Sehr große Raps- und Sonnenblumenernten für EU erwartet
London - Die Landwirte in der Europäischen Union dürften in diesem Jahr eine Rapsernte von 20 Mio t einbringen und auch sehr viel Sonnenblumensaat dreschen. Davon geht zumindest der Internationale Getreiderat (IGC) in seiner aktuellen Schätzung aus.
Londoner Fachleute sehen das diesjährige Rapsaufkommen in der Union auf dem Fünfjahreshoch von 20 Millionen Tonnen - Günstige Wachstumsbedingungen in den wichtigsten Anbauregionen - Weltproduktion dürfte Vorjahresrekord nur knapp verfehlen - EU-Rapseinfuhren 2022/23 deutlich kleiner als bisher erwartet - Weniger Bezüge aus der Ukraine - Weltproduktion von Sonnenblumensaat soll gut 55 Millionen Tonnen erreichen. (c) proplanta
Die veranschlagte Rapsmenge wäre das größte Aufkommen seit 2018/19. Das Vorjahresvolumen würde damit um 500.000 t übertroffen. Im April hatten die Londoner Fachleute mit weniger, nämlich 19,8 Mio t Raps gerechnet.
Als Begründung für die optimistischere Prognose führt der IGC die zuletzt günstigen Wachstumsbedingungen in den wichtigsten Erzeugerregionen der Union an. Im Einzelnen setzten die Experten ihre Produktionserwartung für Frankreich um 300.000 t auf 4,6 Mio t nach oben; das wären 100.000 t mehr als das Vorjahresergebnis.
Für Deutschland, den zweitgrößten EU-Erzeuger nach Frankreich, wird indes weiterhin ein Rapsaufkommen von 4,5 Mio t vorausgesagt, nach 4,3 Mio t im Vorjahr. Auch seine Ernteprognosen für die wichtigsten Rapssaatexporteure - dies sind Kanada, Australien und die Ukraine - ließ der Getreiderat mit Blick auf die Vermarkungssaison 2023/24 unverändert, nämlich bei 18,5 Mio t beziehungsweise 5,8 Mio t und 3,8 Mio t.
Die weltweite Rapsproduktion taxieren die Londoner Fachleute jetzt auf 86,4 Mio t; im April hatten sie 85,1 Mio t erwartet. Der aktuellen Vorhersage zufolge würde der Vorjahresrekord nur um 1 Mio t verfehlt.
Globales Handelsvolumen so groß wie nie
Den Umfang des globalen Rapssaathandels in der Saison 2022/23, die noch bis Ende September dauert, veranschlagt der Getreiderat jetzt auf 19,3 Mio t. Das sind zwar 200.000 t weniger als zuvor erwartet worden waren, aber dennoch die höchste Menge aller Zeiten. Das Vorjahresvolumen würde demnach noch um 4,7 Mio t übertroffen.
Im Einzelnen setzte der IGC seine Prognose für die EU-Rapseinfuhren in der laufenden Vermarktungsperiode um 300.000 t auf 6,4 Mio t herab. Im Vorjahr importierte die Union 6,5 Mio t der schwarzen Ölfrucht. Als Begründung für die Abwärtskorrektur wird die Unsicherheit über die kurzfristigen Lieferungen aus der Ukraine angeführt. Damit im Einklang sehen die Londoner Marktexperten die ukrainischen Rapsausfuhren im Wirtschaftsjahr 2022/23 nun bei nur noch 3,0 Mio t; im April hatten sie noch mit 300.000 t mehr gerechnet. Dennoch würde damit die Vorjahresmenge noch um 300.000 t übertroffen.
Rumänien bei Sonnenblumen vorne
Mit Blick auf die Sonnenblumensaaterzeugung erwartet der IGC für 2023/24 weiterhin eine globale Ernte von 55,3 Mio t; das wäre das zweithöchste Volumen aller Zeiten. Das enttäuschende Vorjahresergebnis würde damit um 3,4 Mio t übertroffen. Die diesjährige EU-Erzeugung sehen die Londoner Fachleute bei 10,5 Mio t Sonnenblumensaat, nach witterungsbedingt nur 9,2 Mio t im vergangenen Jahr.
Die Rangliste der EU-Erzeuger dieser Ölsaat dürfte weiterhin Rumänien anführen, und zwar mit einem Aufkommen von voraussichtlich 3,1 Mio t; das wären 1 Mio t mehr als 2022. Auf dem zweiten Platz rangieren dürfte Bulgarien mit 2,1 Mio t, was dem Vorjahresniveau entsprechen würde. Für das wohl drittplatzierte Ungarn wird eine Steigerung des Aufkommens um 600.000 t auf 1,9 Mio t Sonnenblumensaat prognostiziert.
Mit einer höheren Produktion als im Vorjahr rechnet der IGC auch für die Ukraine. Die Landwirte dort haben den Anbau von Sonnenblumen nach der Schätzung des Getreiderates im Vergleich zu 2022 um 11 % ausgeweitet. Die Erträge dürften unterdurchschnittlich ausfallen; nichtsdestoweniger rechnen die Londoner Fachleute für das kriegsgebeutelte Land mit einem Aufkommen von 13,5 Mio t Sonnenblumensaat, womit die Menge von 2022/23 um 1,3 Mio t übertroffen würde.
EU-Importbedarf deutlich rückläufig
Derweil geht der Getreiderat hinsichtlich der EU-Einfuhren an Sonnenblumensaat jetzt für 2023/24 im Vorjahresvergleich von einer Einschränkung um 900.000 t auf nur noch 1,4 Mio t aus. Diese Menge würde dem langjährigen Mittelwert entsprechen. Einen Monat zuvor hatte der IGC für die Union noch eine Einfuhrmenge von 2,2 Mio t Sonnenblumensaat vorausgesagt.
Als Grund für ihre jetzt deutliche Senkung der Prognose nennen die Londoner Experten vor allem ihre sehr optimistische Ernteerwartung für die Gemeinschaft. Einen beträchtlichen Teil ihrer Importe an Sonnenblumensaat dürfte die Union nach Einschätzung des IGC weiterhin mit Ware aus der Ukraine decken.
Wegen des voraussichtlich kleineren Einfuhrbedarfs der EU sieht der Getreiderat die Ausfuhren der Ukraine für 2023/24 jetzt aber bei nur noch insgesamt 1,4 Mio t. Im April hatten die Marktexperten die betreffende Menge noch auf 2,2 Mio t taxiert. Dennoch dürfte die Ukraine der weltgrößte Exporteur von Sonnenblumensaat bleiben.