmen sind bereits stark unter Druck geraten. Angesichts stagnierender Schlachtzahlen des Gesamtmarktes wiegen nicht ausgelastete Schlachthaken für die betroffenen Unternehmen doppelt schwer. Wir gehen daher davon aus, dass der Konzentrationsdruck in der Schlachtbranche im laufenden Jahr erheblich zunehmen wird. verdeutlicht Staack.

In vielen Marktphasen ist deutlich geworden, dass der Einfluss der Top 4 auf den Erzeugerpreis deutlich zugenommen hat. Diese Unternehmen schlachten zusammen etwa 60 % aller Schweine. Alleine die Androhung von Mengenkürzungen und Hauspreisen hat in sensiblen Marktphasen die Preise purzeln lassen, hebt ISN-Marktexperte Matthias Quaing die aus Sicht der Erzeuger negativen Seiten der Entwicklung hervor.

Es ist unerlässlich, dass sich die Erzeuger aktiv um den Verkauf ihrer Tiere kümmern und sich verschiedene Vermarktungsalternativen offen halten. Standorte mit Abzügen oder Hauspreisen zu umfahren wird zwar immer schwieriger, aber noch gelingt dies. Auch die Internet Schweinebörse der ISN kann eine unabhängige Vermarktungsalternative sein, appelliert Quaing in Richtung Landwirtschaft. (ISN)
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