Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
11.02.2011 | 14:31 | Prognose über Wirtschaftsentwicklung 

Stabilisierung mit Ausnahme Veredlung

Berlin - Die Landwirtschaftskammern legen ihre Prognose über die Entwicklung der Wirtschaftsergebnisse für das laufende Wirtschaftsjahr 2010/11 vor.

Agrarwirtschaft
Die vorliegende Prognose basiert auf den Buchführungsergebnissen des Vorjahres 2009/10, auf Ergebnissen des ersten Halbjahres und auf Trendanalysen.

Nach zwei unbefriedigenden Wirtschaftsjahren steigen die landwirtschaftlichen Unternehmensergebnisse an. Im laufenden Jahr kann der Ackerbau etwa 20 % zulegen. Die Futterbaubetriebe steigern ihr Unternehmensergebnis sogar um etwa 40 %. Gebremst wird der Aufschwung vor allem durch massive Kostensteigerungen. Ein schwieriges Jahr müssen die Winzer durchstehen.


Wetterextreme machten den Pflanzenbau zur Herausforderung

Die Witterungsverläufe des Vegetationsjahres 2009/2010 sorgten für schwierige Wachstums- und Erntebedingungen und für eingeschränkte Qualitäten. Im Südwesten (RP, SL) zeigten sich die Erträge auf Vorjahresniveau bzw. gering darunter. Eine Trockenphase im späten Frühling führte z. B. bei Kartoffeln zu einer Minderung des Anteils verkaufsfähiger Ware. Der nasskalte Hochsommer resultierte bei Zuckerrüben in geringen Zuckergehalten sowie beim Raps in verminderten Ölgehalten. Im Nordwesten und Norden blieben aufgrund der Frühjahrstrockenheit die Erträge für Kartoffeln um 12 bis 14 % gegenüber dem Vorjahr zurück. Bei Zuckerrüben gaben die Erträge um 10 % nach. Bei Raps blieb der Ertrag um 9 % gegenüber dem Vorjahr zurück.


Preise für Marktfrüchte ziehen an

Weltmarkt- und nachfragebedingt stiegen die Preise für Getreide um bis zu 50 %, bei Raps um bis zu 40 %, über 80 % bei Kartoffeln und 15 % bei Feldgemüse an. Je nach Verkaufszeitpunkt der Ernte konnten die Landwirte unterschiedlich davon profitieren. Negative Effekte, mit Erlösen rund 14 % unter dem Vorjahresniveau, werden bei Zuckerrüben auf Grund der geringeren Ernte, leicht gesunkener Erlöse (niedriger Zuckergehalt, Abzüge wegen Verschmutzung) erwartet.


Milch: Begrenztes Angebot bei belebter Nachfrage

Nach einem zwei Jahre andauernden Preisverfall zeigt sich der Milchpreis in diesem Jahr wieder erholt. Für das erste Halbjahr wiesen die amtlichen Notierungen eine kontinuierliche Preisverbesserung seit dem Sommer 2010 auf. Gegenwärtig pendelt der Preis zwischen 32 bis 34 Cent netto. Sofern dieses Niveau annähernd gehalten wird, ist für 2010/11 ein Preisanstieg im Südwesten von 17 % und 23 % im Norden zu erwarteten.


Schlachtrinder tendieren freundlicher

In der Rindfleischproduktion sind höhere Preise bei Schlachtkühen, speziell bei Jungbullen und auch bei Färsen zu erwarten, während sich die Nutzkälberpreise nur auf Vorjah-resniveau bewegen.


Deutlich höhere Kosten

Der gestiegene Ölpreis und größere Verbrauchsmengen (Trocknung) führen zu einem Kostenanstieg für Heizstoffe und Diesel zwischen 8 bis 15 %. Änderung der Stromsteuerermäßigung und der frühe Wintereinbruch lassen die Stromausgaben um 10 bis 20 % ansteigen. Auch (Kraft-)Futter (+ 30 %) und Handelsdünger (+ 25 %) werden teutrer.

Die angespannte Finanzlage vieler Betriebe im Vorjahr führte zwar zu einer Abnahme der Investitionstätigkeit. Jedoch befanden sich zahlreiche Anlagen im Bau, die im laufenden Wirtschaftsjahr aktiviert werden. Daher muss mit höherem Aufwand bei den Abschreibungen gerechnet werden. Die bessere Liquidität lässt aufgeschobene Ersatzinvestitionen bei Maschinen und Geräten sowie Gebäuden und baulichen Anlagen erwarten. Insgesamt werden alle sonstigen Betriebsaufwendungen um 5 % steigen.


