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14.03.2021 | 01:48 | Schweinemarkt 

Schlachtschweine werden erneut deutlich teurer

Bonn - Die Preisrallye für Schlachtschweine in Deutschland und der Europäischen Union hat sich in dieser Woche unvermindert fortgesetzt.

Schweinemarkt 2021
Preishausse setzt sich ungebremst fort - In vielen Ländern ist das Lebendangebot für die Nachfrage zu klein - VEZG setzt ihre Leitnotierung für Deutschland um 10 Cent auf 1,50 Euro herauf - Deutliche Preiszuwächse auch in Belgien und Österreich - Spanische Notierung steigt zum zweiten Mal in Folge um den maximal zulässigen Betrag - Schweinefleischexporte nach China weiter auf hohem Niveau. (c) proplanta
Das für die Nachfrage oft zu knappe Lebendangebot wurde von den Schlachtbetrieben rege geordert, was erneut zu deutlichen Preisaufschlägen führte.

In Deutschland setzte die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) am Mittwoch (10.3.) ihre Notierung für Schlachtschweine um 10 Cent auf 1,50 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) herauf, womit der Leitpreis innerhalb von vier Wochen um insgesamt 31 Cent/kg gestiegen ist. Er kam allerdings auch von einem sehr niedrigen Niveau.

Angesichts der zu Jahresbeginn noch großen Überhänge am deutschen Markt kommt die Preisentwicklung in diesem Ausmaß für viele Marktbeteiligte überraschend. Der Markt hat sich jedoch komplett gedreht und schlachtreife Tiere sind nun gesucht. Die vorhandenen Schlachtkapazitäten sollen laut Experten aus Gründen der Fixkostenbelastung genutzt werden.

Zudem will die Branche für die anstehende Grillsaison und die mit Corona-Lockerungen sich wieder verstärkende Nachfrage des Foodservice-Bereichs genügend Ware verfügbar haben. Dem steht ein kleines Lebendangebot gegenüber, denn zu Zeiten des Schweinestaus konnten weniger Ferkel eingestallt und importiert werden; sie fehlen nun als Masttiere.

Darüber hinaus spekulieren die Erzeuger in einem fester tendierenden Markt auf höhere Preise und geben ihre Tiere erst ab, wenn sie den oberen Bereich der Normalgewichtsgrenze erreicht haben. Wie das derzeit knappe Ferkelangebot und die auf diesem Markt ebenfalls deutlich steigenden Preise zeigen, ist auch in näherer Zukunft mit einem knappen Schlachtschweineangebot zu rechnen.

China pusht Spanien



Ohne die gleichgerichtete Marktentwicklung in anderen EU-Staaten wäre die momentane Preishausse in Deutschland allerdings kaum möglich. Auch dort fehlen - gemessen an der Nachfrage - Schlachtschweine. In Spanien legte die Notierung am Mercolleida die zweite Woche in Folge um den erlaubten Maximalbetrag von 6 Cent zu, und zwar auf 1,355 Euro/kg Lebendgewicht (LG); das ist das höchste Niveau seit Mai 2020.

Maßgeblich ist die starke Schweinefleischnachfrage aus China. Zudem bestehen Hoffnungen auf einen heimischen Mehrverbrauch durch Corona-Lockerungen und wiederkehrende Touristen spätestens im Sommer. Weil viele Mastschweineställe leer stehen und das heimische Ferkelangebot in Spanien nicht reicht, werden in großem Umfang Ferkel zu hohen Preisen in den Niederlanden und anderen EU-Staaten gekauft.

In Frankreich wurde am Marché du Porc Breton ebenfalls der maximal mögliche Anstieg bei einer Donnerstagsnotierung ausgeschöpft; es ging um 5 Cent auf einen Basispreis ohne Zuschläge von 1,331 Euro/kg SG nach oben. Allerdings war dafür eher das europäische Umfeld verantwortlich.

Anders sah das in Belgien aus, wo der Lebendmarkt nur knapp bestückt war und die heimischen Schlachtbetriebe mit ausländischen Fleischherstellern um die Tiere konkurrierten. Preisaufschläge zwischen 6 Cent und 7 Cent/kg LG waren die Folge.

Zu wenig Schweine auch in Österreich



In Österreich berichtete der Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV), dass der Bedarf der Schlachtbetriebe derzeit um etwa 10 % über dem verfügbaren Schweineangebot liege. Auch seien importierte Schlachtschweine nicht mehr so günstig und umfangreich verfügbar wie zu Jahresbeginn, so dass die Schlachtzahlen zuletzt die übliche Marke von 100.000 Stück in der Woche deutlich verfehlt hätten.

Für die kommende Woche wurden ähnliche Verhältnisse erwartet. Die Notierung des VLV legte um 10 Cent auf 1,62 Euro/kg SG zu. Der dänische Schlachtkonzern Danish Crown stellte fest, dass man bis 2019 zurückgehen müsse, um auf ein vergleichbares Tempo beim Anstieg der Schlachtschweinepreise zu treffen. Auch damals habe die Schweinefleischnachfrage Chinas den Markt beflügelt.

Augenblicklich sei aber der Verbrauch in der EU noch nicht so stark, und es sei eher das knappe Schweineangebot und nicht die Fleischnachfrage, was die Preise treibe. Der gute Asienexport aus der EU helfe, die dorthin nicht exportierten Mengen aus Deutschland am EU-Binnenmarkt unterzubringen. Danish Crown hob seinen Ankaufpreis um umgerechnet 6,7 Cent auf 1,41 Euro/kg SG an.

Preisrückgang nur in Finnland



Bereits in der Woche zum 7. März war eine deutliche Aufwärtstendenz bei den Schlachtschweinepreisen festzustellen gewesen. Nach Angaben der EU-Kommission wurden in den Schlachtbetrieben der Gemeinschaft Tiere der Handelsklasse E durchschnittlich mit 142,15 Euro/100 kg SG abgerechnet; das waren 6,46 Euro oder 4,8 % mehr als in der Vorwoche. Mit Zuschlägen von jeweils gut 10 % verteuerten sich dabei die Schlachtschweine in Belgien, Lettland und Litauen überdurchschnittlich stark.

In Österreich, Ungarn, Polen, Rumänien und Deutschland ging es zwischen 6,1 % und 6,8 % nach oben. Die Mäster in Spanien, Portugal und den Niederlanden konnten sich über Preisanstiege zwischen 4,7 % und 5,4 % freuen. Sehr viel kleiner fiel das Plus mit 0,7 % in Frankreich aus, und die dänischen Erzeuger erhielten in der Berichtswoche unverändertes Geld für ihre Tiere. Lediglich ein Land meldete leicht rückläufige Schlachtschweinepreise an Brüssel; das war Finnland mit einem Minus von 0,7 %.

Die Preisangaben für Italien wiesen in den vergangenen Wochen sehr starke Schwankungen auf, die zudem nicht mit der dortigen Entwicklung der nationalen Leitnotierung korrespondierten. Marktanalysten zufolge müssen diese deshalb statistisch als fehlerhaft eingestuft werden.
EU-Marktpreise für SchlachtschweineBild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine
AgE
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