Viele junge Menschen interessierten sich wieder für den Beruf - und die wirtschaftlichen Prognosen seien weit besser als vor zehn Jahren, sagte
Sonnleitner der Nachrichtenagentur dpa.
Vor einem Jahr hatte er die Führung im Deutschen
Bauernverband abgegeben. Bis September ist Sonnleitner noch Präsident des europäischen Bauernverbandes Copa. Am 30. Juli wird er 65 Jahre alt - und will dann aufhören mit der Politik.
Frage: Herr Sonnleitner, weiter verschwinden zahlenmäßig Höfe - wie sieht denn die Zukunft der Bauern und der Landwirtschaft aus?Antwort: Es gibt auch eine andere Seite: Wir sehen in der praktischen wie in der universitären Ausbildung wieder mehr junge Menschen, die den Beruf Landwirt in all seinen Formen ergreifen. Insgesamt ist eine Aufbruchstimmung da - weil man wieder an die Zukunft glaubt.
Die Diskussion um die "old economy" als unmoderne Branche hat man um die Jahrtausendwende geführt - jetzt sieht man, dass Berufe, die etwas produzieren, nützlich und gefragt sind - und oft mehr Zulauf haben als andere Berufe. Und natürlich: Steigende Bevölkerungszahlen auf der Welt, steigender Wohlstand, steigende Nachfrage nach hochwertigen Nahrungsmitteln und erneuerbaren Energien - das ist unser Geschäft.
Die Chancen auf den Märkten sehen wesentlich besser aus, als es vor mehr als zehn Jahren gesehen und gepredigt worden ist.
Frage: Und wie wird die Landwirtschaft dann in zehn Jahren aussehen?Antwort: Es wird noch mehr
Klimaschutz betrieben. Es werden sich neue Sorten entwickeln, die eine längere Wachstumsperiode haben. Ein bisschen merkt man es ja schon, dass der Frühling früher beginnt und der Herbst länger dauert. Wir werden zum Teil zweimal ernten können.
Wir werden umweltfreundlichere und widerstandsfähigere Sorten bekommen. Technisch wird sich natürlich auch viel tun. Die Technik wird noch einmal effizienter, weniger Energie und Ressourcen verbrauchen, moderne Maschinen werden uns dabei helfen, den Boden noch schonender zu bearbeiten.
Frage: Kommen wir in der Zukunft weg von der Massentierhaltung - oder geht der Trend zu noch größeren Ställen?Antwort: Ich wehre mich gegen das Wort Massentierhaltung. Für manche ist ein Stall mit 100 Schweinen schon Massentierhaltung. Für mich ist aber nicht entscheidend, ob da 1.000 oder 2.000 Schweine in einem Gebäude sind, sondern wie groß der Platz für ein Schwein oder ein Rind oder ein Hühnchen ist.
Welche Umgebung, welche Lüftung, welche Heizung, welcher Bewegungsfreiraum hat das einzelne Tier - das ist entscheidend. Und wir arbeiten ständig weiter daran, tiergerechte Stallungen und eine tiergerechte Fütterung zu haben. (dpa)