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02.02.2023 | 14:35 | Schweinemarkt 

Schlachtschweineangebot deutlich rückläufig

Schwäbisch Gmünd - 2022 kam es in der EU laut der Bestandserhebung vom Mai/Juni zu einem deutlichen Rückgang des Schlachtschweineangebots um insgesamt -4,5 %.

Schlachtschweinemarkt
(c) proplanta
Ein überdurchschnittlicher Bestandsabbau hatten Polen (-12,9 %), Deutschland (-9,6 %) und Dänemark (-7,5 %) zu verzeichnen. Selbst in Spanien, wo die Schweinebestände seit 2013 um insgesamt ein Drittel auf 32,5 Mio. Schweine ausgebaut wurden, scheint der Wachstumskurs mit lediglich +0,5 % in 2022 nun beendet zu sein.

Auch wenn nach den Tiefpreisphasen in den von der Corona-Krise geprägten Jahren die Schlachtschweinepreise 2022 wieder deutlich angestiegen sind, sorgten die ebenfalls gestiegen Produktionskosten für eine weiter angespannte wirtschaftliche Lage bei den europäischen Schweinehaltern. Der Ukraine-Krieg sorgte insbesondere in den von Futtermittelimporten abhängigen südeuropäischen Staaten für Verunsicherung. Auch durch die rückläufige Nachfrage aus China wird sich der Bestandsabbau in der EU wohl auch 2023 fortsetzten.

Die Mastschweinebestände in Deutschland sind laut Novemberzählung um 11,7 % gegenüber dem Vorjahr gesunken. In Baden-Württemberg wurden sogar 15,1 % weniger Mastschweine gezählt. Die Schlachtmenge der ersten drei Januarwochen zeigen ein Defizit gegenüber dem Vorjahreszeitraum von -10,3 %. Der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) warnte davor, dass es 2023 zu Versorgungslücken mit Schweinefleisch aus deutscher Produktion im Lebensmittelhandel kommen könnte.

Im Dezember hat sich die Nachfrage nach Schlachtschweinen und Schweinefleisch deutlich belebt. Sowohl Verarbeitungs- als auch Konsumfleisch wurden vor Weihnachten rege nachgefragt. Die hohen Rindfleischpreise ließen wieder mehr Verbraucher zum preisgünstigeren Schweinefleisch greifen. Durch die günstige Feiertagskonstellation entfielen kaum Schlachttage, so dass die Landwirte ihre Schweine stetig absetzen konnten und sich über den Jahreswechsel keine Überhänge bildeten.

Im Januar zeigte sich die Nachfragesituation am zwischen Lebendvieh- und Fleischmarkt zweigeteilt. Während die angebotenen Stückzahlen an schlachtreifen Schweine zügig vermarktet werden konnten, stockte am Fleischmarkt der Absatz. Die Nachfrage fiel diesen Januar noch geringer aus, als zu dieser Jahreszeit üblich, da sich die Verbraucher aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten beim Fleischeinkauf zurückhielten.

Zudem ist derzeit viel Frischware am EU-Binnenmarkt im Umlauf, da wegen der hohen Energiekosten weniger Ware eingefroren wird und exportorientierte Länder wie Dänemark aufgrund der Absatzflaute in China mehr Fleisch in der EU absetzen müssen. In Deutschland führten jedoch Verkaufsaktionen im LEH dem Vernehmen nach zuletzt wieder zu einer kleinen Nachfragebelebung.

Der Vereinigungspreis liegt seit KW 48 des letzten Jahres unverändert bei 2,00 €/kg SG. Zwar forderten die führenden Schlachtunternehmen aufgrund des schwierigen Fleischhandels immer wieder Preisabschläge, das überschaubare Lebendangebot sorgte jedoch für anhaltend ausgeglichene Marktverhältnisse, so dass es gelang, das bestehende Erzeugerpreisniveau aufrechtzuerhalten.

Das weiter zurückgehende Angebot an schlachtreifen Mastschweinen, was sich auch in den zuletzt gesunkenen Schlachtgewichten ausdrückt, könnte bei gleichzeitig zu erwartender steigender Nachfrage in den kommenden Wochen schon bald zu einem Anstieg der Schlachtschweinepreise in Deutschland führen.

In Baden-Württemberg wirken sich die verschiedenen Qualitäts- und Regionalprogramme positiv auf die Schlachtschweineerlöse aus. In KW 03 lag der Preis für Schlachtschweine Hkl. E mit 2,09 €/kg SG um 5 ct/kg SG über dem deutschen Durchschnittspreis.

Das Angebot an Bio-Schweinen übersteigt nach wie vor die Nachfrage. Infolge des schrumpfenden Marktes wird die Situation durch die Insolvenz mehrerer süddeutscher Bio-Fleischproduzenten verschärft, sodass sich mittlerweile ein Spotmarkt für überschüssige Bio-Schweine ausbildet. Hier werden die Tiere deutlich unter den notierten Preisen gehandelt. Die Preise lagen im Dezember bei 4,23 €/kg SG im Schnitt aller Klassen.

Ferkel



Der Ferkelmarkt wird derzeit geprägt von einem sehr knappen Angebot bei gleichzeitig lebhafter Nachfrage. Nachdem der Ferkelhandel bis Mitte November ruhig verlief, hat sich der Markt im Dezember gedreht.

Angesichts der zahlreichen Betriebsaufgaben in der Sauenhaltung im letzten Jahr, war zum Jahresende absehbar, dass sich das Ferkelangebot deutlich verknappen wird. Verbunden mit einem zu erwartenden Preisanstieg, hat sich das Einstallinteresse Ende November 2022 deutlich belebt. Dazu trugen bei den hohen Energiepreisen auch die frostigen Temperaturen bei.

Auch im Januar war die Nachfrage ungebrochen rege, sodass nicht alle Bestellungen sofort bedient werden konnten. Selbst die steigenden Ferkelpreise haben der Nachfrage bis jetzt keinen Abbruch getan, denn die im Dezember und Januar eingestallten Tieren erreichen ihre Schlachtreife im März/April, wenn sich für Schlachtschwein erwartungsgemäß auch wieder höher Preise erzielen lassen.

Auf der Angebotsseite zeigt die EU-Statistik vom Mai/Juni einen Abbau der Sauenbestände von -4,5 % gg. Vorjahr. Überdurchschnittlich wurden die Sauen in Polen (-17,5 %), Deutschland (-8,7 %) sowie in Dänemark (-6,6 %) abgestockt. Bis zur Viehzählung im November summierte sich der Rückgang der Sauenbestände in Deutschland auf -11,9 % gg. dem Vorjahr. Dieser Wert wird von Baden-Württemberg mit -14,8 % und Bayern mit -13,2 % sogar noch übertroffen. In Niedersachsen (-15,9 %) und Schleswig-Holstein (-16,9 %) haben sich die Zuchtsauenbestände noch dramatischer verringert.

In den letzten Wochen sind die Fehlmengen so groß geworden, dass sich der Ferkelmarkt preislich vom Schlachtschweinemarkt abkoppeln konnte. Obwohl der Schlachtschweinepreis schon seit neun Wochen stagniert, wurden die Ferkelpreise unabhängig davon im Januar bereits zum dritten Mal angehoben.

Insgesamt summieren sich die Aufschläge der VEZG bis zur KW 05 auf +6 €. Sollte der Schlachtschweinepreis nicht zeitnah ansteigen, so dürften sich die Zweifel bei den Mästern mehren, ob in drei bis vier Monaten ein wirtschaftlicher Mastschweineerlös erzielt werden kann.

Die baden-württembergischen Ferkelnotierung liegt derzeit (KW 05) bei 69,80 €. Im Februar könnten die Ferkelpreise aufgrund des fortgesetzt geringen Angebots durchaus nochmals anziehen. Solange aber weiter Impulse vom Schlachtschweinemarkt fehlen, dürften die Preise nur noch moderat ansteigen.

Bio-Ferkel wurden im Dezember im Schnitt aller Klassen mit 160,32 €/Ferkel gehandelt.
LEL Schwäbisch Gmünd
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