Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
28.02.2021 | 07:41 | Schweinemarkt 

Schlachtschweinepreis steigt kräftig

Bonn - Die Winterstarre am deutschen Schlachtschweinemarkt ist offenbar vorbei. Mit den steigenden Temperaturen im Vorfrühling geht es auch mit dem Schlachtschweinepreis wieder deutlicher nach oben.

Schlachtschweinemarkt
Überhänge am deutschen Schlachtschweinemarkt sind weitgehend verschwunden - Schlachtreife Tiere werden regional wieder gesucht - Maßgebliche VEZG-Notierung macht einen Sprung von 9 Cent auf 1,30 Euro nach oben - ISN beginnt wieder mit Auktionen an der Internet-Schweinebörse - Europaweit legen die Schlachtschweinenotierungen zu - Deutliche Zuwächse in Belgien und Österreich sowie in Spanien - Danish Crown erhöht Schlachtschweinepreis nicht. (c) proplanta
Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) hat am Mittwoch (24.2.) ihre Leitnotierung um 9 Cent auf 1,30 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) heraufgesetzt. Das ist für die Erzeuger zwar immer noch kein kostendeckender Preis, doch nun ist in etwa wieder das Niveau von Mitte September 2020 erreicht, als der Nachweis der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland bei einem Wildschwein die Notierung erstmals in den Keller schickte.

Der zweite Absturz auf 1,19 Euro/kg erfolgte Mitte November infolge des „Schweinestaus“. Doch nun hat sich der Markt im Vergleich zu den Vormonaten gedreht. Die Überhänge am Lebendmarkt sind in vielen Regionen verschwunden und schlachtreife Tiere werden wieder gesucht.

Das Schweineangebot ist durch die gestiegenen Schlachtaktivitäten, weniger belegte Sauen und verringerte Ferkeleinfuhren merklich kleiner geworden und dürfte Analysten zufolge auch im weiteren Jahresverlauf klar unter dem Vorjahresniveau bleiben. Gleichzeitig sind am Fleischmarkt Nachfrageimpulse zu spüren und die Teilstückpreise ziehen an, allerdings noch nicht sehr kräftig.

Der wegen der ASP weitgehend fehlende Drittlandsexport wird deshalb weiter schmerzlich vermisst. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) meldete, dass sich der Schweinestau soweit aufgelöst habe, dass er den Markt nicht mehr belaste. Die Berichterstattung darüber werde deshalb eingestellt. Dafür wird nach etwa fünfeinhalb Monaten Pause am Dienstag (2.3.) erstmals wieder eine Auktion der Internet-Schweinebörse (ISB) stattfinden. Diese war Anfang September auf unbestimmte Zeit ausgesetzt worden, da durch die Corona-Situation in Verbindung mit dem ersten ASP-Fall bei Wildschweinen in Deutschland kein „normales" Marktgeschehen mehr möglich war. „Die Talsohle ist durchschritten, freie Schweine können wieder am Markt gehandelt werden“, erklärte ISN-Marktexperte Matthias Quaing.

Notierungsanstieg auf breiter Front



Begünstigt wird die Markterholung in Deutschland von der Entwicklung in der Europäischen Union, wo Schlachtschweine in vielen Ländern eher knapp als reichlich zur Verfügung stehen. Die Notierungen ziehen deshalb schon seit längerem an. Das gilt insbesondere für Spanien, wo die Schlachtbetriebe wegen guter Exportaussichten Schweine sehr rege nachfragen, zumal diese in den kommenden Monaten saisonal immer teurer werden dürften.

Am Mercolleida ging es am Donnerstag mit der Notierung um 5,7 Cent auf 1,235 Euro/kg Lebendgewicht (LG) nach oben. Noch kräftiger legten die Schlachtschweine in Belgien zu, nämlich um 8 Cent/kg LG. Die vormals gezahlten Hauspreise sind dortigen Marktbeteiligten zufolge wegen des begrenzten Schweineangebots verschwunden. Am Marché du Porc Breton in Frankreich kam es ebenfalls zu einem Notierungsanstieg; es gab ein Plus von 3,4 Cent auf einen Basispreis von 1,25 Euro/kg SG.

