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21.05.2023 | 06:28 | ISN-Schlachthofranking 

Schweinekrise lässt auch Großschlachter schrumpfen

Damme / Bonn - Die Schweineschlachter in Deutschland hatten 2022 erneut mit einem sinkenden Viehangebot zu kämpfen.

Schlachtschweine
Drastischer Rückgang des Schlachtschweineaufkommens 2022 - Die Top 10-Unternehmen haben hierzulande 8 Prozent weniger Schweine zerlegten - Deren Anteil an den Gesamtschlachtungen kletterte dennoch auf 82 Prozent - Tönnies bleibt Marktführer - Westfleisch mit Verlusten auf Rang zwei - Rund 17 Prozent weniger Schweine bei Vion vom Haken - ISN sieht Schlachtbranche in einer Konsolidierungsphase. (c) proplanta
Das Aufkommen ging im Vorjahresvergleich um 4,75 Millionen oder 9,2 % auf 47,10 Millionen Tiere so stark zurück wie nie zuvor. Wie die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) am Dienstag (16.5.) mitteilte, waren davon auch die Großschlachter betroffen.

Laut dem ISN-Schlachthofranking kamen bei den Top 10 der Branche insgesamt 38,60 Millionen Schweine an die Haken; das waren 3,41 Millionen Stück oder 8,2 % weniger als im Vorjahr. Weil bei den Großbetrieben der Schweineschwund etwas geringer ausfiel als im gesamten Bundesgebiet, kletterte deren Marktanteil an der Gesamtschlachtung um 0,9 Prozentpunkte auf 82,0 %.

„Nachdem die Schlachtstatistiken im Jahr 2021 noch durch den Schweinestau 2020/21 verzerrt waren, zeigen die Zahlen für 2022 nun das volle Ausmaß der Krise in der Schweinebranche“, erklärte ISN-Marktanalyst Klaus Kessing. Die Anpassungsreaktionen der Schweinehalter auf die Krise, die in den vergangenen Jahren immer dramatischere Ausmaße angenommen habe, seien mit den vielen Betriebsaufgaben und abgestockten Beständen heftig.

Ebenso müssten sich nun die Schlachtunternehmen auf die neue Situation mit deutlich weniger Schweinen am Markt einstellen. Fast alle Schlachter hätten bereits 2022 empfindliche Rückgänge bei den Anlieferungen hinnehmen müssen, so Kessing. Daran habe auch der gegenüber 2021 um 6,6 % auf 1,23 Millionen Stück gestiegene Import von Schlachtschweinen aus dem Ausland nichts ändern.

Tönnies schließt Exportabteilung in Weißenfels



Laut ISN hatten 2022 unter den Top 10 lediglich das mittelständische Unternehmen Manten aus Geldern sowie Danish Corwn in Essen/Oldenburg mit Zuwächsen von 4,1 % beziehungsweise 3,1 % mehr Schweine am Haken als im Vorjahr. Das dänische Unternehmen gab Anfang 2023 jedoch bekannt, seinen Zerlegebetrieb im mecklenburg-vorpommerschen Boizenburg zu schließen. Die Schlachtungen in Essen/Oldenburg wurden vorrübergehend bis Mai um rund 40 % gedrosselt.

Tönnies blieb mit 14,79 Millionen zerlegten Schweinen klarer Marktführer in Deutschland, obwohl das Aufkommen gegenüber 2021 um 1,2 Millionen Tiere oder 7,5 % kleiner ausfiel. Dies war allerdings weniger als der Rückgang im Bundesmittel, weshalb der Marktanteil des Branchenprimus um 0,6 Prozentpunkte auf 31,4 % wuchs.

Die ISN verwies auf Marktbeobachter, nach denen Tönnies zuletzt in Sögel und Weißenfels die Schlachtungen zurückgefahren habe. In Weißenfels wurde im März 2023 die Exportabteilung aufgrund der Ausfuhrsperren in Folge der Afrikanischen Schweinepest (ASP) geschlossen.

Mittelständler halten sich vergleichsweise gut



Auf dem zweiten Platz im ISN-Ranking lag die Westfleisch mit 6,51 Millionen Schweinen, was einen Schlachtrückgang von etwa 750.000 Tieren oder 10,3 % bedeutete. Großer Verlierer war im vergangenen Jahr die Vion, an deren deutschen Standorten nach Angaben der ISN die Anlieferung von Schlachtschweinen gegenüber 2021 um 1,2 Millionen Stück oder 17,1 % auf 5,8 Millionen Stück einbrach.

Der Anteil von Vion an den bundesdeutschen Gesamtschlachtungen fiel damit von 13,5 % auf 12,3 %. Anfang 2023 gab das Unternehmen bekannt, seine Zerlegung im niedersächsischen Holdorf aufzugeben. Die mittelständischen Schlachtbetriebe auf den Rängen fünf bis zehn im Ranking konnten sich trotz der schwierigen Marktverhältnisse vergleichsweise gut behaupten.

Böseler Goldschmaus, Steinemann und Simon-Fleisch hatten allesamt nur unterdurchschnittliche Rückgänge zu verzeichnen; bei Tummel blieben nach eigenen Angaben die Schlachtzahlen konstant. Das auf Platz fünf rangierende Unternehmen Müller Fleisch musste hingegen ein Minus von 10,0 % auf 1,89 Millionen Schweineschlachtungen verkraften.

Transformation der Schlachtbranche unausweichlich



Nach Ansicht von ISN-Marktanalyst Kessing scheint in der Zukunft eine weitere Konsolidierung in der Schlacht- und Verarbeitungsbranche unausweichlich. Das geringere Lebendangebot, der Kostendruck, die rückläufige Schweinefleischnachfrage und der Verlust von Drittlandsmärkten für den Export durch die ASP würden Anpassungen erforderlich machen.

Die Viehbestandsentwicklungen deuten laut Kessing darauf hin, dass die Gesamtzahl der Schlachthaken noch weiter verringert werden dürfte. Abzuwarten bleibe, ob einige Schlachtunternehmen die Veränderungen am deutschen Markt zu ihren Gunsten nutzen könnten. Es sei durchaus ein zunehmender Wettbewerb von Markenfleischprogrammen mit Schweinen aus höheren Haltungsformstufen wahrzunehmen, so der ISN-Analyst. Ob das allerdings in Inflationszeiten und schwindender Kaufkraft auch Optionen für die breite Masse sein können, müsse sich noch zeigen.
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Top 10 der deutschen Schweineschlachtbetriebe
AgE
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