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11.09.2020 | 10:12 | Fleischwirtschaft 

Schweinehandel: Exportstopp löst Panik aus

Berlin/Damme - Nach dem ersten Nachweis der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland bangen Schweinehalter und die Fleischwirtschaft um das Exportgeschäft außerhalb der EU.

Fleischwirtschaft
Die Ernährungsbranche ist in Sorge, wie sich der erste Fall der Schweinepest in Deutschland wirtschaftlich auswirkt. Vor allem weltweite Exporte in wichtige Absatzmärkte stehen auf der Kippe. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Vor allem ein Stopp der Ausfuhren nach China würde die deutsche Landwirtschaft stark treffen. Die Lieferungen von deutschem Schweinefleisch nach China machten zuletzt rund ein Viertel aller deutschen Schweinefleischexporte aus.

Faktisch könne derzeit kein Schweinefleisch nach China exportiert werden, da dafür keine Veterinärzertifikate mehr ausgestellt würden, hieß es bei der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). Das Bundesagrarministerium habe aber bereits mitgeteilt, dass es dazu Gespräche gebe. Wie schnell eine Entscheidung falle, sei aber nicht absehbar. Südkorea hat bereits am Donnerstag den Import von Schweinefleisch aus Deutschland gestoppt.

Während in der Europäischen Union der Handel wohl weitgehend aufrechtzuerhalten sei, gebe es bei Ländern außerhalb der EU andere Regeln, sagte ISN-Geschäftsführer Torsten Staack der Deutschen Presse-Agentur. Für den Export tierischer Produkte würden mit den einzelnen Ländern Handelsabkommen geschlossen, die an Gesundheitsauflagen geknüpft seien. Die geltenden Regeln für den Handel von Schweinefleisch mit China und anderen asiatischen Ländern forderten, dass kein ASP-Fall in Deutschland aufgetreten sein darf.

«Nach diesem Veterinärabkommen müsste es nun eigentlich zur Sperrung kommen. Die Frage ist aber nun, was tatsächlich passiert. Noch steht eine offizielle Entscheidung der chinesischen Veterinärbehörden aus, ob dennoch Schweinefleisch geliefert werden darf», sagte Staack. Da China selbst schwer von der Schweinepest getroffen worden sei, sei der Bedarf nach Exportware in den vergangenen Monaten stark gestiegen, flexiblere Regelungen könnten daher laut Staack doch möglich sein.

«Dem stehen die fehlenden Veterinärzertifikate entgegen», sagte Staack. Von den Gesprächen des Bundesministeriums hänge nun ab, «ob es dann nur regionale Beschränkungen geben wird und einzelne Unternehmen in Deutschland weiter nach China exportieren dürfen», fügte er hinzu. Südkorea verhängte das Einfuhrverbot für Produkte, die ab Donnerstag ausgeliefert wurden.

Der Verband der Fleischwirtschaft (VdF) mahnte zur Eile. Neben der Seuchenbekämpfung sollten «schnellstmöglich Vereinbarungen mit Drittländern zur Wiederaufnahme des Handels mit Schweinefleisch» getroffen werden, hieß es in einer Mitteilung. Nur so könne aus pestfreien Regionen weiterhin Schweinefleisch exportiert werden.

Die Fleischwirtschaft geht davon aus, dass Lieferungen etwa nach China, Japan und Korea jedoch vollständig zum Erliegen kommen werden. Demnach wären vor allem Produkte, die in Deutschland nicht so stark nachgefragt werden, von einem Exportstopp betroffen. Dazu zählen etwa Pfoten, Ohren, Schwänzchen und Knochen - Teile, die in diesen Absatzmärkten als Delikatesse gesehen werden.

Das bundeseigene Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit wies die Landwirte in Deutschland darauf hin, Sicherheitsvorkehrungen in ihren Betrieben sorgfältig einzuhalten. «Dies bietet immer noch den besten Schutz vor dem Eintrag des Erregers in Nutztierbestände. Tot aufgefundene Wildschweine sollten bundesweit weiterhin sofort den Behörden gemeldet und auf die Schweinepest untersucht werden.

Der Deutsche Jagdverband (DJV) wies darauf hin, dass das Virus durch menschlichen Einfluss Sprünge von bis zu 1.000 Kilometern gemacht habe. Auch ein infiziertes Wurstbrot sei schon als Ausbruchsquelle identifiziert worden. «Wenn ein krankes Schwein geschlachtet wird und daraus Wurst oder Schinken gemacht wird, dann hält sich das Virus darin noch 100 Tage», sagte Verbandssprecher Torsten Reinwald. Deshalb sei es besonders wichtig, dass infizierte Tiere verbrannt würden, damit das Virus sich nicht ausbreiten könne.
dpa
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