„Dies wird aberwohl erst in zwei, drei Jahren richtig spürbar werden, wenn die Stickstoffvorräte in den Böden aufgebraucht sind“, prognostiziert Schumacher, der nach 25 Jahren beim Hamburger Handelshaus Toepfer International, weiteren beruflichen Stationen bei der
BayWa AG und der
Nordzucker AG heute als selbständiger Berater in der Agrar- und
Ernährungswirtschaft tätig ist.
Und noch viel größere „Gefahr“ drohe, wenn die Farm-to- Fork-Strategie der Europäischen Union zum Tragen komme. Je nach Ausgestaltung könnte es dann sogar so weit kommen, dass Deutschland von einem Nettoausfuhrland zu einem Nettoeinfuhrland von Weizen werde, warnt Schumacher.
„Wir würden dann den Ackerbau-Gunststandort Deutschland aufgeben und Produktionsnotwendigkeiten in Regionen auslösen, die deutlich weniger nachhaltig als wir Weizen erzeugen können“, gibt der Berater zu bedenken.
Die wichtigste Frage bleibe dabei wohl, wie stark der
Fleischverbrauch tatsächlich sinken werde - mit der entsprechenden Konsequenz einer deutlich abnehmenden Nachfrage nach Futterweizen.
Was die Entwicklung der Rapspreise angeht, sieht der Marktanalyst die bullischen Argumente überwiegen: „Wir haben mittlerweile im gesamten Ölsaaten- und Ölkomplex ein hohes
Preisniveau erreicht. Und aktuell deutet alles darauf hin, dass wir auf diesem Niveau auch noch eine Weile bleiben werden.“ Viel hänge bei den Ölsaaten vom weiteren Wetter- und Vegetationsverlauf in Nordamerika ab. Die Hitze und Trockenheit in Teilen Kanadas schädigt auch den dortigen Raps, so dass aus Sicht des Marktexperten die Preise auch 2021/22 wenig
Luft nach unten haben dürften.
Breitere Fruchtfolgen auf deutschen ÄckernBei Weizen wie Raps hält Schumacher das aktuell erreichte Preisniveau für so attraktiv, dass er über den Vorverkauf eines Teils der Ernte 2022 nachdenken würde. „Unverändert gilt: Beste Heilmittel für hohe Preise sind hohe Preise“, gibt der Analyst zu bedenken. Die aktuell hohen Preise würden vielen Landwirten weltweit Anreiz bieten, die
Anbauflächen zur Ernte 2022 auszudehnen. Entsprechend könne dann mit einer großen Ernte und niedrigeren Preisen gerechnet werden.
Schumacher geht davon aus, dass die
Ernährung - den aktuellen Trends folgend - in den nächsten Jahren sehr wahrscheinlich stärker pflanzenbasiert sein wird. Deshalb werde die Nachfrage nach Hafer oder
Eiweißpflanzen zunehmen - mit entsprechenden Chancen auf auskömmliche Erzeugerpreise. Zusammenmit der Reform der
Agrarpolitik und den Anpassungen aus der Umsetzung der Farm-to-Fork-Strategie der EU werde es zu breiteren Fruchtfolgen auf deutschen Äckern kommen.