Grund dafür ist, dass die Farmer aufgrund ausreichender Niederschläge und guter Futterversorgung ihre Herden fortgesetzt aufstocken, die zuvor in der Dürrephase stark abgebaut worden waren.
Dies hat nach Einschätzung der MLA-Experten zur Konsequenz, das 2021 die
Rinderschlachtungen gegenüber dem bereits schwachen Vorjahr um 1,21 Millionen Tiere oder 16,0 % auf 6,38 Millionen Stück sinken werden. Das wäre das geringste Aufkommen seit 36 Jahren.
Zwar dürfte der Anstieg der Schlachtgewichte den Produktionsrückgang etwas abschwächen, doch muss unter dem Strich mit einer um 264.000 t oder 12,4 % geringeren Rindfleischerzeugung im Vergleich mit 2020 gerechnet werden; gegenüber 2019 fehlen sogar 563.000 t oder 23,2 %. Dem steht der Zuwachs des Rinderbestandes gegenüber. Ende Juni gab es mit 26,36 Millionen Tieren bereits 1,74 Millionen Rinder mehr als vor Jahresfrist; im Juni 2022 soll sich die Herde auf 27,82 Millionen Stück belaufen.
Wie knapp die Tiere zum Wiederaufbau der Produktion sind, zeigt sich auch am maßgeblichen
Preisindex des Eastern Young Cattle Indicator (EYCI) für jüngere Rinder ab 200 kg, der im August erstmals die Schallmauer von 10 A$ (6,44 Euro), bezogen auf das Kilogramm Schlachtgewicht, durchbrach und Mitte November mit annähernd 11 A$ (7,08 Euro) auf historischer Rekordhöhe lag.
Export auf TiefpunktFür den Export hat der Mangel an Rindern ebenfalls spürbare Folgen. Australiens Rindfleischausfuhren dürften laut der Prognose des MLA in diesem Jahr kaum über eine Menge von 1,35 Mio t hinauskommen und damit um 180.000 t oder 12 % unter dem Vorjahresniveau bleiben. Das wäre die geringste Menge seit sehr vielen Jahren.
Neben dem knappen Angebot machen dem weltweit drittgrößten Rindfleischexporteur auch die teuren und raren Frachtkapazitäten, der steigende Wert des Australischen Dollars, Personalengpässe und nicht zuletzt der Handelsstreit mit China zu schaffen. Die Verkäufe in die Volksrepublik gingen in den ersten drei Quartalen 2021 gegenüber der Vorjahresperiode um 30 % auf 109.000 t zurück.
Mit Ausnahme von Südkorea haben aber auch die Lieferungen an alle Hauptkunden, darunter die USA und Japan, im Vorjahresvergleich deutlich abgenommen. Ähnlich ungünstig sieht das Bild für die Lebendausfuhr von australischen Rindern aus, die 2021 gegenüber dem Vorjahr um rund 30 % auf 705.000 Tiere einbrechen soll. Auch dies wäre ein neuer Tiefstwert seit Jahrzehnten. Das knappe Angebot und die gestiegenen Preise haben zusammen mit der Corona-Pandemie darüber hinaus auch den australischen Rindfleischverbrauch nach unten gedrückt.
Dem Branchenverband zufolge ist der mittlere
Pro-Kopf-Verbrauch 2020 gegenüber dem Vorjahr um 2,5 kg auf 22,8 kg gesunken und soll in diesem Jahr mit 22,7 kg einen Tiefpunkt erreichen. Ab 2022 soll es aber mit der Rindfleischerzeugung und den Exporten wieder aufwärts gehen. Für 2023 wird prognostiziert, dass die Produktion um 4 % und der Export um 10 % über dem Niveau von 2020 liegen werden. Die hohen Zahlen von 2019 dürften jedoch nicht erreicht werden.
Umrechnungskurs: 1 A$ = 0,6436 Euro