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20.01.2017 | 02:01 | Agribusiness 

Trübe Stimmung in der Agrarbranche - Hoffnungen für 2017

Hannover - Stagnierende oder sogar zurückgehende Umsätze, Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung und zum Teil wegbrechende Auslandsmärkte – das Jahr 2016 hat nach den ebenfalls schon schwierigen Vorjahren überwiegend für weiterhin trübe Stimmung im Agribusiness gesorgt.

Landmaschinenhersteller
Hersteller von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen müssen 2016 deutlichen Umsatzrückgang um rund 5 Prozent hinnehmen. (c) proplanta
Das Agribusiness ist in Deutschland nach dem Fahrzeugbau und dem Maschinenbau die drittgrößte Branche innerhalb des verarbeitenden Gewerbes. 2016 setzte die Branche trotz niedriger Agrarpreise nach vorliegenden Schätzungen erneut über 210 Milliarden Euro um, das entspricht einem Anteil von rund 12 Prozent am Gesamtumsatz des verarbeitenden Gewerbes.

Die bedeutendsten Teilbranchen des deutschen Agribusiness sind die Lebens- und Futtermittelindustrie, die Getränkeindustrie, die Landtechnikindustrie, die Saatzuchtindustrie, die Hersteller von Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie der Landhandel.

Die größte Teilbranche – die  Ernährungsindustrie – erzielte 2016 geschätzt ein leichtes Umsatzplus von 0,6 Prozent auf rund 170 Milliarden Euro. Die Ernährungsindustrie umfasst neben der Fleisch- und der Milchwirtschaft auch weitere Teilbranchen wie die Fischverarbeitung, die Obst- und Gemüseverarbeitung, die Herstellung von pflanzlichen sowie tierischen Ölen und Fetten, Mahl- und Schälmühlen sowie die Hersteller von Stärke und Stärkeerzeugnissen, die Hersteller von Back- und Teigwaren, die Futtermittelindustrie, die Getränkeindustrie sowie die Hersteller von sonstigen Nahrungsmitteln.

Die milchverarbeitenden Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern (Zahlen für Betriebe ab 20 Mitarbeitern liegen für alle Branchen noch nicht vor) erwirtschafteten in den ersten drei Quartalen mit 17,2 Milliarden Euro ein Minus von 898 Millionen Euro beziehungsweise fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Seit August zeichnet sich aber eine Trendwende ab: Die Umsätze übersteigen seitdem wieder die Vorjahreswerte. Unter dem Strich dürfte für die gesamte Molkereiwirtschaft 2016 dennoch ein Rückgang stehen. Nach 24,58 Milliarden Euro im Vorjahr dürften die Erlöse nur noch etwa 24,4 Milliarden Euro erreichen, das entspricht einem Minus von 0,7 Prozent. 

Die Fleischwirtschaft als umsatzstärkste Branche innerhalb der Ernährungsindustrie konnte den Rückgang ihrer Umsätze dagegen aufhalten und wuchs 2016 wieder leicht. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2016 wurden in den Schlacht- und Verarbeitungsunternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern 21,6 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Anstieg um 535 Millionen Euro beziehungsweise 2,5 Prozent. Die Gesamtbranche dürfte damit im Gesamtjahr leicht um 1,8 Prozent auf 40,4 Milliarden Euro wachsen.

Mit Problemen haben die Hersteller von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen zu kämpfen: Der Umsatz der Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern ging in den ersten drei Quartalen um drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Für das Gesamtjahr ist nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) für die gesamte Landtechnikindustrie sogar mit einem Umsatzrückgang um rund 5 Prozent auf etwa sieben Milliarden Euro zu rechnen.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zusammen mit dem Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness der Georg-August-Universität Göttingen. Die Studie basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes, des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer, des ifo Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. sowie eigenen Berechnungen.

Dr. Christian Janze, Partner bei EY: „Das Agribusiness hat gegenwärtig mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. So bekommt die Landtechnikindustrie derzeit den starken Rückgang der Getreide- und anderer Agrarpreise zu spüren. Die sich verhalten entwickelnde Nachfrage auf wichtigen Exportmärkten sowie die zunehmenden Unsicherheiten und protektionistischen Tendenzen setzen wiederum der Milch- und Fleischwirtschaft zu. Der Preisdruck, dem sich die Betriebe ausgesetzt sehen, wird durch die weitere Konsolidierung des deutschen Lebensmitteleinzelhandels noch verschärft. Die Unternehmen fahren 2017 trotz erster Anzeichen für eine Erholung der wirtschaftlichen Lage in der Milch- und der Fleischwirtschaft weiter auf Sicht und müssen ausreichend flexibel bleiben, um auf die volatile Lage schnell reagieren zu können.“

Professor Dr. Ludwig Theuvsen vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness an der Georg-August-Universität Göttingen ergänzt: „Ein weiteres Problem ist der zunehmende Akzeptanzverlust in der Bevölkerung. Gerade die Fleischwirtschaft hat mit einem Imageverlust zu kämpfen, der mit einem grundlegenden Wandel der Einstellung in Teilen der Gesellschaft zur industriellen Landwirtschaft im Allgemeinen und dem Fleischkonsum im Besonderen zu tun hat.“
de.ey
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