Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
14.11.2021 | 00:02 | Schweinemarkt 

Spanische Schweinebranche will gestärkt aus der Krise hervorgehen

Bonn - In Spanien ist die Produktion von Schweinen und Schweinefleisch in den vergangen zehn Jahren so stark gewachsen wie in keinem anderen Land der Europäischen Union; selbst die Zuwachsraten von Brasilien oder den USA wurden übertroffen.

Schlachtschweinemarkt
Für Mercolleida-Generaldirektor Miquel Àngel Bérges sind die integrierten Systeme der spanischen Schweineproduktion wichtige Wachstumstreiber - Erzeugung dürfte 2022 trotz Preiskrise weiter zunehmen - Umweltschutzauflagen bremsen allerdings den Ausbau - Ziel sind höhere Schweinefleischexporte - Den voraussichtlichen Produktionsrückgang in Mittel- und Nordeuropa will Spanien für Zugewinne bei eigenen Marktanteilen nutzen. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Von 2010 bis 2020 nahm der Bestand um 6,7 Millionen Schweine oder 27 % auf 31,4 Millionen Tiere zu, die Schweinefleischerzeugung wegen gestiegener Schlachtgewichte sogar um fast 50 % auf 5 Mio t. Spanien ist dadurch weltweit zum drittgrößten Schweinefleischproduzenten geworden. Und ein Ende der Expansion scheint - trotz der zuletzt stark gefallenen Schweinepreise - vorerst nicht in Sicht.

Im Mai 2021 haben die Betriebe ihren Schweinebestand gegenüber dem Vorjahr um gut 1 Million Stück auf 32,41 Millionen Tiere aufgestockt; erstmals dürften in diesem Jahr mehr als 58 Millionen Schweine geschlachtet werden und die Produktion um gut 4 % auf 5,2 Mio t Schweinefleisch steigen.

„Das integrierte System der Viehwirtschaft hat dem Produktionssektor finanzielle, wirtschaftliche und operative ‚Muskeln‘ verliehen, die es ihm ermöglicht haben, solch ein Wachstum in Bezug auf Quantität und Effizienz zu erreichen“, erläuterte der Generaldirektor des Mercolleida, Miquel Àngel Bérges, in einem Interview mit AGRA-EUROPE. Die Fleischhersteller hätten in den vergangenen Jahren ihre Schlacht- und Gefrierkapazitäten erheblich erweitert und sich der Internationalisierung verschrieben; die Exporte seien schnell gestiegen.

Auch die Produktionskapazitäten auf Erzeugerstufe seien ausgebaut worden. „Insgesamt hat die Konzentration und die Vertikalisierung zugenommen, wobei große integrierte Schweineproduzenten mit Futtermittelunternehmen in den Schlachthofsektor und Schlachtunternehmen auch in die Schweineproduktion mit dem Bau neuer Mastställe eingestiegen sind“, erklärte Berges. Dies habe die Effizienz und Schlagkraft des Sektors erhöht, was auch ausländische Investoren anziehe, wie den italienischen Konzern Pini oder Tönnies mit dem geplanten Standort in Calamocha.

Betriebspläne sehen Wachstum vor



Die starke Fokussierung der spanischen Schweinefleischbranche auf den Export - in der ersten Jahreshälfte wurde rund die Hälfte der Produktion ins Ausland verkauft und davon etwa 70 % nach China - hat nach dem Einbruch der Ausfuhren in die Volksrepublik für starken Markt- und Preisdruck gesorgt. Die Schlachtschweinenotierung am Mercolleida ist seit Ende Juni um gut ein Drittel gefallen, während für die Erzeuger die Kosten für Energie und Futter spürbar gestiegen sind. Berges erwartet dennoch keinen Rückgang der Erzeugung, wie er für Nordeuropa wahrscheinlich ist.

„Die Produktion in Spanien wird im nächsten Jahr aufgrund der der bereits genehmigten Betriebspläne weiter wachsen“, prognostiziert der Experte. Allerdings werde das Ausmaß davon abhängen, wie sich die Preis-Kosten-Situation entwickle. Grundsätzlich wolle der Sektor diese Krise nutzen, um die Strukturen zu stärken, um das Wachstum zu konsolidieren. Es werde weitere Schritte in Richtung Vertikalisierung und Effizienzsteigerung geben.

China könne, so Berges, 2022 bei rückläufiger Eigenproduktion wieder mehr Schweinefleisch importieren, doch dürfte die Volksrepublik mittelfristig wieder mehr zu einem Markt für Nebenprodukte wie Innereien, Köpfe oder Füße werden.

Um die Abhängigkeit von China zu verringern, müssten andere Exportmärkte ausgebaut werden. Spaniens Schweinesektor sei zuversichtlich, dass er in der Lage sein werde, den Produktionsrückgang im Norden der EU zu nutzen, um mehr Schweinefleisch im Export zu verkaufen.

Produktion wächst in Aragonien



Dem Generaldirektor des Mercolleida zufolge stößt der Ausbau der Schweinehaltung und der Schlachtstätten nun aber auch in Spanien auf immer mehr Widerstand von Umwelt- und Tierschützern. So sei das Wachstum in der Produktionshochburg Katalonien wegen Umweltauflagen kaum noch möglich und verlagere sich deshalb westlich in die Provinzen Huesca oder Zaragoza in der autonomen Gemeinschaft Aragonien. Aber auch dort gebe es zunehmenden Druck von Umwelt- und Tierschutzgruppen.

„Was bis vor wenigen Jahren Spanien nicht betraf und noch als rein nordeuropäisches Problem angesehen wurde, ist heute hierzulande eine Realität, mit der der Sektor lernen muss zu leben, zu diskutieren und zu verhandeln“, stellte Berges fest. Allerdings seien landwirtschaftliche Betriebe und Schlachthöfe auch wichtig für den Erhalt der lokalen Wirtschaft und zur Bekämpfung der Landflucht.

Zum Thema Tierwohl berichtete Berges, dass es zwar Fleisch mit einem Tierschutzlabel in den Geschäften gebe, aber der Preis in der Wirtschaftskrise noch zu oft einer Kaufentscheidung entgegenstehe. Dem Sektor sei aber bewusst, dass er sich in diese Richtung bewegen müsse. Eine Diskussion um die Kastration gebe es nicht, da die meisten Schweine in Spanien ohne diesen Eingriff produziert würden.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Großbrand in Schweinemastanlage - Polizei schließt Brandstiftung aus

 Mehr Schweine geschlachtet in NRW

 Schweinefleischexport: Vion stößt in US-Versorgungslücke

 Schweinebestand in China schrumpft

 Globale Erzeugung von Schweinefleisch soll 2024 sinken

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken