Zuletzt hat sich die Nachfrage nach Edelteilen und Verar-beitungsware zwar, wie im Winter üblich, belebt. Die
Schlachtunternehmen können aber deutschlandweit nur begrenzt Schlachtschweine abnehmen, weil aufgrund von Coronainfektionen und Quarantänemaßnahmen immer wieder das Personal in der Schlachtung und Zerlegung ausfällt und das bei ohnehin schon bestehendem chronischen Personalmangel. Besonders in Bayern bilden sich derzeit aufgrund coronabedingter Kapazitätseinschränkungen in den Schlachthöfen wieder größere Überhänge an schlachtreifen Schweinen.
Auf der Angebotsseite ist die Tendenz rückläufig, denn die schlechte Erlössituation bei gleichzeitig gestiegenen Futter- und Energiekosten hat in den letzten Monaten viele
Mäster davon abgehalten, neue Ferkel einzustallen. So wurde das Getreide teilweise verkauft und viele Mastställe stehen jetzt leer. In Folge des knapperen Angebots an schlachtreifen Schweinen könnten die
Schlachtschweinepreise in den nächsten Monaten wieder anziehen.
Negativ wirken sich allerdings die immer noch sehr hohen Gefrier- und Kühlhausbestände an Schweinfleisch aus. Zwar konnten diese von der Spitze von 259.000 t im Juli auf 209.000 t im September abgebaut werden. Mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, wie z.B. den vielerorts ausfallenden Weihnachtsmärkten und weiteren Einschränkungen, könnten die
Lagerbestände jedoch wieder ansteigen und die Preise erneut unter Druck setzen.
Und noch immer leider der Schweinefleischabsatz massiv unter den Folgen der Corona-Pandemie. Gastronomieschließungen, der Ausfall der großen Volksfeste oder die Beschränkungen der Besucherzahlen in den Stadien habe zu einem massiven Einbruch im Außer-Haus-Verzehr geführt. Die Pandemie trägt maßgeblich dazu bei, dass sich die Schlachtschweinepreise auf einem dauerhaft herabgesetzten
Preisniveau halten.
Aber auch die Tatsache, dass die Deutschen immer weniger
Schweinefleisch essen, bremst den Absatz. Der diesjährig Pro-Kopf-Verzehr in Deutschland wird auf 30,9 kg Schweinefleisch geschätzt und liegt damit um 1,4 kg unter dem Pro-Kopf-Verzehr von 2020. Obwohl die Schweinefleischerzeugung in Deutschland seit Jahren rückläufig ist, steigt der
Selbstversorgungsgrad (SVG) damit von 125 % im Jahr 2020 auf schätzungsweise 133 % in 2021. Trotzdem wird Schweinefleisch auch importiert, weil hierzulande vorzugsweise nur die Edelteile gegessen werden.
Das „fünfte Viertel" (z.B. Ohren, Pfoten und Schwänze) konnten vor dem Ausbruch der ASP noch gut bezahlt nach Asien exportiert werden. Seitdem China aufgrund der Afrikanischen
Schweinepest im September 2020 eine Exportsperre gegen Deutschland verhängt hat, erlösen diese Schlachtnebenprodukte teilweise nur noch ein Zehntel des ursprünglichen Preises. Mittlerweile ist die ASP in Brandenburg, Sachsen und jüngst auch in Mecklenburg-Vorpommern angekommen und breitet sich weiter aus.
Für das nächste Jahr wird eine global sinkende
Schweinefleischproduktion prognostiziert, hauptsächlich verursacht durch den Rückgang in der chinesischen Schweinfleischerzeugung. Nachdem in China mit den explodierenden Schweinepreisen ein Investitionsboom in industrielle Schweineproduktionsanlagen stattgefunden hat, stehen viele dieser Anlagen nach dem
Preisverfall im Frühjahr 2021 nun vor dem Ruin.
ie Importe Chinas werden daher voraussichtlich im nächsten Jahr wieder zunehmen. Chinas Hauptlieferanten Spanien, Dänemark und die Niederlande könnten dann wieder mehr Fleisch nach China liefern, was das derzeitige Überangebot am europäischen
Binnenmarkt entlasten würde. Davon könnte Deutschland indirekt profitieren.
Auch die bessere
Futterverwertung und höhere Tageszunahmen in der deutschen
Schweineproduktion verschafft Deutschland einen Wettbewerbsvorteil, denn bei den aktuell hohen
Futterkosten wird sich in Ländern, mit einer schlechteren biologischen Leistung, die Schweinehaltung zwangsläufig reduzieren. Inwiefern Deutschland von den Marktverschiebungen im nächsten Jahr profitieren kann, ist angesichts des weiteren Verlaufs der Corona-Pandemie, der weiteren Ausbreitung der ASP und dem gesellschaftlich geforderten Fortschritt beim Umbau der
Nutztierhaltung noch nicht absehbar.
In Baden-Württemberg wirkten sich die verschiedenen Qualitäts- und Regionalprogramme positiv auf die Schlachtschweineerlöse aus. In KW 46 lag der
Preis für Schlachtschweine Hkl. E mit 1,36 €/kg SG um 11 ct/kg SG über dem deutschen Durchschnittspreis.
Die Nachfrage nach Bio-Schlachtschweinen ist ungebrochen groß und die
Versorgung des Marktes weiterhin knapp. Die Preise im Oktober blieben auf hohem Niveau stabil, für November konnten weitere Preiserhöhungen umgesetzt werden. Bio-Schlachtschweine (E) erlösten im Oktober in Deutschland 4,01 €/kg SG gegenüber 3,79 €kg SG im VJ.