Ackerbau ist wieder kostendeckend

Die erfreulichen Marktpreise im laufenden Wirtschaftsjahr haben die Mindererträge und die erhöhten Ausgaben im Ackerbau überkompensiert, so dass der Gewinn um etwa 10.000 EUR steigen wird. In Niedersachsen und in NRW wird damit die vollständige Entlohnung der eingesetzten Faktoren (Arbeit, Kapital und Boden) ggf. nur geringfügig verfehlt. Im Kartoffelanbau werden die deutlichen Umsatzsteigerungen die negativen Effekte überkompensieren. Die anderen Hackfruchtbetriebe erzielen eine Umsatzsteigerung von ca. 20 %. Das erwartete Betriebseinkommen wird dennoch nur 5 % über dem fünfjährigen Durchschnitt liegen. Die Druschfrucht-Spezialisten verbessern ihre Ergebnisse im Vergleich zum schlechten Vorjahresergebnis um 50 %.


Futterbaubetriebe wieder in sicherem Fahrwasser

Die spezialisierten Futterbaubetriebe können die Gewinnrückgänge der beiden Vorjahre von zusammen 45 % voraussichtlich ausgleichen, wenn der Milchpreis im ersten Halbjahr 2011 das derzeitige Niveau hält. Bei einem vorsichtig kalkulierten Preiszuwachs für Milch von 17 bzw. 23 % ist angesichts höherer Produktion und weiterer Leistungssteigerungen eine deutliche Zunahme des Unternehmensergebnisses von etwa 15.000 EUR anzunehmen. Die Futterbau-Betriebe erzielen dann Gewinne zwischen 50.000 bis 65.000 EUR und können die eingesetzten Faktoren damit wieder voll entlohnen. Die reinen Milchviehbetriebe erhöhen den Gewinn überproportional. Die Rindfleischproduzenten befinden sich in einer relativ stabilen Situation mit erfreulich steigender Tendenz.

Für den Ackerbau und mehr noch für den Futterbau wird sich ein insgesamt gutes Jahr ergeben, welches die Möglichkeit bietet, Liquiditätsreserven zu bilden.


Schweinehaltung noch unkalkulierbar

Selbst ohne Dioxin-Funde in Futtermitteln und dem daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen wäre es für die Schweinehaltung ein schwieriges Jahr geworden. Die Ferkelpreise hätten voraussichtlich 10 bis 15 % unter dem Vorjahresniveau gelegen. Die Mastschweinepreise schienen in etwa konstant zu bleiben. In Verbindung mit den erheblichen Kostensteigerungen wären die Gewinne ohnehin stark eingebrochen.

Die aktuell wieder anziehenden Preise lassen auf ein Ende der Krise hoffen. Da aber die Auswirkungen auf die Unternehmensergebnisse zzt. noch nicht abschließend bewertet werden können, wird die Prognose für diesen Bereich ausgesetzt.


Witterung beschert den Winzern ein schlechtes Jahr

Der Witterungsverlauf 2010 mit langen nasskalten Perioden und Hagel sorgte für 25 % geringere Erntemengen. Somit ergab sich die kleinste Ernte seit 25 Jahren. Die Preise für Fasswein sind deutlich gestiegen. Die moderat gestiegenen Preise für Flaschenwein reichen nicht aus, um die steigenden Kosten zu kompensieren. Ausgehend von einem mäßigen Vorjahr werden die Unternehmensergebnisse um etwa 8.000 EUR und damit um rund 18 % erneut stark fallen.


Regionale Auswirkungen verschieden

Die strukturellen Unterschiede der Haupterwerbsbetriebe spiegeln sich erneut in der erwarteten Entwicklung der Unternehmensergebnisse wider. Dabei zeigen sich zwei große Trends: Regionen mit überwiegend Ackerbau oder spezialisierter Milchviehhaltung können sich mit Zuwächsen zwischen 20 und 50 % konsolidieren und den langjährigen Durchschnitt überbieten. Sehr schlecht sieht es dagegen in den Veredlungshochburgen aus.


Abschlussbemerkung

Das Wirtschaftsjahr 2010/11 wird als viertes Jahr in Folge mit extremen Einkommensentwicklungen und deutlichen Unterschieden zwischen den Betriebsformen gekennzeichnet sein. Kartoffeln, Getreide, Körnermais und Raps brachten deutliche bessere Preise ein. Nach zwei enttäuschenden Vorjahren sorgt der deutliche Preisanstieg der Milch wieder für Entspannung in den Futterbaubetrieben. Steigende Ausgaben bremsen aber den Einkommenszuwachs erheblich. Am Ende werden immer noch sehr ordentliche Betriebsergebnisse erzielt. Die meisten Futterbaubetriebe sollten nun ihre Liquiditätsengpässe hinter sich gelassen haben.
Die bereits angespannte Lage in der Veredlung wurde durch den Dioxin-Fall zusätzlich verschärft. Wie stark sich die Preiseinbrüche im Unternehmensergebnis auswirken werden, hängt jetzt entscheidend von der weiteren Erholung der Märkte ab. (vlk)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen