In dieser Sektoruntersuchung befasste sich das Bundeskartellamt mit allen Stufen in Produktion und Handel, vom Landwirt bis in den Supermarkt. Die Ergebnisse wurden in einem Zwischenbericht festgehalten. Der Bayerische
Bauernverband heißt es ebenso wie der Deutsche Bauernverband gut, dass sich das Kartellamt zum ersten Mal intensiv mit der gesamten Produktionskette bei Milch, vom landwirtschaftlichen Erzeuger über die Molkerei bis zum Lebensmitteleinzelhandel (LEH) intensiv auseinandergesetzt hat.
Nunmehr werde auch durch das Kartellamt belegt, dass der LEH in seinen Geschäftsbeziehungen zu den Molkereien strategisch erheblich im Vorteil sei und dass die Molkereien nur sehr eingeschränkt über Alternativen für den Absatz ihrer Produkte verfügen. Allerdings weist das Kartellamt auch darauf hin, dass die konzentrierten LEH-Unternehmen die Preisvorteile dieser Marktkonstellation an die Verbraucher weitergeben. Das Kartellamt macht nicht deutlich, dass die Leidtragenden dieser Situation letztendlich die Milchbauern sind.
Nicht nachvollziehbar sind aus Sicht des Bauernverbandes die Ausführungen zur Markttransparenz. Das Kartellamt vertritt die Auffassung, dass die Markttransparenz bei Milch zu hoch sei und damit zum Vorteil des LEH gereiche. Konsequenz wäre, dass mit erhöhter Intransparenz der Erzeugerpreis für die Milchbauern verbessert werden könnte. Dieses widerspricht einem EU-Vorhaben, welches gerade eine High-Level-Gruppe eingerichtet hat, um eine bessere Markttransparenz für die Milcherzeuger sicherzustellen.
Weniger überraschend ist hingegen die strikte Ablehnung bundesweiter Preis- und Mengenabsprachen durch stufenübergreifende Kartelle. Hier gilt es, die Alternativen des Marktstrukturgesetzes wie Erzeugergemeinschaften und deren Zusammenschlüsse konsequent zu nutzen. (bbv)