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20.01.2013 | 09:16 | Süßwarenmesse Köln 

Süßwarenhersteller suchen im Ausland ihr Glück

München/Köln - Rosen-Schokolade, Kokos-Popcorn oder Bio-Gummibärchen: Auf der Süßwarenmesse zeigen Hersteller Kalorien in ihrer schönsten Form. In Deutschland ist der Markt für Süßigkeiten mit einem Pro-Kopf Verzehr von rund 30 Kilo längst gesättigt. Wachstum winkt aber im Ausland.

Süßwaren
(c) proplanta
Schokolade, Kekse und Gummibärchen gehören zu den Exportschlagern der deutschen Wirtschaft. Während der Süßwarenverzehr in Deutschland seit Jahren stabil bei rund 30 Kilo pro Person und Jahr liegt, wächst der Appetit auf Süßes in aufstrebenden Ländern wie Russland, Malaysia oder China permanent.

Fast die Hälfte ihrer Süßwaren verkaufen die großen deutschen Hersteller inzwischen ins Ausland - vor 20 Jahren war es weniger als ein Fünftel. «Die deutschen Süßwarenhersteller sind Export-Weltmeister», sagt Solveig Schneider vom Bundesverband der Süßwarenindustrie.

Nach dem europäischen Ausland blicken sich die Hersteller inzwischen auch nach entfernteren Absatzmärkten um. «Im Moment stürzen sich alle auf den Mittleren Osten», sagt Hans Strohmaier vom Süßwarenhandelsverband Sweets Global Networks. In Dubai oder Saudi-Arabien bekommt Sesam-Gebäck zunehmend Konkurrenz von Waffeln oder Pralinen aus dem Westen. Selbst Klassiker wie Schoko-Nikoläuse, Osterhasen oder Adventskalender verkaufen sich inzwischen gut im Ausland.

In den nächsten Tagen steigen die Einkäufer aus aller Welt ins Flugzeug nach Deutschland, um sich auf der weltgrößten Süßwarenmesse in Köln über die Neuheiten zu informieren. Vier Tage lang zeigen rund 1.400 Aussteller von Sonntag (27. Januar) an, wie vielfältig die kleinen Kalorienbomben sein können: Vollmilch-Nuss-Schokolade und Buttergebäck war gestern - angesagt heute sind Kokos-Popcorn, Rosenblütenschokoladen oder Bio-Gummibärchen ohne Gelatine. Im Trend liegen auch Süßigkeiten für Allergiker wie glutenfreies Gebäck und Schokolade ohne Laktose. Auch das pflanzliche Süßungsmittel Stevia ist ein großes Thema für die Hersteller, weil es stärker süßt als Zucker, dabei aber null Kalorien hat.

In Deutschland wachsen die Süßwarenhersteller trotz zahlreicher neuer Produkte seit Jahren kaum. Das wachsende Interesse aus dem Ausland ist daher für viele der mittelständischen Unternehmen die Zukunft. Rund 85 Prozent der Exporte gehen nach Angaben des Bundesverbandes der Süßwarenindustrie in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union, 15 Prozent in Länder außerhalb der EU, in erster Linie in die USA, die Schweiz, nach Russland und Australien.

Auch Indien und China gewinnen an Bedeutung. «Dort sind die Zuwachsraten groß», sagt Schneider. Der Weingummihersteller Trolli aus Fürth bei Nürnberg ist schon seit mehr als zehn Jahren mit einer Fabrik in China aktiv. «Wir bauen dort ständig an», sagt Geschäftsführer Herbert Mederer. Vor allem bei Jugendlichen in China stehe das bunte Weingummi hoch im Kurs. Auf den Verpackungen in China wirbt Trolli mit einem Foto von Firmenchef Mederer um Vertrauen - denn das Ansehen chinesischer Hersteller hat gerade bei Eltern unter Lebensmittelskandalen wie verseuchtem Milchpulver gelitten.

Für die Schokoladenhersteller ist der chinesische Markt nicht ganz so einfach, da Milchprodukte wegen der weit verbreiteten Unverträglichkeit von Laktose in Asien erstmal kritisch gesehen werden. Mit steigendem Wohlstand kommt Schokolade aber auch dort in Mode und lässt die Hersteller auf steigende Verkaufszahlen hoffen.

Große Sorgen bereitet den Firmen vor allem der Preisanstieg für die wichtigsten Rohstoffe Kakao, Zucker und Weizen, der die Waren immer teurer und damit weniger konkurrenzfähig macht. «Das Thema Rohstoffe wird uns noch viele Jahre beschäftigen», sagt der Inhaber des Gebäckherstellers Lambertz, Hermann Bühlbecker. Eine Verringerung des Schokoladenanteils, über den derzeit in der Branche diskutiert wird, kommt für ihn aber nicht infrage. «Das ist kein Thema für uns.» Preiserhöhungen für Süßwaren ließen sich allerdings wegen der gestiegenen Kosten kaum vermeiden.

Auch der Weingummihersteller Trolli musste seine Preise wegen der höheren Kosten anheben. Für die Firma ist vor allem Gelatine ein Kostenfaktor. Sie wird überwiegend aus Schweineschwarten gewonnen - und die sind durch den weltweit wachsenden Appetit auf Fleisch knapp geworden. Vor allem in China gilt die Haut als Delikatesse: Schweineschwarte á la Dongpo schmeckt vielen Menschen dort immer noch besser als Schokolade. (dpa)
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