In Frankreich laufen derzeit auch für Fleisch wichtige Preisverhandlungen mit den Ketten des Einzelhandels. Für Österreich berichtete der Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) von einem „leergefegten Lebendmarkt“, auf dem nun die Verkäufer das Sagen hätten. Die Notierung stieg um 7 Cent auf 1,44 Euro/kg SG.

Zwar habe es aufgrund des fehlenden Schwungs im nationalen Fleischgeschäft auch Widerstand gegen die deutliche Anhebung gegeben, doch hoffe die Fleischbranche auf vorzeitige Impulse im Zusammenhang mit der für Mitte März erwarteten Öffnung der Gastronomie und dem Ostergeschäft, berichtete der VLV.

Danish Crown skeptisch



In Italien sind seit Jahresbeginn die Schlachtschweinepreise bereits um rund 20 Cent/kg LG gestiegen; nun schwächt sich die Aufwärtsentwicklung ab. Die Notierung konnte am Donnerstag nur noch 1 Cent/kg LG hinzugewinnen. Grund sei, dass die Fleischpreise weniger stark zugelegt hätten und die Marge der Schlachtbetriebe immer deutlicher in den roten Bereich rutsche, erläuterten Analysten.

Wie in der Vorwoche ließ Danish Crown (DC) erneut seine Ankaufspreise für Schlachtschweine trotz der klaren Aufwärtsentwicklung in der EU unverändert. Das Unternehmen räumte ein, dass der Markt „in eine neue Phase“ eintrete, weil insbesondere in Deutschland weniger Schweine verfügbar seien. Allerdings bleibe die Fleischnachfrage in ganz Europa eher moderat. Daher sei es „ein harter Kampf, die Preise für die in Europa frisch zu verkaufenden Waren zu erhöhen“.

Es sei verständlich, dass die Erzeuger in Deutschland nach harten Monaten für höhere Preise kämpften, doch wäre es für ganz Europa mit Blick auf den Fleischmarkt passender gewesen, auf die bevorstehenden Corona-Lockerungen zu warten. DC-CEO Jais Valeur erwartet für die deutschen Schlachtbetriebe bei unveränderten Kapazitäten mittelfristig einen harten Kampf um das kleinere Schweineangebot. Dabei stelle sich, wie auch in Dänemark vor einiger Zeit, die Frage nach Strukturveränderungen und dem Abbau von Schlachtkapazitäten. „Ich habe keinen Zweifel, dass wir eine Anpassung sehen werden, aber der Zeithorizont ist unmöglich vorherzusagen“, so Valeur.

Kaum noch Abschläge



In der gesamten EU sind Schlachtschweinepreise bereits in der Woche zum 21. Februar gestiegen. Nach Kommissionsangaben wurden Tiere der Handelsklasse E im Mittel der 27 Mitgliedstaaten mit 131,07 Euro/100 kg abgerechnet; das waren 1,62 Euro oder 1,3 % mehr als in der Vorwoche. Mit Ausnahme von Tschechien, Kroatien, Litauen und Zypern tendierten die Schlachtschweinepreise mindestens unverändert, meist jedoch fester. Überdurchschnittlich hohe Zuschläge wurden dabei von den Schlachtbetrieben in Polen mit 4,0 % und in Slowenien mit 3,0 % gezahlt.

Über Preissteigerungen zwischen 2,0 % und 2,7 % konnten sich die Mäster in Spanien, Portugal, Österreich und Belgien freuen. In Deutschland und den Niederlanden wurden die Tiere jeweils fast 1 % teurer bezahlt. In Frankreich und Dänemark erlösten Schlachtschweine dagegen nur gleiches Geld wie in der Vorwoche.
EU-Marktpreise für  SchlachtschweineBild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 EU-Schweinemarkt: Warten auf Nachfrageimpulse

 Schlachtschweinemarkt weiter stabil

 Osterfrieden am Schlachtschweinemarkt

 Schlachtschweine-Notierungen stabil bis nach Ostern

 EU-Schweinemarkt: Hoffen auf Fleischnachfrage

  Kommentierte Artikel

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich

 Agrarstrukturwandel in Bayern schreitet voran

 Nutrias breiten sich in Mecklenburg-Vorpommern aus - Gefahr für Deiche

 Kanzlerrunde zur Landwirtschaft - Ringen um Entlastungen

 Waschbären-Jagd nicht zielführend