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23.08.2020 | 03:09 | Ernte 2020 

Unterdurchschnittliche Getreideernte erwartet

Berlin - Der Deutsche Bauernverband (DBV) rechnet in diesem Jahr auf der Grundlage von Erhebungen der Landesbauernverbände mit einer Getreideernte von nur noch 42,4 Mio t einschließlich Körnermais.

Getreideernte 2020
Bundesweit dürften 2020 insgesamt lediglich 42,2 Millionen Tonnen Getreide einschließlich Körnermais eingefahren werden - Die Hälfte davon ist Winterweizen - Der Anbau wurde gegenüber 2019 deutlich eingeschränkt - Weizenerträge ordentlich - Wintergerste dagegen im Frühjahr durch Frost und Trockenheit geschädigt - Winterraps mit deutlichem Produktionsplus zum sehr schwachen Vorjahresergebnis. (c) proplanta
Sollte sich die am Dienstag (18.8.) von DBV-Präsident Joachim Rukwied in Berlin vorgestellte Schätzung bestätigen, wären das 1,9 Mio t oder fast 5 % weniger als der Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 und ebenfalls 1,9 Mio t weniger als im Vorjahr.

Beim Winterweizen erwartet der Bauernverband jetzt ein Aufkommen von 21,1 Mio t, was exakt der Prognose des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV) entspricht. Dieser hatte seine Schätzung in der vorletzten Woche wegen einer kleineren Anbaufläche deutlich nach unten gesetzt.

Der Durchschnittsertrag über alle Getreidearten dürfte laut der Schätzung des Bauernverbandes mit knapp 70 dt/ha dem Mittel der Jahre 2015 bis 2019 entsprechen. Allerdings seien mit knapp 6,1 Mio ha fast 240.000 ha oder 4 % weniger Getreide ausgesät worden als im langjährigen Mittel. Der Rückgang der Anbaufläche beim Winterweizen zur diesjährigen Ernte fällt laut DBV besonders drastisch aus.

Nach der vorläufigen Bodennutzungshaupterhebung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurde Winterweizen zur Ernte 2020 auf einer Fläche von weniger als 2,8 Mio ha angebaut; dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um fast 300.000 ha. Im Bundesdurchschnitt wurde beim wichtigsten Nahrungsgetreide der DBV-Schätzung zufolge ein Ertrag von 76 dt/ha erzielt, womit das Vorjahresniveau um 2,5 % übertroffen wird.

Rapsschädlingsbekämpfung schwierig



Die Winterrapsernte veranschlagt der DBV aktuell auf 3,3 Mio t, was einem deutlichen Plus von 467.000 t zum allerdings sehr schwachen Vorjahresergebnis entsprechen würde. Zur Ernte 2020 wurde Raps auf einer Fläche von 954.000 ha gedrillt, was gegenüber 2019 einen Sprung um fast 12 % nach oben bedeutete.

Das Fünfjahresmittel von 1,2 Mio ha wurde damit jedoch noch deutlich verfehlt. Die Rapserträge liegen laut der aktualisierten DBV-Erntebilanz mit annähernd 35 dt/ha minimal über dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019.

Der Bauernverband verweist in dem Zusammenhang auf ein aus seiner Sicht steigendes Ertragsrisiko durch fehlende Bekämpfungsmöglichkeiten bei wichtigen Rapsschädlingen, die den gleitenden mehrjährigen Durchschnittsertrag kontinuierlich sinken ließen.

Fast 10 Prozent weniger Wintergerste



Wintergerste wurde zur diesjährigen Ernte auf einem Areal von 1,3 Mio ha gedrillt, was gegenüber dem Jahr davor eine Abnahme von 3 % bedeutete. Im Bundesmittel wurden dabei pro Hektar gemäß der Schätzung des Bauernverbandes lediglich 67 dt Wintergerste vom Feld geholt, nach 72 dt/ha im Jahr davor.

Daran zeigt sich für den DBV deutlich, dass die Ertragsbildung der Wintergerste durch die Trockenheit im März und April sowie durch die Nachtfröste im Mai beeinträchtigt wurde. Aus der kleineren Anbaufläche und den schwachen Erträgen resultiert eine diesjährige Erntemenge von nur 8,8 Mio t, was gegenüber 2019 ein Minus von 950.000 t oder fast ein Zehntel bedeutet.

Grünroggen geht ins Futter



Den Anbau von Winterroggen haben die Landwirte in Deutschland gegenüber dem vergangenen Erntejahr zwar um 0,3 % auf 634.000 ha zurückgenommen; das Fünfjahresmittel von 577.000 ha wurde aber noch erneut deutlich übertroffen. Allerdings ist laut DBV davon auszugehen, dass die Roggenfläche in diesem Jahr nicht vollständig zur Körnergewinnung genutzt, sondern aufgrund der absehbaren Futterknappheit zumindest teilweise vorab als Ganzpflanzensilage gehäckselt worden ist.

Folglich ist die geschätzte Erntemenge von 3,5 Mio t Winterroggen eher eine rechnerische Größe, als dass diese dem Markt tatsächlich zur Verfügung steht. Mit den Roggenerträgen dürften die Ackerbauern dieses Jahr zufrieden sein: Diese liegen mit durchschnittlich 55 dt/ha um 7 % über dem mehrjährigen Mittel, das der Bauernverband mit 51 dt/ha beziffert.

Braugerstenpreise unter Druck



Die Sommergerste hat ganz offensichtlich von den schlechten Aussaatbedingungen im Herbst 2019 profitiert. Sie wurde in diesem Frühjahr auf 367.000 ha gedrillt, was im Vorjahresvergleich eine Zunahme von 10.000 ha bedeutete. Die Erträge erreichten dem DBV zufolge im Bundesmittel - wie in der vorjährigen Ernte - 51 dt/ha. Folglich belief sich die Druschmenge auf schätzungsweise 1,9 Mio t.

Erreicht Sommergerste die von den Mälzereien geforderten Qualitätsparameter wie Proteingehalt und Vollgerstenanteil, kann sie als Braugerste vermarktet werden. Allerdings stehen die Preise in diesem Segment durch die coronabedingte Absage von Großveranstaltungen und die zeitweise Schließung der Gastronomie unter Druck, da sich laut Bauernverband der Bierabsatz verringert hat und somit auch die Nachfrage nach Braugerste gesunken ist. Aktuell lägen die Erzeugerpreise für Braugerste bei rund 163 Euro/t; vor Jahresfrist hätten noch 20 Euro/t mehr erlöst werden können.
AgE
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