Bis zur vollumfänglichen Abstellung der tierschutzrelevanten Mängel an den EU-Außengrenzen, in den Mitgliedstaaten und den Drittländern sollten die Langzeittransporte in Nicht-EU-Staaten eingestellt werden, mahnten die Bayerische Landestierärztekammer (BLTK) sowie die Landesverbände des Bundesverbandes praktizierender
Tierärzte (bpt) und der beamteten Tierärzte Bayerns (LbT) am vergangenen Freitag (8.2.) in München an.
Bevor die Transporte wieder aufgenommen werden dürften, muss nach Ansicht der Verbände zudem ein System etabliert werden, dass die Einhaltung des Tierschutzes auch auf den Transportstrecken in den Transit- und Bestimmungsdrittländern sichert. Obwohl Tiere oft mehrere Tage in Drittländern transportiert würden, gebe es bislang keine geprüften Transportrouten mit zertifizierten und zugelassenen Versorgungsstationen. Auch die Voraussetzungen für eine tierschutzgerechte Entladung und die Tierschutzsituation im Bestimmungsland sollten geprüft und beurteilt werden.
Die bayerischen Veterinärverbände begründen ihre Forderung mit den Ergebnissen von EU-Audits, bei denen 2017 und 2018Maßnahmen zur Verhinderung von unnötigen Belastungen bei Langstreckentransporten von Tieren in Drittstaaten untersucht wurden. Die Abschlussberichte belegten unter anderem, dass die Notfallpläne der Transportunternehmen unzureichend und der Informationsfluss zwischen den Mitgliedstaaten verbesserungswürdig seien. Ferner werde der Zeitbedarf von Kontrollen an den EU-Außengrenzen bei der Bewertung und der Überprüfung der Transportroutenplanung nur unzureichend berücksichtigt.
In Bulgarien habe sich gezeigt, dass für den Fall einer Verzögerung des Transportes in Grenznähe nur ungenügende Kapazitäten für die
Versorgung der Tiere vorhanden seien.
Tierrechtler verweisen auf UnfallzahlenDerweil forderte das Deutsche Tierschutzbüro Bund, Länder und EU dazu auf, Lebendtiertransporte komplett zu verbieten. Die Transporte seien „elementarer Bestandteil des Systems der Massentierhaltung“. Die
Tierrechtler verwiesen auch auf die Unfallstatistik. Im laufenden Jahr habe es bereits zwölf schwerwiegende Zwischenfälle gegeben; dabei seien mehr als 100 Schweine, mehrere Rinder, eine Vielzahl von Hühnern und drei Menschen ums Leben gekommen. Ein Ende von Lebendtiertransporten wäre ein kleiner, aber wichtiger erster Schritt zu weniger Tierleid.
Ende Januar hatte sich der Landwirtschaftsausschuss des Europaparlaments für einheitlichere Standards bei Tiertransporten innerhalb der Europäischen Union ausgesprochen. Die Abgeordneten hatten mehr unangemeldete Kontrollen und schärfere Strafen gefordert und auf eine merkliche Reduzierung der Transportzeiten gepocht. Unterschiede bei den Transportstandards in Drittstaaten sollten durch bilaterale Abkommen abgemildert werden; ferner regte der Ausschuss an, dass EU-Staaten, die an Nicht-EU-Länder grenzen, Ruhezonen bereitstellen, um so den Tieren Ruhepausen einräumen zu können, bevor diese die EU verlassen.